Neue Schuhe zum Dessert
abzuschließen?
Sie konnte es nicht wissen, es war ein Ratespiel. Obwohl es eigentlich eher ein Pokerspiel war.
Und zwar genau wie das Pokerspiel, das sie mit Pops und den Brüdern gespielt hatte. Pops hatte dann immer gesungen: Du musst wissen, wann du sie hinhalten kannst, wann du sie einpacken kannst, wann du aufgeben musst …
»Jojo, Patricia Evans am Apparat. Annehmen, ja oder nein?«
… wann du wegrennen musst.
»Nein. Sag ihr, ich rufe sie in zehn Minuten an.«
Jojo rauschte an Manojs Schreibtisch vorbei. »Ich will mit Dan sprechen.«
»Deinem Mentor«, sagte Manoj. Er zog ein Gesicht, als sie weg war. Manoj fürchtete sich vor Dan Swann und seinem komischen grünen Hut.
Dan war in seinem Büro und rieb eine seiner Kriegsmemorabilien mit einem Tuch. Er hatte seinen grünen Hut auf – wahrscheinlich hatte er vergessen, ihn abzusetzen, als er gekommen war –, und sein Gesicht darunter war klein und koboldhaft.
»Hallo, Jojo, gerade bin ich dabei, meinen Helm zu polieren.«
Jojo war sich nie sicher, wie viele von Dans Doppeldeutigkeiten beabsichtigt waren. Alle, vermutete sie, aber es war jetzt keine Zeit …
»Sie sehen ein bisschen erregt aus.«
»Das kann man sagen. Ich muss das mal laut aussprechen: Patricia Evans hat mir eine Million Pfund angeboten, wenn ich auf die Auktion verzichte. Sollte ich annehmen und die Chance, mehr zu bekommen, vergeben? Oder sollte ich ablehnen und das Risiko eingehen, leer auszugehen? Sie sind ein erfahrener Agent, was machen Sie in einer solchen Situation?«
Dan kramte in der Tasche seiner Cordhose und brachte eine Münze zum Vorschein. »Kopf oder Zahl?«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Manchmal gehe ich zu Olga Fisher.«
»Warum Olga? Sollte ich mit ihr sprechen?«
»Und wir knobeln.«
Jojo sah ihn ungnädig an, und Dan sagte unbestimmt: »Ich kann Ihnen keine Antwort geben. Es ist ein Vabanquespiel, und vermutlich sollten Sie sich das vorstellen, was die krassen jungen Männer einen GAU nennen.«
Jojo überlegte. »Was schlimmstenfalls passieren könnte? Ich könnte eine Million Pfund verlieren. Ich könnte die Karriere eines Autors ruinieren.«
»So ist es.«
»Ja«, sagte Jojo. »Danke, Dan. Das hat mir sehr geholfen.«
»Sie nehmen also an?«
Jojo machte ein erstauntes Gesicht. »Nein.«
»Entschuldigen Sie, meine Liebe, aber Sie haben gerade gesagt, dass Sie eine Million Pfund verlieren und die Karriere eines Autors zerstören könnten. Das haben Sie doch gesagt, oder? Denn wenn nicht, dann geht es mir wohl so wie Jocelyn Forsyths alter Tante.«
»Ich hatte gesagt, dass das das Schlimmste ist, was passieren kann. Es ist nicht eine Frage von Leben und Tod. Also, was auch geschieht, keiner wird verletzt. Nein, ich setze auf Risiko. Danke.«
Sie machte eine Hundertachtzig-Grad-Drehung auf ihren Stöckelschuhen und war weg. »Diese Frau würde ihre Jungen verspeisen«, sagte er mit warmer Bewunderung in die Luft hinein.
Später
Es war ein schwieriges Gespräch, Patricia war nicht glücklich. Sie war kein bisschen glücklich und war so kühl wie sonst nie mit Jojo.
»Sie können am Montag trotzdem mitsteigern«, sagte Jojo sanft.
»Das einzige Angebot, das ich machen werde, habe ich gemacht.«
»Es tut mir Leid, wirklich. Wenn Sie es sich anders überlegen … ich bin im Büro, Sie können mich jederzeit erreichen.«
Manoj fragte sie danach: »Wie hat sie reagiert?«
»Sie hasst mich jetzt.«
»Bestimmt nicht.«
»O doch. Aber sie ist ja nicht gerade meine beste Freundin. Und wenn ich das nächste Mal ein gutes Buch habe, will sie es erfahren. Jetzt zu heute Abend«, sagte sie und wechselte das Thema. »Zu welchem Yogakurs soll ich gehen? Zu dem, wo ich auf einem Bein stehen muss wie ein Reiher und wo ich wie ein Schwein schwitze, oder zu dem, wo ich auf dem Boden liegen darf und tief durchatmen muss. Welchen soll ich machen, sag es mir, Manoj.«
»Den mit dem Hinlegen und Durchatmen.«
»Das ist die richtige Antwort. Du bist ein guter Junge.«
»Ein guter Mann, Jojo, ein Mann. Wann wirst du es einsehen?«
Noch später
Sie hatte beschlossen, nicht zum Yoga zu gehen. Es war schon spät, und auf dem Boden liegen und durchatmen konnte sie auch zu Hause vor dem Fernseher.
Sie packte ihre Sachen und bemerkte auf dem Weg, dass bei Jim Sweetman noch Licht war. Spontan blieb sie stehen, um einen Moment zu plaudern, aber als sie an die offene Tür klopfte und sie dann weiter aufstieß, sah sie, dass Richie Gant bei
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