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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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mal renovieren«, sagte er. »Auf Dauer kann das nicht so bleiben.«
    »Auf jeden Fall«, sagte Martin Klapp und öffnete die Tür. Im Flur kam ihnen Mike entgegen, nackt und klatschnaß. Seinen Irokesenhaarschnitt schien er vor dem Wasser geschützt zu haben, er stand aufrecht wie zuvor.
    »Na?« fragte Martin. »Schön sauber jetzt?!«
    Mike verschwand wortlos in Wollis Zimmer, aus dem laute, schnelle und harte Musik drang.
    »Hör dir das an!« sagte Martin. »So einen Kram hören die immer, wenn die da drinhocken. Und ich wette, Wolli hat sogar ein Handtuch für den Typen. Möchte mal wissen, wo er das immer versteckt. Neulich habe ich ein Handtuch gesucht und nirgendwo eins gefunden.«
    Er ging zu Franks ehemaligem Zimmer und öffnete die Tür. Frank sah, daß dort fünf Punks saßen, und zwischen ihnen stand Mike und trocknete sich ab. Die anderen tranken Dosenbier und kifften.
    »Habt ihr für uns auch mal ‘ne Dose Bier?« schrie Martin in den Raum hinein.
    Die Jungs dort schüttelten den Kopf und beachteten ihn nicht weiter. Nur Wolli hob zusätzlich zum Kopfschütteln noch die Arme und schnitt eine Grimasse des Bedauerns.
    »Viel Spaß noch!« brüllte Martin Klapp und schloß die Tür. »Wir müssen unbedingt was mit dem Durchgang machen«, sagte er zu Frank, »diese Wolldecke bringt nicht viel, und auf die Dauer machen die einen wahnsinnig. Das ist doch keine gescheite Musik, was die da hören, das ist doch der letzte Dreck!«
    Er ging mit Frank in sein Zimmer. Als sie an der Wolldecke vorbeikamen, zog Martin sie zur Seite und brüllte »Wirklich nicht?« in das ehemalige Durchgangszimmer. Frank sah, wie der Junge, der mit dem Rücken am nächsten zur Wolldecke saß, zusammenzuckte. Martin ließ die Decke schnell wieder fallen und ging in sein Zimmer.
    »Das sind total asoziale Lumpenproletarier«, sagte er, »Revolution kannst du mit denen jedenfalls nicht machen. Revolution … - da fällt mir ein …«
    Martin ging in eine Ecke seines Zimmers und zog hinter einem Bücherstapel eine prallvolle Plastiktüte hervor.
    »Schau mal, was ich in Achims Zimmer gefunden habe, bevor wir deine Sachen da rübergetan haben.« Martin Klapp hielt kurz inne und dachte nach. »Nein, eigentlich war das noch, bevor er ausgezogen war. Hätte er sonst wohl ins Ruhrgebiet mitgenommen, und die Welt hätte nie davon erfahren.«
    Er setzte sich auf den Fußboden, und Frank setzte sich dazu. Martin schüttete den Inhalt der Tüte auf die Reisstrohmatten. Es waren lauter Miniaturschnapsflaschen und einige Medikamentenpackungen.
    »Der muß die gesammelt haben. Das mußt du dir mal vorstellen, der ist in der Bezirksleitung vom KBW, oder war er jedenfalls bis vor kurzem, und dann sammelt der sowas, tut das alles in so eine Tüte und versteckt das zwischen seinen Sachen. Unfaßbar!« Er nahm eine der kleinen Flaschen und hielt sie hoch. »Schlüpferstürmer. Das ist doch krank!«
    Frank nahm ebenfalls eine der kleinen Flaschen auf. Es waren nicht die Flachmänner, die Achim sonst manchmal dabei hatte, sondern sie waren viel kleiner, sie erinnerten ihn an seine Kindheit, an den Kaufmannsladen seines Bruders, in dem er als kleiner Junge immer hatte einkaufen müssen, bloß daß auf diesen Flaschen hier nicht Maggi stand.
    »Busengrapscher«, las Frank vor. »Ist das alles so sexthematisch?«
    »Sexthematisch, gutes Wort«, sagte Martin Klapp und lachte. Er schraubte den Schlüpferstürmer auf und trank ihn in einem Zug aus. »Mein Gott, ist das ekelhaft«, sagte er.
    Frank tat dasselbe mit dem Busengrapscher. »Hätte ich Achim nicht zugetraut«, sagte er. Er überprüfte die anderen Flaschen. Es waren noch einige sexthematische darunter, eine hieß Elfter Finger und sie hatte eine gewisse Penisform, eine andere hieß St.-Pauli-Traum, aber viele waren auch nur die Miniaturausgaben bekannter Marken, oder Boonekamp- und Underberg-Flaschen, die man sowieso nur in dieser Größe kannte. Das alles kam ihm ziemlich sinnlos und trostlos vor.
    »Wieso hast du ihm das weggenommen?« fragte er Martin, der schon die zweite Flasche austrank. Er selbst schraubte den eichelförmigen Verschluß vom Elften Finger auf.
    »Warum nicht?«
    »Wie hast du das denn bei ihm gefunden?«
    »Ich hab sein Zimmer durchsucht«, sagte Martin und machte eine dritte Flasche auf. »Das Zeug ist wirklich ekelhaft. Ich hatte ein Buch über die römische Republik gesucht, das hatte er noch, oder jedenfalls dachte ich das. Und dann finde ich bei dem sowas, das ist doch

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