Neue Schuhe zum Dessert
auf den Hüften, die Augen in die Ferne gerichtet hatte, plötzlich das Gleichgewicht verlor und runterpurzelte, wo sie sich verlegen wieder aufrappelte. Wütend blitzte sie in die Kamera, wie Robbie Williams vor den Paparazzi.
Plötzlich hörte Jojo auf zu lachen und dachte: Ich bin eine Frau in den besten Jahren. Ich sollte den Samstagabend nicht allein im Bett verbringen müssen, mit einem Video über Meerkatzen, die von Bäumen purzeln. Sie drehte sich zu ihrer Handtasche auf dem Kissen neben ihr um. »Das ist nicht fair«, sagte sie. Aber die wusste das schon.
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Ich hätte mich nie mit ihm einlassen sollen, dachte sie. Ich könnte jetzt in einen anderen Mann verliebt sein, einen, der nicht verheiratet ist. Ja, könnte, sollte, hätte … Wenn es wenigstens nur um Sex ginge, dachte sie mit Bedauern. Wenn wunderbare, riskante Vögeleien das Wichtigste wären. Die Beziehungsexperten sprachen davon, dass eine Anziehung, die auf Freundschaft und gegenseitiger Achtung basierte, viel eher Bestand haben würde – und die Schweinepriester hatten Recht. Schon bevor Jojo zu Lipman Haigh gewechselt war, hatte sie Respekt für Mark empfunden; in der Branche war er als jemand mit Visionen bekannt. Als er fünf Jahre davor als geschäftsführender Partner zu Lipman Haigh gekommen war, hatte er eine verschlafene kleine Agentur vorgefunden, mit Partnern, von denen einige so alt waren, dass Jocelyn Forsyth dagegen wie ein aufmüpfiger Jugendlicher erschien. Marks erste Amtshandlung hatte darin bestanden, mehrere scharfe junge Agenten aufspüren zu lassen und drei von ihnen zu Partnern zu machen, sobald die drei tatterigsten Amtsinhaber überredet werden konnten, auszuscheiden. Dann baute er eine Abteilung für ausländische Rechte sowie einen Medienarm auf, und innerhalb von anderthalb Jahren hatte sich Lipman Haigh von einem Unternehmen, das niemanden besonders interessierte, zu der »neuen« Literaturagentur in London entwickelt, mit der man zu rechnen hatte.
Er war hart – das musste er sein –, aber er bewahrte sich eine gewisse Anmut. In Verhandlungen mit Verlegern konnte er so unbeeinflussbar sein wie Zellulitis, aber er blieb anständig. Es ist nichts Persönliches, sagte seine Haltung, aber so geht es nicht. Ich werde nicht nachgeben, vielleicht sollten Sie ein Einsehen haben. Nicht hochmütig, nicht schmierig, einfach direkt.
Und er hatte Sinn für Humor. Nicht so, dass man sich dauernd den Bauch hielt vor Lachen, wie bei Jim Sweetman, den er sich zum Mit-Manager erkoren hatte und der genau wusste, wie er Freunde gewinnen und Menschen rumkriegen konnte, aber er hatte einen Hang zur Fröhlichkeit gleich unter der Oberfläche.
Doch was Jojo an Mark Avery am meisten bewunderte, war seine unglaubliche Fähigkeit, Probleme zu lösen. Er hatte einen untrüglichen Instinkt, nichts brachte ihn aus der Ruhe, und er hatte immer eine Antwort parat: Don Corleone ohne die Stimme, die Gefolgschaft und den Bauch.
Aber sie war nicht in ihn verknallt gewesen. Dann kam die Szene an dem Abend vorm Hilton, dann die Pupillenerweiterung im Flur, und danach wurde es immer komischer. Wenn Jojo am Freitagmorgen ihren Bericht erstattete, sah Mark, wie immer, lächelnd woanders hin – nur dass er jetzt nicht mehr lächelte. Er presste sich nicht mehr dramatisch an die Wand, wenn sie in rasantem Tempo durch die Flure von Lipman Haigh rauschte. Er sagte nur noch »Jojo« zu ihr, und die kleinen Plänkeleien zwischen ihnen hatten aufgehört.
Es gefiel ihr nicht, aber sie würde abwarten. Sie hatte warten gelernt – bei den Verlagen konnte man das gut üben – und schaltete die Stimmen der Angst und des Zweifels in ihrem Kopf aus.
Aber Mark war deshalb geschäftsführender Partner einer Literaturagentur geworden, weil er unter anderem Nerven wie Drahtseile hatte, also dauerte die Situation an.
Ich habe mehr Geduld als jeder andere, dachte Jojo, aber bei so vielen Emotionen, die in der Luft schwebten, konnte sie nicht umhin, sich Gedanken um ihn zu machen. Sobald sie über ihn als Mann nachdachte und nicht nur als Chef, entspannen sich Fantasien in ihrem Kopf, und ihre Entschlossenheit kam ins Wanken. Der bedeutungsvolle Blick im Flur war der Beginn einer rasenden Anziehung, und das machte sie richtig sauer. Irgendwann gestand sie Becky: »Ich denke ständig darüber nach, wie es wäre, mit Mark Avery zu schlafen.«
»Scheußlich. Bestimmt. So ein alter Kerl.«
»Er ist sechsund vierzig , nicht sechsund achtzig .«
Becky war
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