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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Normalität einkehren? Ich hatte keine Beziehung – keine Perspektive. Und so, wie ich jetzt lebte, würde ich auch nie eine haben. Entweder Dad kam zurück, oder … oder was?
    Es musste etwas passieren.
    Aber bei Dad fruchtete nichts. Keine Entschuldigungen, keine Versprechungen, weder Wut noch ein Appell an sein Verantwortungsgefühl. »Dad«, sagte ich, »hilf mir doch bitte, ich schaff das nicht. Du weißt doch, Mam … sie ist unfähig, ohne dich kommt sie nicht zurecht.«
    »Es ist natürlich schwierig, aber sie wird sich dran gewöhnen.« Sein Ton war immer noch sanft, aber auf besorgniserregende Weise unbeteiligt. Es war ihm gleichgültig.
    Nichts war mehr unschuldig, alles war jetzt schmutzig und verkommen. Als ich klein war, dachte ich, mein Dad könne alles richten. Damals machte Tante Eilish immer einen Witz – der damals eine gewagte Blasphemie war. Sie sagte: »Was ist der Unterschied zwischen Gott und Noel Hogan? Gemma glaubt nicht, dass Gott Noel Hogan ist.«
    Aber die Welt war jetzt eine andere. Es gab keine magischen Lösungen mehr, und ich hielt es nicht aus. Besonders weil ich immer Daddys kleines Mädchen war. Bis ich ungefähr vier war, sind wir jeden Tag, wenn er von der Arbeit kam, mit meinem Puppenwagen und Tiny Tears losgezogen zum Geschäft und haben seine Zigaretten gekauft.
    Jetzt war diese Nähe für immer verschwunden, nie wieder würde ich sein kleines Mädchen sein. Er hatte jemand anders gefunden, und obwohl ich wusste, dass das dumm und irrational war, fühlte ich mich zurückgewiesen. Was passte ihm an mir nicht mehr, dass er sich mit einer einlassen musste, die nur vier Jahre älter war als ich?
    Mam hatte Recht – es war so, als wäre er tot, nur schlimmer.
    Meine größte Sorge war, dass Colette schwanger werden könnte. Das würde diese ganze verfahrene Angelegenheit endgültig besiegeln, und wir würden nie wieder das Leben haben, das wir hatten. Das Traurige daran war, dass ich mir immer Geschwister gewünscht hatte. Man soll sich seine Wünsche eben sorgfältig aussuchen.
    Jedes Mal, wenn ich mit Dad sprach, war mir fast übel vor Angst, dass er sagen würde: »Du bekommst bald eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder.« Bestand diese Möglichkeit? Ich wollte ihn nicht fragen, falls ihn das auf Ideen brachte, aber es nicht zu erwähnen, war mir auch nicht möglich, also rief ich ihn an und sagte: »Dad, ich möchte dich um etwas bitten.«
    »Sprichst du von deinem Rasen?«, antwortete er. »Der braucht erst im März gemäht zu werden, und der Rasenmäher steht im Schuppen.«
    »Falls Colette schwanger wird.« Ich machte eine Pause, damit er Gelegenheit hatte, sofort zu erwidern, dass dergleichen nicht passieren würde. Aber mitnichten. Ich zwang mich fortzufahren. »Sollte sie schwanger werden, dann möchte ich, dass du mich anrufst. Hörst du? Meinst du, das wäre ausnahmsweise möglich?«
    »Ach, Gemma, sprich nicht so.«
    Ich seufzte und bedauerte meinen harschen Ton. »Entschuldigung. Aber würdest du es mir sagen?«
    »Ist gut.«
    Obwohl es wehtat, dass er nie anrief, war das auch eine kleine Erleichterung.
    Aber jetzt zurück zu Susan.
     
    Ich bin besessen von dem Wunsch, einen Hello-Kitty-Toaster zu kaufen. Er ist so süß, und – stell dir vor – er toastet das Hello-Kitty-Gesicht auf die Scheibe Brot. Es ist mir gelungen, einen Internetzugang auf Dads altem, überholtem PC zu installieren. Obwohl mein Kommunikationsklotz so viele Talente hat, kann er mir kein Farbbild von den Hello-Kitty-Toastern liefern. Halt mir die Daumen.
    Liebe Grüße
    Gemma
     
    PS Jetzt ist es sechs Wochen her, seit Dad Mam verlassen hat, und Mam geht es fantastisch. Sie hat zehn Kilo abgenommen, sich blonde Strähnchen machen und sich liften lassen und hat sich einen fünfunddreißig Jahre alten Freund zugelegt. Sie fahren demnächst in die Ferien zum Cap Ferrat. Sie weigert sich weiterhin, das Autofahren zu lernen, aber das macht nichts, weil ihr neuer Galan (Helmut, er ist Schweizer) immer einen Wagen für sie schickt oder sie mit seinem roten Aston Martin mit Möwenflügeltüren abholt.
     
    Ich drückte auf »Abschicken« und schaltete Dads alten Computer ein. Ich wollte einen Hello-Kitty-Toaster im Internet finden oder bei dem Versuch sterben.
    »Was machst du da?« Mam war reingekommen und guckte mir über die Schulter, während ich die Tasten drückte.
    »Ich suche einen Hello-Kitty-Toaster.«
    »Warum?«
    »Einfach so …« Ich arbeitete mich mit großer

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