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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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das nicht dulden. Ich hörte mich sagen: »Ich muss für Ema und mich ein Zuhause finden.«
    »Ich habe zwei Schlafzimmer, sind leer. Ihr könnt bei mir wohnen. Vassily ist nicht oft in London. Zum Glück. Wenn er kommt, will er nur den Sex machen.« Sie schien ihren eigenen Worten nachzulauschen und fügte dann in leicht verändertem Ton hinzu: »Aber wenn ihr ihn seht, ihr werdet ihn mögen.«
    Es war eine schöne Wohnung, und ich war in großer Versuchung. Aber in meiner Fantasie sah ich mich und Ema in einen russischen Mafiakrieg verwickelt, wo wir beide mit braunem Klebeband an Küchenstühle gefesselt wurden und zwei Männer mit dicken Schnurrbärten, die Leonid und Boris hießen, uns mit Messern bedrohten, damit wir ihnen das Versteck von Mann/Geld/Koffer verrieten.
    Sie las meine Gedanken. »Vassily ist legal.«
    »Wirklich?« Ich war mir sicher, dass sie angedeutet hatte, seine Aktivitäten seien illegal.
    »Er ist Verbrecher.« Sie klang gelangweilt. »Natürlich, er ist Verbrecher, aber nicht Mafia.«
    Na ja, dann!
    Und welche anderen Möglichkeiten hatte ich? Den Persil-Palast? Das hätte viel negativere Auswirkungen auf Ema, als mit braunem Klebeband an einen Küchenstuhl gefesselt zu werden. Sogar die letzte Bruchbude von Hotel war besser als der Persil-Palast.
    Die Würfel waren also gefallen – jetzt, nachdem Irina das Angebot gemacht hatte.

Jojo
    Am Freitagabend half Manoj ihr, die Kartons in ein Taxi zu laden.
    »Ich kann es nicht glauben, dass du gehst«, sagte er mit zittriger Stimme.
    »Sei kein Baby«, sagte sie. »Ich hol dich zu mir. Sobald das Geschäft läuft.«
    Das Hoch nach ihrer dramatischen Kündigung verflachte. Es war alles so schnell passiert – am Dienstag hatte sie ihre Autoren angerufen, um zu sehen, ob sie es allein wagen konnte. Jetzt war es erst Freitag.
    Die ganze Woche hatte sie sich damit aufgeputscht, dass sie dem System einen Tritt versetzen würde. Sie würde die sexistische Rangordnung durchbrechen. Das hatte sie angefeuert, hatte sie überzeugt, dass sie das Richtige tat. Aber als sie Manojs zitterndes Kinn sah, verfiel sie wieder in den Trancezustand, in dem sie sich während der Woche so oft befunden hatte, und fragte sich: Was habe ich getan? Sie hatte Lipman Haigh verlassen, und sie würde nicht wieder dorthin zurückkehren. Die Erkenntnis traf sie so, als wäre ein Zehnpfundsack aus großer Höhe auf sie runtergefallen.
    Kein Zurück mehr. Nicht zu ihrer gut bezahlten Stelle als Partner. Nicht zu Mark.
    Und sie war diejenige, die es so weit getrieben hatte.
    Die Taxifahrt zu ihrer Wohnung war wie ein schlechter Traum. Was tat sie sich an – was hatte sie sich angetan?
    Ihr Handy klingelte. Sie sah auf das Display – Mark – und ließ den Anruf zur Voicemail gehen.
    Als sie in ihre Wohnung kam, blinkte der Anrufbeantworter. So schnell?
    Die erste Nachricht war von Jim Sweetman. »Jojo. Ich fühle mich von deinem Angebot geschmeichelt, aber ich bleibe bei Lipman Haigh.«
    Mist, dachte sie. Und dann: Na und? Sie würde jemand anders für die Medien finden, und Olga war noch mit von der Partie. Gut, Olga hatte nicht ja gesagt, als Jojo sie gefragt hatte, sie hatte einfach dagesessen und sie mit einem Ausdruck unaussprechlichen Erstaunens angesehen. Aber sie hatte nicht nein gesagt, und jetzt fand Jojo, dass das so gut wie ja war.
    Die zweite Nachricht war von Mark. »Du bist gut, das muss ich dir lassen, du hast mich fast überzeugt. Aber du musst nicht so weit gehen, Jojo. Deinen Kündigungsbrief habe ich schon zerrissen, komm am Montag einfach zur Arbeit, so wie immer, und wir regeln das Ganze. Du bist jetzt einer der Partner, Jojo, und was uns beide angeht – du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, wir müssen zu einer Lösung kommen, Jojo, wir müssen, die Alternative ist einfach zu fürchterlich …«
    Da war die Sprechzeit vorbei, aber die nächste Nachricht war auch von Mark, der einfach da weitermachte, wo er aufgehört hatte: »Wir können es noch alles in Ordnung bringen. Du und ich, Jojo, wir können es hinkriegen. Du kannst deine alte Stelle wiederhaben, oder als Partner zurückkommen, wie du willst. Sag nur, was du willst, und du kannst es haben …«
    Insgesamt waren sechs Nachrichten auf dem Band von ihm.
     
    Sie wollte das Wochenende bei Becky und Andy verbringen.
    »Weil du mit Menschen zusammen sein möchtest, die dich lieben«, sagte Andy verständnisvoll.
    »Nein, weil Mark bestimmt mitten in der Nacht zu meiner Wohnung kommt

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