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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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zugetraut. Endlich mal Leben in der Bude.«
    Der Spieß lachte, und er lachte noch, als Frank die Tür hinter sich schloß.
23. DIE SAMMLUNG
    »Wie jetzt, Zeugenaussage? Ich meine, warum ausgerechnet ich?«
    Martin Klapp fuhr mit der rechten Hand in die Glasschüssel, die zwischen ihm und Frank auf dem Fußboden seines Zimmers stand, löste ein Stück von der schmutzigweißen, zähen Masse ab, die sich darin befand, und steckte sie sich in den Mund.
    »Schmeckt gar nicht mal so schlecht«, sagte er. »Man darf nur nicht so genau hinsehen. Probier mal!«
    »Nein, danke«, sagte Frank. Er hatte nichts gegen Kartoffelpuffer, auch nichts gegen Kartoffelpuffer aus der Tüte, aber das hier war nicht gerade der Idealfall von Kartoffelpuffern. Martin Klapp hatte kein Fett für die Pfanne gefunden, aber darauf bestanden, sie trotzdem zu machen, »das geht auch ohne«, hatte er gesagt, »das ist eine Teflonpfanne, außerdem ist da von neulich noch Fett drin«, und das Ergebnis befand sich nun in dieser Glasschüssel zwischen ihnen.
    »Man muß auch mal selber was kochen«, sagte Martin Klapp und schluckte das Zeug runter. »Mit Apfelmus wäre es nicht schlecht.«
    »Also Zeugenaussage muß man es nicht nennen«, kam Frank lieber auf das andere Thema zurück, »ich brauche einfach ein paar Schreiben von Bekannten oder Verwandten, die sagen, daß ich von meinem Typ her verweigern muß und so weiter, das sind eher so Stellungnahmen, es ist ja kein Gerichtsverfahren, ich meine, ich bin ja nicht angeklagt oder so, aber so Stellungnahmen braucht man auf jeden Fall.«
    »Warum das denn?«
    »Das wird halt so gemacht. Das steht in dem Buch.«
    »Welches Buch?«
    »>Verweigern leicht gemacht< Das von dir.«
    »Ach das … Ich weiß nicht, was soll denn das bringen?«
    »Das wird so gemacht, das ist ein bißchen wie Bürgschaften oder so, also daß Leute, die einen kennen, sagen, daß man der Richtige zum Verweigern ist und daß ich vom Typ her ..«
    »Jaja, schon klar«, unterbrach ihn Martin Klapp, »aber wieso denn gerade ich? Was soll ich denn da schreiben?«
    »Naja, schreib doch einfach, daß du mich schon lange kennst, daß wir schon im Sandkasten zusammen gespielt haben und immer schön gewaltlos, und daß du dich von Anfang an gewundert hast, daß ich zum Bund gegangen bin, weil ich immer ein gewaltloser, pazifistischer Typ war, zu dem das gar nicht paßt. Oder so.«
    »Ich weiß nicht …«, sagte Martin Klapp. Er bohrte mit dem Zeigefinger ein Loch in die Kartoffelpuffermasse und prüfte, über die Schüssel gebeugt, das Ergebnis. »Faszinierend«, sagte er, »zum Modellieren wäre es gut, jedenfalls besser als zum Essen, würde ich sagen. Und ich hab Hunger.«
    »Ja, aber eigentlich waren wir jetzt bei was anderem«, ermahnte ihn Frank.
    »Schon richtig, aber wir sollten trotzdem mal was essen, ich weiß immer überhaupt nicht, wie ich am Wochenende übereben soll, die sollten die Mensa auch am Wochenende aufmachen, sonst überlebt man das gar nicht in der Schweinebude hier. Hier kann man sich ja nicht mal was Vernünftiges kochen.«
    »Da sollte man vielleicht erst mal was Vernünftiges einkaufen«, gab Frank zu bedenken.
    »Wenn du hier was Vernünftiges einkaufst, dann fressen die dir das gleich weg. Ich hab neulich eine Dose Ravioli gekauft, und einen halben Tag später war die weg. Ich wette, das war Wolli.«
    »Wieso denn gerade Wolli? Warum nicht Ralf?«
    »Ralf mag keine Ravioli. Und Wolli hat dauernd seine Punkerfreunde hier, das geht mir auch langsam auf die Nerven. Und jetzt habe ich Hunger.« »Ja, laß uns mal was essen gehen«, sagte Frank, »aber trotzdem brauche ich diese Zeugenaussage, das ist wichtig, da mußt du mir helfen.«
    »Erst mal was essen. Gyros«, sagte Martin Klapp und stand auf. »Ganz klar Gyros. Hast du noch Geld?«
    Was Frank hatte, reichte noch für zwei Gyros. Sie standen auf, und auf dem Flur begegneten sie Wolli, der gerade mit einem Kumpel zur Wohnungstür hereinkam.
    »Hallo«, sagte Wollis Kumpel und schaute sich dabei prüfend im Flur um. Wolli tat die Zange zurück unter die Fußmatte und schloß die Wohnungstür. »Das ist Mike«, sagte er. »Der muß mal ein paar Tage hier wohnen.«
    »Das wird eng, Wolli«, sagte Martin Klapp. »Was ist denn mit dem anderen, wie hieß der noch mal?«
    »Welcher jetzt?«
    »Ach so, ja«, sagte Martin Klapp säuerlich. »Das sind ja so viele. Da verliert man schon mal den Überblick, was, Wolli? Vergessen wir das. Aber wie war’s denn mal mit

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