Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
er, jetzt werden andere Seiten aufgezogen, »aber wenn du das nicht machen willst, Martin«, sagte er, »ist nicht so schlimm.«
»Dann ist ja gut.«
»Ja«, sagte Frank. »Ich kann ja noch andere Leute fragen.«
»Genau«, sagte Martin Klapp, »da gibt’s doch noch jede Menge andere Leute, die man fragen kann.«
»Ja. Ich werde Sibille fragen.«
»Sibille?« Martin Klapp starrte ihn an. »Wieso denn Sibille?«
»Wieso nicht?« sagte Frank. »Die macht das bestimmt. Ich sage ihr einfach, daß du es dir anders überlegt hast und dass … «
»Wieso anders überlegt?« unterbrach ihn Martin
Klapp.
»Naja, du hast doch vorhin beim Gyros noch stolz erzählt, daß du das für mich machen willst, und sie war ja auch ganz begeistert von dir, weil du so ein netter Kerl bist und so, und da muß ich ihr doch erklären, warum ich jetzt auf einmal von ihr eine Stellungnahme brauche. Aber das wird sie schon verstehen. Und die macht das auch. Die kann das sicher mit ihrem Gewissen vereinbaren.«
»Moment mal! Wer hat denn gesagt, das ich das nicht machen will? Hier, trink erst einmal.« Martin Klapp reichte Frank einen Schlüpferstürmer. »Ich hatte schon einen von denen, der ist mehrmals da«, lenkte er ab. »Ich kann da sowieso irgendwie keine Systematik entdecken bei dieser Sammlung, ehrlich mal.«
»Und so einer ist in der Bezirksleitung«, sagte Ralf Müller. »Boonekamp ist mindestens fünfmal dabei, das ist doch irgendwie keine Sammlung.«
»Ich geh einfach zu Sibille«, sagte Frank.
»Nein, warte mal«, sagte Martin Klapp, »warte mal. Ich habe doch gar nicht gesagt, daß ich das nicht machen will!«
»Hast du wohl.«
»Nein, ich habe ja nur gesagt, daß das vielleicht ein Problem ist, wenn ich das schreibe, weil ich ja als Genosse und so … «
»Ex-Genosse«, unterbrach ihn Ralf Müller, »wir sind ExGenossen.«
»Ist doch egal, das haben die doch alles im Computer, das wissen die doch alles, das habe ich nur gesagt. Aber bitte, wenn du sowas unbedingt haben willst, kein Problem!«
»Will ich«, sagte Frank zufrieden. Er trank den Schlüpferstürmer aus und nahm sich schnell einen von den Boone-kamps, bevor Ralf Müller die alle alleine trank.
»Das ist überhaupt keine Sammlung«, sagte Ralf Müller, »für eine Sammlung ist das viel zu unlogisch und ungeordnet. Das ist eher wie bei diesen Pralinenschachteln, wo es von jeder Sorte immer mehrere gibt, immer zwei oder drei oder so, und wo immer irgendwas übrigbleibt, was keiner mag.«
»Hier bleibt nichts übrig«, sagte Martin Klapp, »obwohl ich eigentlich gar nichts davon mag, außer die Feuchte Pflaume, die war gut.«
»Feuchte Pflaume?« fragte Ralf Müller interessiert.
»War nur einmal da, glaube ich«, sagte Martin Klapp. Er beugte sich vor und wühlte ein bißchen in den Miniflaschen herum. »Die war nur einmal da«, wiederholte er.
»Ich glaube, ich frage doch lieber mal Sibille«, sagte Frank. »Die macht das bestimmt. Und dann mußt du da auch nicht gegen dein K-Gruppen-Gewissen was schreiben, Martin, dann bleibt dein Gewissen sauber und rein, das kann ich ihr gut erklären, die versteht das.«
»Ach was, Sibille, die kennt dich doch gar nicht«, sagte Martin Klapp, »wie soll die das denn begründen? Es ist besser, wenn ich das mache, immerhin kennen wir uns doch schon ewig!«
»Ja gut, aber wenn die dich beim Bund schon als Staatsfeind
Nummer eins in den Akten haben und so«, machte Frank noch ein bißchen weiter, »dann sollte das wohl lieber mal Sibille machen. Ich glaube, wenn eine Frau sowas schreibt, ist das sowieso immer gut.«
»Nein, ich mach das, jetzt hör mal mit Sibille auf, ich mach das schon.«
»Na gut«, sagte Frank. »Wenn du drauf bestehst …«
»Wir sind ja auch alte Kumpels und so.«
»Genau«, sagte Frank.
»Aus demselben Viertel und so weiter, Schule, alles.«
»Finde ich gut von dir, Martin«, sagte Ralf Müller. »Das ist ziemlich gut von dir. Ist ein echter Freundschaftsdienst.«
»Ja klar«, sagte Martin Klapp. »Wir kennen uns ja alle noch aus dem Sandkasten und so, wir aus der Vahr müssen doch irgendwie auch zusammenhalten.«
»Ja«, sagte Frank und begann, die restlichen Miniaturflaschen unter ihnen aufzuteilen. Für jeden blieben vier übrig. Von seinen vier steckte er drei in seine Hemdtasche, und weil er schon mal dabei war, steckte er die Mandrax-Tabletten gleich dazu, besser ist besser, dachte er.
»Das ist eine ganz feine Geste, Martin«, sagte er. »Es gibt nur wenige, die sowas für
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