Neue Schuhe zum Dessert
gleich.
»Hallo, Paps!«
»Wann kommst du nach Hause?«
»Ich war erst vor kurzem da! Weihnachten, weißt du noch? Das ist gerade mal einen Monat her.«
»Nein, ich meine, wann kommst du zurück? Deine Mutter macht sich Sorgen um dich. Du weißt, dass sie dich auf deiner Wache sofort wieder nehmen würden.« Geräusche im Hintergrund. »Jetzt lass mich doch, ich spreche mit ihr! Sie ist auch meine Tochter. Ah, hier, deine Mutter will mir dir sprechen.«
Ein statisches Knistern, während Charlie den Hörer weitergab.
»Hallo, Tochterherz, wie geht es dir?«
»Gut, Mom, fantastisch. Ist bei euch alles in Ordnung?«
»Bestens. Hör nicht auf den alten Schwätzer. Er macht sich nur solche Sorgen. Besteht die Aussicht …?«
»Ich guck mal, ob ich im Sommer kommen kann, ja?«
Als Jojo zehn Minuten später den Hörer auflegte, hatte sie leichte Schuldgefühle, aber sie erklärte ihrer Handtasche, wie es war: »Ich lebe doch jetzt hier. Das hier ist mein Zuhause.« Sie liebte ihre Handtasche. Sie war so unterhaltsam. Viel besser als ein Hund.
Dann machte sie sich auf den Weg und fuhr mit dem Bus zu Beckys und Andys Wohnung in West Hampstead. Mit der U-Bahn wäre sie schneller, aber sie fuhr lieber mit dem Bus, weil sie da so viel sah; nach zehn Jahren in London liebte sie die Stadt immer noch, obwohl sie in vielerlei Hinsicht hinter New York herhinkte, besonders im Bereich der Nagelpflege.
»Ach, gut, dass du kommst«, sagte Andy, als er die Tür aufmachte. »Wir wollen gerade zu Sainsbury. Du kannst uns tragen helfen.«
Nachdem sie den Wocheneinkauf erledigt hatten, ging Jojo mit den beiden in ein Gartenbaucenter.
»Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass ich bei euch immer das fünfte Rad am Wagen bin.«
»Nein«, sagte Andy. »Das bringt ein bisschen Leben in die Bude, dann haben Becks und ich was, worüber wir reden können.«
Andy und Becky waren seit anderthalb Jahren zusammen und taten gern so, als würden sie nie zusammen schlafen und als langweilten sich zu Tode miteinander – ein sicheres Zeichen, fand Jojo, dass sie wahnsinnig verliebt waren. Niemand, der sich nicht ganz sicher fühlte, machte solche Witze. Deswegen wollte Becky auch, dass alle anderen glücklich und zufrieden waren, besonders Jojo.
»Die Wyatt-Schwestern geben eine Party«, verkündete Becky, als sie wieder zu Hause waren und die Einkäufe in die Küche geschleppt hatten.
Mit den Wyatt-Schwestern war Becky befreundet, seit sie sechs Monate zusammen in einem Haus gewohnt hatten, bis Becky bei Andy einzog. Sie waren blond, vornehm, schön und reich und dabei erstaunlich freundlich und warmherzig. Gesellschaftlich bewegten sie sich in höheren Sphären als Becky, aber sie waren überhaupt nicht arrogant und blieben mit Becky in Verbindung und luden sie und Jojo zu ihren Partys ein.
Becky war in alle drei verknallt, alle drei waren in Jojo verknallt, und selbst Jojo hatte eine kleine Schwäche für Magda, die älteste, die von allen dreien das größte Organisationstalent besaß. »Aber nicht sexuell«, erklärte sie Andy immer wieder.
»Wie du meinst«, sagte er. »Ich habe höllische Angst vor ihnen. Sie sind so … so fabelhaft.«
»Mazie feiert ihren Dreißigsten. Sie machen in dem Haus ihrer Eltern in Hampstead ein Fest. Erst im Juni, aber sie wollen wissen, ob du kannst.«
»Im Juni?«, rief Jojo.
»Vielleicht ist das vornehm«, überlegte Andy, »wenn man so lange vorher Bescheid gibt.«
»Woher soll ich das wissen? Noch was. Es ist ein Kostümfest.«
»Kostümfest«, stöhnte Jojo leise. »Warum muss es ein Kostümfest sein?«
Sie hasste es, sich zu verkleiden – schon etwas Normales zum Anziehen zu finden, war schwierig genug – und sie ging immer als roter Teufel: von oben bis unten in eng anliegenden, schwarzen Sachen, mit roten Hörnern im Haar und einem roten Schwanz an ihrem Hinterteil.
»Aber es wird bestimmt ein tolles Fest, und vielleicht lernst du jemanden kennen. Einen, der …«, Becky brach verlegen ab, »… der zu haben ist.«
»Nicht jeder hat so viel Glück wie du«, sagte Jojo.
»Das stimmt, mich gibt es nur einmal«, warf Andy ein.
»Keine außer mir wollte dich«, sagte Becky.
»Ja«, sagte Jojo und fand, dass Andy für einen treuen Geliebten ziemlich gut aussah.
»Morgen geht’s wieder los«, sagte Becky geknickt und blickte von einem Meer aus Zeitungen auf. »Gestern Nacht habe ich geträumt, dass ich British Airways die falschen Zahlen gegeben und hunderten von Menschen
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