Neue Schuhe zum Dessert
mühelos verführte.
Mir waren solche Typen immer zuwider gewesen, und genauso die Frauen, die sich ihnen an den Hals warfen. Ich weigerte mich, wie eins von diesen hingegossenen, hirnamputierten Mädels zu sein, die solchen Kerlen nachliefen. Das war nicht mein Stil. (Das hoffte ich wenigstens.)
Also fasste ich ganz bewusst den Entschluss, mein Herz gegen ihn zu verschließen. Ich würde ihn nicht wieder treffen. Das war das Beste, und kaum hatte ich die Entscheidung gefällt, fühlte ich mich besser. Ich empfand es als Verlust, aber es ging mir besser.
Ich hatte mich so weit beruhigt, dass ich dem Film im Fernsehen folgen konnte, als das Telefon klingelte. Ich betrachtete es angsterfüllt, als wäre es eine tickende Bombe. War er das? Wahrscheinlich. Der Anrufbeantworter sprang an, und beinahe hätte ich mich zum zweiten Mal an diesem Abend übergeben, als ich Gemmas Stimme hörte. »Ich wollte mal hören, wie es gelaufen ist.«
Hör gar nicht hin, hör gar nicht hin.
»Bitte ruf mich an, sobald du wieder da bist. Es ist egal wann. Ich drehe hier langsam durch.«
Ich nahm den Hörer. Es ging nicht anders. »Ich bin’s.«
»Gott, du bist aber früh zurück. Hast du ihn getroffen? Hat er von mir gesprochen? Was hat er gesagt?«
»Dass du zu gut für ihn bist.«
»Hah! Das soll er mich mal entscheiden lassen. Wann seht ihr euch wieder?«
»Ich weiß nicht. Gemma, ist es nicht ein bisschen verrückt, wenn ich ihm hinterherspioniere …«
»Nein, überhaupt nicht. Du musst dich mit ihm treffen! Ich muss wissen, was er treibt. Versprich mir das.«
Schweigen.
»Versprichst du es mir?«
»Meinetwegen. Ich verspreche es.« Ich war froh darüber.
Ich verachtete mich dafür.
Anton hielt Wort und rief an, und das Erste, was er sagte, war: »Wann kann ich dich wiedersehen?«
Meine Hände wurden feucht, es ekelte mich vor mir selbst. »Ich rufe zurück«, krächzte ich und schlidderte ins Badezimmer, wo ich meinen Frühstückskaffee wieder von mir gab.
Als alles raus war, richtete ich mich langsam auf, setzte mich auf den Toilettensitz und legte meine schweißfeuchte Stirn auf das kühle Porzellan des Waschbeckens. Meine Gedanken waren träge, als ich überlegte, was das Richtige sei. Mein Versprechen war einfach ein guter Vorwand. Ich wollte ihn wiedersehen, aber ich hatte Angst, mit ihm allein zu sein. Das Beste wäre, seine Gegenwart mit der anderer zu verdünnen.
Nicky, eine alte Schulfreundin, und ihr Mann Simon hatten mich zum Essen eingeladen. Vielleicht konnte Anton mitkommen. Möglicherweise freundete er sich mit ihnen an, und je mehr Leute er kannte, desto weniger häufig würde ich mich mit ihm treffen müssen.
Anton zeigte keine Enttäuschung, als er erfuhr, dass wir bei unserem nächsten Treffen nicht allein sein würden. Es stellte sich heraus, dass er ein perfekter Gast war: Er lobte das Haus und das Essen und plauderte ungezwungen über unverfängliche Themen. Ich hingegen war hölzern und barsch und von Eifersucht verzehrt. Ich konnte keinen Bissen runterbringen, während ich Nicky beobachtete, die Anton beobachtete.
Das Gleiche wie bei mir , dachte ich. Er umgarnt sie mit seinem Charme, und sie liegt ihm zu Füßen wie eine läufige Hündin.
Am nächsten Morgen rief ich so früh, wie es der Anstand erlaubte, bei Nicky an, unter dem Vorwand, mich zu bedanken.
Sie sagte: »Dieser Anton!«
»Ja?«
»Na ja.«
Ich redete noch eine Weile um den heißen Brei herum und war schon darauf vorbereitet, dass Nicky mir gestehen würde, sie habe sich in Anton verliebt und sei drauf und dran, Simon zu verlassen, als sie sagte: »Ein Idiot, dieser Anton. Was Gemma in ihm nur sieht!«
»Du findest, er ist ein Idiot?«
»Ehm, ja … und so übertrieben! Diese Begeisterung«, sagte sie und legte alle ihre Verachtung in das Wort. »Und dann dieser Akzent, so was von affektiert.«
»Findest du ihn nicht attraktiv?«
»Wenn man zwei Meter große Trottel mag.«
Ist es unfair, wenn ich jetzt erwähne, dass Simon ein Meter achtundsechzig groß ist und häufig Cowboystiefel mit Absätzen trug? (Und die Hosenbeine über die Stiefel zog, um es zu kaschieren.)
»Er hat einen schönen Teint«, sagte Nicky, und es klang, als wäre dies der einzige positive Aspekt, den sie an ihm finden konnte. »Ziemlich dunkel für einen Iren. Ich dachte, die sind alle hellhäutig und mit Sommersprossen.«
»Seine Mutter ist Jugoslawin.«
»Aha, daher die Wangenknochen.«
»Sind sie nicht göttlich?«
»He, mal
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