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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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vierter Sohn. Ich habe erst mit fünfzehn gemerkt, dass ich ein Mädchen war!
     
    Warum ist das so lustig?
    Wie bitte?
     
    Warum lachen Sie? Warum ist diese Verwirrung über Ihr Geschlecht eine lustige Sache?
    Also, ich weiß nicht, das war ein Witz. Ich wollte nur sagen, dass ich nicht eins dieser hübschen Mädchen war, die hübsche Kleidchen tragen und sich nie schmutzig machen. Kann ich ein Kaugummi kauen? Nein? Wirklich nicht?
     
    Was haben Sie als Kind angezogen?
    Das mit den Zigaretten verstehe ich, aber Kaugummi? Dabei ist es nicht einmal richtiges Kaugummi, sondern ein Nicorette. Ein medizinisches Kaugummi. Ich habe auch nicht vor, es unter meinen Sitz zu kleben, wenn ich gehe. Was meinen Sie?
     
    Was haben Sie als Kind angezogen?
    Das soll also ein Nein sein, oder? Verdammt. Was ich angezogen habe? Dasselbe wie andere auch – Jeans, Turnschuhe. Skibrille. Federboas. … Entschuldigung. Nur Jeans und Turnschuhe.
     
    Ihre eigenen?
    Meistens.
     
    Wessen noch?
    Manchmal die meiner Brüder. He, wir waren nicht sehr reich, und meiner Mom und mir war es egal, was ich anhatte.
     
    Was machen Ihre Brüder heute?
    Sie sind bei der Polizei.
     
    Alle drei?
    Ehm … ja.
     
    Es klingt, als wäre Ihre Familiensituation auf starke Männer ausgerichtet. Entschuldigen Sie bitte, ich glaube nicht, dass es meine Mutter erfreuen würde, wenn sie das hörte! Sie ist eine echte Dame. Wir brauchten nur »verdammt« zu sagen, schon hat sie uns eine Kopfnuss gegeben.
     
    Sie hat Ihnen eine Kopfnuss gegeben?
    … Ahhh … Ich verstehe, worauf Sie hinaus wollen … Aber Sie wollte nicht, dass ihre Kinder fluchen. Sie hat versucht, uns Werte zu vermitteln.
     
    Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.
    Sie ist Engländerin, sie heißt Diane, sie ist Krankenschwester. Sie hat Papa kennen gelernt, als er mit dem Opfer von einer Schießerei ins Krankenhaus kam.
     
    Es war bestimmt schön, eine Mutter zu haben, die Krankenschwester war, wenn Sie als Kind mal krank waren.
    Sie machen mir Spaß. Meine Mom hat gesagt, sie müsste sich den ganzen Tag um Kranke kümmern, und sie wollte es nicht auch noch in ihrer Freizeit tun. Wenn ich zum Beispiel hinfiel und mir die Knie aufschlug, dann sagte sie, sie hätte ein kleines Mädchen auf ihrer Station, dessen Körper zu siebzig Prozent mit Verbrennungen dritten Grades bedeckt sei. Oder wenn Papa Kopfschmerzen hatte, sagte sie, er solle sich mal den Schädel mit einem Baseballschläger einschlagen lassen – und dann hat sie ihm angeboten, das für ihn zu tun.
     
    Die Ehe Ihrer Eltern war also nicht sehr glücklich?
    Doch! Sie waren verrückt nacheinander. Das mit dem Baseballschläger war nur ein Scherz.
     
    Was passierte, als Sie fünzehn waren und herausfanden, dass Sie ein Mädchen waren?
    Also, ich habe immer gewusst, dass ich ein Mädchen war, aber ich gehörte einfach zu den Jungen.… Aber als ich fünfzehn war, habe ich einen Jungen beim Poolbillard geschlagen.… Muss ich noch mehr sagen? … Gut, wir hatten im Keller einen Billardtisch, und da habe ich mit Dad und meinen Brüdern gespielt, und sie haben mich vernichtet. Aber trotzdem war ich ganz schön in Übung. Dann war da dieser Junge, den ich mochte.
     
    Sie mochten ihn – wie?
    Ich mochte ihn, ich mochte ihn sehr, ich war verknallt in ihn.
     
    War das das erste Mal, dass Sie verknallt waren?
    Neiiin. Ich habe mich dauernd verknallt, seit ich acht war – aber nicht in Jungen, sondern meistens in Filmstars. Also, ich verehrte Tom Cruise und hatte eine Riesenschwäche für Tom Selleck … vielleicht lag es daran, dass sie Tom hießen. Wenn ich jetzt drüber nachdenke – ich war auch richtig scharf auf Tom Hanks in Big .
     
    Und wie hieß der Junge, in den Sie verknallt waren?
    Melvin. Nicht Tom. Vielleicht war das das Zeichen für ein Scheitern.
     
    Was ist passiert?
    Es war meine erste richtige Verabredung. Er kam zu uns nach Hause, und Papa sagte, wenn er Hand an mich legte, würde er, mein Dad, ihn umbringen. Dann, nachdem er dem armen Jungen Angst und Bange gemacht hat, sagte er: »Na, dann viel Spaß, Kinder.« Dann sind Melvin und ich ausgegangen und haben Poolbillard gespielt, und ich habe ihn geschlagen. Das hat ihm gestunken, und danach wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben.
     
    Wie haben Sie sich gefühlt?
    Ich fand das idiotisch von ihm. Ich wollte keinen Typen, der besser sein musste als ich.
     
    Jetzt kommen wir ein bisschen weiter.
    Ach ja?
     
    Aber die Zeit ist um. Bis nächste Woche,

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