Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
einen tun würden, ihr seid überhaupt beide ganz feine Kerls, ich bin ganz gerührt.« Er lächelte die beiden grimmig an. »Ich habe euch beide ganz doll lieb. Wer will einen Busengrapscher? Ich hätte hier noch einen!«
    Martin Klapp wollte den Busengrapscher, Ralf Müller lieber den letzten Boonekamp.
24. HALBES HÄHNCHEN
    »Was für eine Zeugenaussage?« Franks Mutter hielt ein Hähnchenbein in die Höhe, als sie diese Frage stellte. »Du bist doch nicht etwa in Schwierigkeiten?« »Nein«, wehrte Frank ab, »das ja nun … « »Und wieso von Pastor Schmidt? Was hast du denn mit dem zu schaffen.« »Nichts, das wollte ich ja gerade erzählen … « »Du bist ja nicht mal konfirmiert!«
    »Ich weiß«, sagte Frank, »ich weiß, daß ich nicht konfirmiert bin. Ich habe doch bloß … «
    »Genau wie dein Bruder! Möchte wissen, was ihr euch dabei gedacht habt, damals.«
    »Nun laß ihn doch mal ausreden, Martha«, sagte Franks Vater mit vollem Mund.
    Frank seufzte und schaute zwischen den beiden hin und her. Daß sie nicht richtig zuhörten und ihn nicht ausreden ließen, störte ihn nicht so sehr, das war er von seinen Eltern gewohnt, wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, überhaupt mit Pastor Schmidt anzufangen, man hätte anders anfangen sollen, dachte er, aber das war am Ende egal, irgendwann im Verlaufe dieser Unterhaltung würde er schon noch zu seinen Eltern damit durchdringen, worum es eigentlich ging. Das Problem war eher allgemeinerer Natur, er hatte ein bißchen den Eindruck, daß hier alles den Bach runterging, kaum zieht man aus, dachte er mißmutig, schon geht hier alles drunter und drüber. Zum Beispiel hatte er sich sehr darauf gefreut, bei seinen Eltern etwas Vernünftiges zu essen zu bekommen, Schweinebraten vielleicht, oder Rouladen, oder was es sonst immer sonntags bei seinen Eltern zu essen gab, schweres, stundenlang gekochtes Essen mit Kartoffeln und dicker, dunkler Soße, Essen, wie man es, wenn man verkatert ist, gut gebrauchen kann, dachte er,
    Essen, das einem das Herz wärmt. Schon auf der Fahrt in die Neue Vahr Süd und vor allem während des sinnlosen Gottesdienstes mit Pastor Schmidt in der Kirche am Ende der Adam-Stegerwald-Straße hatte er sich darauf gefreut. Statt dessen aßen sie nun halbe Hähnchen, die seine Mutter von dem Imbiß am Bahnhof mitgebracht hatte, in dem sie am Morgen noch gearbeitet hatte. Na gut, dachte Frank, man kann ihr nicht vorwerfen, daß sie nach der Arbeit im Imbiß keine Rouladen mehr macht, das wäre unfair, dachte er, aber muß man deshalb gleich halbe Hähnchen aus der Tüte heraus auf die Teller schütteln und sie dann mit den Fingern essen? Und mit vollem Mund sprechen? dachte er mit einem Blick auf seinen Vater. Wenn sie so weitermachen, dachte er, dann können sie auch gleich zu uns ins Ostertorviertel ziehen!
    »Also«, sagte sein Vater, »jetzt mal der Reihe nach! Worum geht’s denn jetzt überhaupt?«
    »Ja, und was hat Pastor Schmidt damit zu tun?« warf seine Mutter ein.
    »Pastor Schmidt hat damit gar nichts zu tun«, sagte Frank. »Ich habe nur gesagt, daß ich eben in der Kirche war, um mir den mal anzugucken, weil ich überlegt hatte … «
    »Das ist doch eine totale Pfeife«, unterbrach ihn seine Mutter. »Ich habe den letztens gesehen, da kam der den Heinrich-Imbusch-Weg runter, da war da noch das Gerüst an dem Haus dran, und da waren Kinder auf dem Gerüst, und wißt ihr, was der zu denen gesagt hat?«
    »Nein, weiß ich nicht«, sagte Frank gereizt, »und ich will das auch nicht wissen. Pastor Schmidt ist nicht wichtig in diesem Zusammenhang, eigentlich ist Pastor Schmidt ziemlich scheißegal in diesem Zusammenhang, ich habe nur mit ihm angefangen, weil ich erzählen wollte, daß ich eine Zeugenaussage brauche oder sowas Ähnliches, und eben nicht von Pastor Schmidt, sondern von euch, das mit Pastor Schmidt war eine dumme Idee gewesen, aber ich hatte gedacht, man kann sich den ja wenigstens mal angucken.
    Jedenfalls ist es so, daß ich das eigentlich von euch brauche, weil ich einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt habe.«
    »Ja, ja«, sagte seine Mutter, »aber trotzdem ist der unmöglich, ich meine, das ist doch immerhin ein Pastor, der muß doch auch ein Vorbild sein, und wißt ihr, was der zu denen gesagt hat?«
    »Zu wem?«, sagte Franks Vater.
    »Zu den Kindern auf dem Gerüst natürlich, das habe ich doch gerade gesagt, daß da die Kinder auf dem Gerüst gespielt haben.«
    »Weil ich einen Antrag auf

Weitere Kostenlose Bücher