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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Ich hatte das als Paranoia abgetan, aber es traf zu.
     
    An dem Abend war es fast ein Uhr, als ich nach Hause kam. Mam war noch wach, aber zu meiner Überraschung ging es ihr dem Anschein nach etwas besser. Ihr Blick war nicht mehr so tot und abwesend, und sie wirkte etwas heiterer. Dann fand ich den Grund heraus.
    »Ich habe das Buch gelesen«, sagte sie, fast fröhlich.
    »Welches Buch?«
    »Mimis Medizin . Es hat mir gut gefallen.«
    »Wirklich?« Ich hatte plötzlich richtig Angst. Ich wollte nicht, dass es jemandem gefiel.
    »Es hat mich richtig aufgemuntert. Du hast gar nicht erzählt, dass Lily es geschrieben hat! Erst als ich das Foto auf dem Umschlag sah, habe ich das begriffen. Was für eine Leistung, ein Buch zu schreiben.« Dann sagte sie verlegen: »Ich mochte Lily sehr gern, sie war immer so freundlich .«
    »Moment mal, Moment! Sie hat mir meinen Freund weggenommen, weißt du noch?«
    »Ehm, ja, schon. Hat sie noch andere Bücher geschrieben?«
    »Ein anderes«, sagte ich knapp. »Aber das ist nicht veröffentlich worden.«
    »Warum nicht?« Mam klang entrüstet.
    »Weil … weil niemand es mochte.« Das war gemein von mir. Einige Agenturen mochten es wohl. Oder fast. Wenn sie nur diese Person rausnehmen oder den Schauplatz nach Maine verlegen oder im Präsens schreiben würde …
    Jahrelang hatte Lily an dem Buch gefeilt und es umgeschrieben  – wie hieß es noch? Irgendwas mit Wasser. Ach ja, Glasklar , genau so hieß es. Aber selbst als sie die gewünschten Änderungen vorgenommen hatte, wollte es niemand.
    Immerhin, sie hatte es geschafft, nicht nur von einem Agenten abgelehnt zu werden, oder von zweien, sondern von drei Agenten, und das hatte mich stark beeindruckt.
    »Ich gebe das mal Mrs Kelly zu lesen«, sagte Mam. »Sie liest gern hin und wieder ein gutes Buch.«
     
    Dass Mam Lilys Buch mochte, hatte die Angst wieder zum Vorschein gebracht, die meine schreckliche Woche überschattet hatte. Am nächsten Tag rief ich bei der ersten Gelegenheit Cody an. Er war nicht im Büro, aber ich erreichte ihn über sein Handy. Er atmete schwer, und ich nahm an, er war im Fitnesscenter. Oder er war beim Sex. »Wie läuft Lilys Buch?«
    »Nicht unbedingt ein Bombenerfolg.«
    »Zum Glück.«
    »Na, na.«
    »Ach, lass mich.«
    Dann, fast ein wenig zögernd, fragte er: »Hast du es gelesen?«
    »Na klar! Schrecklicher Quatsch. Und du?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Er schwieg einen Moment. »Ich fand es … ehrlich gesagt, mir hat es gefallen.«
    Ich dachte, er meinte das sarkastisch. Schließlich war es Cody.
    Dann wurde mir klar, dass er nicht sarkastisch war, und ich wäre vor Angst fast gestorben. Wenn es Cody, dem größten lebenden Zyniker, gefallen hatte, dann musste es gut sein.
    8
    AN:   [email protected]
VON:  [email protected]
THEMA:  Der Dämon Alkohol
     
    Samstag war Codys Geburtstag – muss ich das näher erklären? Er hatte zwanzig seiner engsten Freunde zu einem Besäufnis im Marmoset, Dublins neuestem Restaurant, eingeladen und war empört, dass mein Organisationstalent hier nicht zum Einsatz kam. Aber um ehrlich zu sein, ich war überhaupt nur da, weil ich vor Cody noch mehr Angst habe als vor Mam. Jedenfalls, um es kurz zu machen, die Erleichterung, dass Davinias Hochzeit ohne größere Zwischenfälle glatt über die Bühne gegangen war, zusammen mit dem Stress wegen meiner Situation zu Hause, hatte zur Folge, dass ich völlig über die Stränge schlug.
    Offensichtlich war ich schon im Voraus besorgt, denn ich hatte mir einen idiotensicheren Plan zurechtgelegt, wie ich den ganzen Abend nüchtern bleiben würde: Ich nahm mir vor, keinen Wein zu trinken, denn wenn einem ständig das Glas neu aufgefüllt wird, ist es ganz unmöglich, einen Überblick über die Menge zu behalten. Stattdessen wollte ich Wodka-Tonic trinken und – und das ist der idiotensichere Teil des Plans – nach jedem Drink die alte Zitronenscheibe in das neue Glas tun. So wüsste ich immer, wie viele Drinks ich schon gehabt hatte, und wenn keine Zitronenscheiben mehr in das Glas passten, war es Zeit, nach Hause zu gehen. Genial, oder?
    Keineswegs.
    Ich kam als Letzte an, nicht nur, weil Mam immer neue Ausflüchte erfand, die mich am Weggehen hindern sollten, sondern auch, weil das Marmoset eins von diesen beklagenswerten Lokalen ist, das keinen Hinweis auf seine Existenz gibt – kein Schild, keine Hausnummer, keine Fenster. So wie es die coolen Lokale in London und New York vor fünf Jahren auch gemacht

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