Neue Schuhe zum Dessert
mit sicheren Umsätzen.
Mit jedem Autor, der sich von ihr abwandte, schrumpften ihre Chancen, es allein zu schaffen. Becky sagte immer wieder: »Warum gehst du nicht zurück? Du könntest deine alte Stelle wiederhaben, als Partner. Als Partner , Jojo.«
»Ich mache bei diesem patriarchalischen System nicht mit.« Jojo hatte das Wort patriarchalisch von Shayna gelernt. Es gefiel ihr. Sie benutzte es jedes Mal, wenn jemand versuchte, sie zu überreden, wieder zu Lipman Haigh zurückzukehren. »Jetzt, wo ich das durchschaut habe, wäre es zu deprimierend.«
Aber es war sehr, sehr verführerisch.
Und die ganze Zeit wurde sie mit Nachrichten von Mark bombardiert. Tag und Nacht schickte er E-Mails, SMS-Nachrichten, Blumen, Briefe, einen Karton mit Jo-Malone-Produkten, er rief auf ihrem Handy, auf ihrem Telefon in der Wohnung an, er wartete auf sie vor ihrer Wohnung. Zweimal war er betrunken und hatte mehrere Stunden auf ihren Klingelknopf gedrückt. Er hatte auf der Straße gestanden und zu ihrem Fenster hochgerufen. Die Nachbarn beklagten sich und drohten, sie würden die Polizei holen, wenn er es noch einmal machte. Sie hätte selbst die Polizei rufen können, aber bei der Vorstellung schrumpfte sie zusammen wie eine Auster, wenn man Zitrone draufträufelt. Das konnte sie ihm nicht antun, es war alles zu traurig.
Aber das Schlimmste war nicht, wenn er sich wie ein Verrückter benahm, sondern wenn er seine Überredungskünste anwandte – wenn er ihr immer wieder versicherte, dass ihre Stelle als Partner bei Lipman Haigh noch immer für sie bereitstehe und dass ein Leben mit ihm jederzeit beginnen könne, wenn sie das wolle. Herrgott im Himmel, es war verlockend. Sein Spruch war: »Sag, was du willst, Jojo, und du bekommst es.«
Aber das Einzige, was sie wollte, konnte sie nicht haben. Sie wollte die Zeit zurückdrehen: Sie wollte, dass Mark für sie stimmte und nicht für Richie Gant.
Es war seltsam – sie wusste, dass sie wütend auf ihn war, auch wenn es sich nicht so anfühlte, und obwohl sie ihn vermisste wie ein fehlendes Glied, gab es keinen Weg zurück. Was immer geschehen war – und sie war sich nicht sicher, was das genau war –, es hatte sie vergiftet, und es gab keine Rettung. Es war vorbei, vorbei.
Und es war erstaunlich, dass er ihr regelrecht nachstellte, sie ihn aber niemals sprach und ihn auch nicht sah. Ja, das machte es leichter, bei ihrer Entscheidung zu bleiben. Sie vermutete, wenn sie sich sehen würden, wäre es gleich um sie geschehen. Im Moment war alles so schrecklich und so übel, dass sie der Versuchung, in die Geborgenheit ihres alten Lebens zurückzuschlüpfen, wo sie geliebt wurde und in Sicherheit war, nicht widerstehen könnte.
Montagmorgen
Ihr zweiter Montag als selbstständige Agentin. Sie fühlte sich selbstbewusst und voller Hoffnung, als wäre sie einen wichtigen Schritt weitergekommen.
Das Telefon klingelte. Es war Nathan Freys Frau, die ihr mitteilte, dass Nathans neuer Agent Richie Gant war.
Verdammte Scheiße.
Jetzt hatte sie nur noch einen wichtigen Autor auf der Liste: Eamonn Farrell.
Sie beschloss, Olga Fisher anzurufen. Mehr als eine Woche war vergangen, und Olga hatte nichts von sich hören lassen.
»Hallo, Olga. Hast du deine Kündigung eingereicht? Wann kommst du zu mir?«
»Sei nicht so unverschämt. Natürlich habe ich nicht gekündigt.«
»Das hättest du mir wenigstens sagen können«, sagte Jojo erregt. »Ich dachte, du würdest mit mir zusammenarbeiten.«
»Meine Liebe, die ganze Sache ist so absolut lächerlich … warum sollte ich das tun? … Ohh!« Und mit diesem Ausruf der Empörung beendete Olga das Gespräch.
Am Dienstag wandten sich zwei kleinere Autoren von ihr ab. Aber am Mittwoch zerfiel auch noch der Rest.
Sie schaltete den Computer an, wo eine E-Mail von Eamonn Farrell wartete, in der es hieß, er habe einen neuen Agenten gefunden. Sie lehnte die Stirn an den Bildschirm. Das war’s, ihr letzter wichtiger Autor – weg.
Dann klingelte das Telefon: Mark. Er hatte jeden Morgen um diese Zeit eine erregte und flehende Nachricht für sie aufs Band gesprochen, aber jetzt klang er anders. Gefasst.
»Jojo«, sagte er, »ich werde dich nicht weiter belästigen. Es tut mir Leid, dass wir keine Lösung gefunden haben, nichts hat mir je mehr Leid getan. Wir standen kurz davor, alles perfekt zu machen, wir hatten den Punkt fast erreicht, aber ich weiß, wann ich geschlagen bin. Ich wünsche dir alles Gute. Das meine ich
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