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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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auch kein Prozeß, obwohl, eigentlich schon, aber ein komischer. Das Problem besteht doch darin, daß ich nachweisen muß, daß der Dienst bei der Bundeswehr gegen mein Gewissen geht.«
    »Wie soll man das denn nachweisen?«
    »Eben«, sagte Frank gereizt, »gute Frage, wie soll man das denn nachweisen, gut erkannt, das ist Schwachsinn, aber so ist das nun mal, und wenn man da nicht mitspielt, dann kann man das gleich vergessen.«
    »Jaja, aber wieso mußt du uns da unbedingt mit reinziehen?« sagte Franks Vater.
    »Ich ziehe euch da nicht rein, ich bitte euch bloß, mir dabei zu helfen. Und wenn man das glaubhaft machen will, dann braucht man da ein paar unterstützende Stellungnahmen, sonst ist gleich Essig.«
    »Ach deshalb das mit Pastor Schmidt«, sagte seine Mutter. »Und macht der jetzt auch was für dich?«
    »Nein«, sagte Frank, »den habe ich gar nicht erst gefragt.«
    »Das wäre wohl auch noch schöner, wo du gar nicht mehr in der Kirche bist. Außerdem ist das ein komischer Typ. Hab ich schon gesagt, was der zu den Kindern gesagt hat?«
    »Martha, darum geht’s doch jetzt gar nicht!« sagte Franks Vater.
    »Das war ja auch nur so ‘ne Schnapsidee gewesen«, sagte Frank, »ich habe ihn ja auch gar nicht erst gefragt.«
    »Wieso denn nicht?« sagte sein Vater. »Das bringt doch sicher mehr, wenn so ein Pastor was schreibt, als wenn die Eltern das machen, die sind doch sowieso befangen.«
    »Ja, aber was soll der denn schreiben? Daß ich in seiner Gemeinde aktiv war und ein großer Friedensapostel bin, oder was? Soll der lügen?«
    »Naja, wenn’s hilft …«, sagte sein Vater nachdenklich.
    »Das ist ein Pastor, ich kann da doch nicht hingehen und den zum Lügen verführen … «
    »Ha! Wie willst du das auch machen? Warum sollte der das überhaupt für dich tun?« warf seine Mutter ein. »Du bist ja nicht mal in der Kirche, du bist ja ausgetreten, du bist ja nicht mal konfirmiert, weil du immer so oberschlau warst, du und dein Bruder.«
    »Sag ich ja«, sagte Frank, »war ‘ne Schnapsidee. Pastor ist Quatsch. Aber die Eltern, das bringt’s auch, wenn die Eltern so friedensmäßig drauf sind und das auch aufschreiben, dann geht das schon, dann ist das glaubhaft, daß der Sohn auch so einer ist, ihr könnt ja einfach schreiben, daß ihr euch gewundert habt, daß ich zum Bund ging, ihr könntet sogar«, setzte Frank noch einen drauf, »schreiben, daß ihr entsetzt wart, daß ich zum Bund gegangen bin, weil das gegen alles geht, wofür ihr mich erzogen habt oder so.«
    »Und ob das so war«, sagte sein Vater. »Ich hab den Krieg schließlich noch erlebt!«
    »Na also«, sagte Frank, »das weiß ich doch, du hast doch auch gesagt, du hättest verweigert, also bitte, jetzt verweigere ich, da wäre das nett, wenn du mir da mal sowas schreiben könntest. Schreib doch einfach, daß du den Krieg noch erlebt hast und den ganzen Kram.«
    »Aber Frank, mit sowas haben wir doch gar keine Erfahrung«, gab sein Vater zu bedenken. »Hast du denn auch schon was geschrieben, irgendwas, wo man sich ein bißchen dran orientieren kann?«
    »Mach ich heute abend«, sagte Frank.
    »Und was willst du da schreiben?«
    »Mehr so Saulus und Paulus«, sagte Frank. Saulus und Paulus waren das Thema der Predigt von Pastor Schmidt gewesen, und das hatte Frank auf eine Idee für seine Stellungnahme gebracht, und eine Idee hatte er dringend gebraucht. So gesehen, war der Besuch des Gottesdienstes nicht völlig umsonst gewesen.
    »Aha …«, sagte sein Vater. »Verstehe ich nicht.«
    »Verstehe ich auch nicht«, sagte Franks Mutter, »wo ist denn das Problem jetzt?«
    »Das Problem ist«, sagte sein Vater, »daß wir ihm da jetzt was schreiben sollen.«
    »Was soll da denn das Problem sein?« Franks Mutter guckte die beiden streng an.
    Frank hob die Schultern. »Frag mich nicht, ich weiß nichts von einem Problem.« »Das muß immerhin genau überlegt werden«, sagte sein Vater, »außerdem ist das ja nicht unsere Schuld, daß er da seelenruhig zum Bund gegangen ist, obwohl ich das gut finde, daß er jetzt verweigert, besser spät als nie, ich meine, einen Fehler einzugestehen und … «
    »Was soll das, Ernst?« unterbrach ihn Franks Mutter, »du faselst! Was redest du denn da für wirres Zeug?! Willst du ihm jetzt helfen oder nicht? Ich dachte, du wolltest immer, daß er verweigert!«
    »Was heißt, ich wollte immer, daß er verweigert? Er ist ein freier Mensch, er kann tun, was er will. Und er macht ja sowieso immer, was er will,

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