neue SF 1
allerdings nützlich sind, wird sie der Autor auch anwenden. Charles Platt zum Beispiel in Ziel, wieder eine Fantasy über Fantasy, bricht zum Ende der Story ein wenig aus, während Brian Aldiss in Fern von Prag absolut Form wahrt. Beide Autoren haben einige weniger konventionelle Werke geschrieben – Aldiss zwei Romane, Report on Probability A und Barefoot in the Head – und Platt verschiedene Kurzgeschichten, einschließlich eines Stückes »kritischer Literatur«, Katastrophengeschichte .
Michael Butterworth dagegen hat in seinem ganzen Leben noch keine Zeile konventioneller Erzählung verfaßt und entsprang voll gereift dem Stamme Burroughs, dessen Werk ihn zum Schreiben anregte. Burroughs’ Einfluß läßt sich in Postatomar erkennen, doch Butterworth gebraucht und adaptiert Burroughs’ Techniken für seine eigene Vision. Maxim Jakubowski sitzt – vielleicht ein wenig unbequem – auf dem Zaun und läßt je einen Fuß über beiden Gebieten baumeln. Sein Eine Science-Fiction-Story für Joni Mitchell bringt uns den Stoff nahe, ohne daß er eigentlich viel »bearbeitet« wird – wir sehen eine Blaupause für einen im Entstehen begriffenen Roman. Zusammen mit dem Ballard/MacBeth-Interview gibt uns diese Geschichte Einblick in die Anliegen des modernen Autors wie auch in seine Probleme und Einflüsse.
Während die Sammlung überschäumt vor Ironie, können wir eigentlich nur bei John Sladeks ausgezeichnetem Kurzroman wirklich laut auflachen. Die Kommunikanten [im zweiten Band der ›Fischer Orbit‹-Ausgabe, FO 32] ist typisch für Sladeks beste Arbeiten und bringt uns als Bonus eine Satire auf die traditionelle amerikanische Magazin-SF (obwohl vordringlich die Technokratie der USA im allgemeinen angepeilt wird). Sladeks Werk, so sagt ein Kritiker, »erinnert oft an Queneau in der Verschiedenheit und Ekzentrik seiner Interessen«, und er wendet mit großem Können eine eindrucksvolle Vielzahl von Techniken an, um sein Ziel zu erreichen.
D. M. Thomas, ein hervorragender junger Dichter, der sich besonders mit der Gegenwart befaßt, hat vieles mit den Autoren der modernen SF gemein. Die ersten Stories über Organverpflanzungen erschienen vor über einem Jahrzehnt oder noch früher, doch Thomas’ Gedicht sagt in seiner Einfachheit weitaus mehr als die meiste Prosa über dieses Thema. Pamela Zoline (die vielleicht noch besser als Malerin und Zeichnerin bekannt ist) hat sich einen Titel ausgesucht, der ein wenig an Firbanks’ Bemerkung erinnert, er habe über »ein Wien des Geistes« geschrieben. Holland des Geistes beschreibt das Auseinanderbrechen einer Ehe in Begriffen einer Landschaft, die durch die Einwirkung der Phantasie der Hauptpersonen gänzlich umgestaltet wurde, und ist überragend konsequent gestaltet und besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, daß dies erst die zweite Story Pamela Zolines ist. Hier wird man möglicherweise an die Romantiker erinnert, die Naturphänomene in die Handlung einführten, um ein Drama seinem Höhepunkt zuzusteigern, wenn auch Miß Zoline diese Technik erheblich weiterentwickelt und in bestimmtem Maße sogar umgekehrt hat. Diese besondere Methode wird immer häufiger gebraucht, und die meisten Autoren in dieser Sammlung wenden sie an, gewöhnlich in ihrer verfeinertsten Form. Sie tritt besonders hervor im Werk J. G. Ballards, der hier leider nicht mit Prosa vertreten ist, die einen unbestrittenen Einfluß auf viele seiner Zeitgenossen gehabt hat. Ballard hat sich wie die meisten Autoren hier eine eigene Erzählform geschaffen, als er das Gefühl hatte, die konventionellen Methoden für sich erschöpft zu haben. Bis vor kurzem wurde Thomas M. Disch hauptsächlich wegen seines Romans Camp Concentration bewundert, der nach Ansicht vieler die höchste Entwicklungsstufe der guten, traditionellen SF darstellt. Seine verschiedenen Erzählebenen fest im Griff haltend, schuf er einen Roman, der, durchaus ernstgemeint, mit den Romanen von Thomas Mann verglichen wurde, von dessen Werk sich Disch wesentlich beeinflußt fühlt. Aber Disch, der unter Beweis gestellt hat, daß er weiß, was er tut, hat offenbar festgestellt, daß seine neuen Anliegen keinen vollkommenen Ausdruckenden in der traditionellen Form, und Quincunx ist die erste seiner mir bekannten Stories, die völlig in eine neue Form zu brechen scheint. Ich fand die Geschichte eindrucksvoll und bewahre mir – wie sicherlich auch Sie – eine hohe Meinung von diesem Autor.
Der Umstand, der die meisten Beiträge dieser
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