Neue Schuhe zum Dessert
haben. Jedenfalls, ich gehe rein, und Prinzessin Cody thront an der Stirnseite des Tisches und nimmt seine Geschenke in Empfang. Ich hatte kein richtiges Geschenk, denn an dem Nachmittag hatte Mam mir zum ersten Mal seit der Sache mit Dad erlaubt, einkaufen zu gehen, und das hatte mich so aufgeregt, dass ich mich nicht entscheiden konnte, wo ich anfangen und was ich kaufen sollte. Statt also ein Geburtstagsgeschenk für Cody zu kaufen, kaufte ich plötzlich – kann man es glauben – eine Kohlenschütte. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie übte sie eine Anziehung auf mich aus; ich war in der Haushaltswarenabteilung bei Dunne, und als ich sie im Vorbeigehen sah, musste ich sie plötzlich haben. Und dann – aber bitte erzähl das keinem weiter – bin ich in die Spielzeugabteilung gegangen und habe mir einen Zauberstab gekauft. Er ist silbrig glitzernd mit lila Flauschzeug an der Spitze. Ich bin verwirrt und beschämt, dass ich so etwas haben wollte, aber dann habe ich es mir so zusammengereimt, dass es mit Dad zu tun hat; weil er abgehauen ist, hat er mich meiner Kindheit beraubt, und mit dem Zauberstab wollte ich sie mir wieder zurückholen.
Was ich aber eigentlich erzählen wollte, war, dass ich keine Zeit mehr hatte und für Cody nur eine Flasche Champagner kaufen konnte, an der ich eine große Schleife befestigte, was mir aber nicht gut gelang, weil ich anscheinend einen Dauertatterich habe, und als ich ihm die Flasche überreichte, machte er ein hochmütiges Gesicht und sagte eisig: »Man sieht, dass du dir richtig Mühe gegeben hast.«
Ich wollte schon auf dem Absatz kehrtmachen und nach Hause gehen, um mit Mam Winning Streak zu gucken. »Ich brauche mich von dir nicht beleidigen zu lassen«, sagte ich, »ich kann auch woanders hingehen.«
Da hat er sich – wenn das kein denkwürdiger Moment war – entschuldigt und hat Trevor von seinem Platz verscheucht, damit ich neben ihm sitzen konnte.
Es war die übliche Cody-Gang: laut kreischende, gut aussehende und lustige Leute. Die Männer hatten manikürte Finger, und die Frauen waren alle super zurechtgemacht und hatten sich bei Burberry eingekleidet. Sylvie war da und Jennifer und ein paar andere, deren Namen mir jetzt nicht einfallen. Ich fing also mit den Wodka-Tonics an und amüsierte mich alles in allem prächtig. Dann sagte ich zu Cody, wie schön es sei, von einem richtigen großen Teller zu essen, denn bei Mam haben wir die ganze Zeit von Frühstückstellern gegessen, weil sie die anderen zerschmettert hat und ich noch keine Zeit hatte, neue zu besorgen.
Cody schlug darauf mit seinem Messer ans Glas (wobei eine Mohrrübenscheibe in seinen Champagner purzelte, ohne dass er es bemerkte) und bat um Ruhe, damit ich die Geschichte von meinem Dad, der abgehauen war, erzählen konnte. Da ich inzwischen meinen sechsten Wodka-Tonic intus hatte, kam es mir nicht mehr schrecklich vor, sondern auf seltsame Weise komisch. Alle am Tisch hörten ganz gebannt zu und bogen sich vor Lachen bei meiner Beschreibung von Dads neuem Outfit, von unserem Abenteuer mit dem Notarztwagen und von meinen Besuchen in der Apotheke. Dann erzählte ich noch von der letzten Woche, in der ich jeden Morgen um fünf Uhr aufgestanden und um ein Uhr nachts aus Kildare gekommen war. Und von den Chemieklos, die am Morgen der Hochzeit ganz verschmutzt waren, und da keiner da war, der sie reinigen konnte, weil sich keiner zuständig fühlte, musste ich mir die Ärmel meines Festkleids hochkrempeln, Gummihandschuhe anziehen und mit der Klobürste selbst zu Werke gehen. Und dabei musste ich meinen dramatischen Kopfputz aus Pfauenfedern anlassen, weil es nirgendwo eine saubere Ablage gab.
An jenem Tag war es eklig gewesen, aber als ich bei den Partygästen mit der Schilderung für Erheiterung sorgte, konnte ich die humorvolle Seite sehen. Es war einfach WAHNSINNIG komisch. So komisch, dass ich irgendwann in Tränen ausbrach. Sylvie und Raymond gingen mit mir auf die Damentoilette und halfen mir, mich wieder herzurichten, danach bestellte ich einen weiteren Wodka-Tonic und war wieder auf dem Damm.
Dann erzählte ich allen, auch den Kellnern und den Gästen an den anderen Tischen, von den Tiramisu-Schokoriegeln. Ab da verschwimmt meine Erinnerung. Ich weiß noch, dass die Rechnung entsetzlich hoch war und alle mir die Schuld gaben, weil die Wodka-Tonics zehn Pfund das Glas kosteten, und ich hatte mindestens elf getrunken.
Noch verschwommener ist meine Erinnerung an meine Weigerung, das
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