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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Zimmer geirrt hatten, aber dem war wohl nicht so. Birgits Verhalten deutete jedenfalls nicht daraufhin.
    »Ach Horst«, sagte sie. »Wo kommst du denn jetzt her?«
    »Was ist denn hier los?«
    »Was machst du denn hier, Horst?«
    »Ich war bei dem Spiel«, sagte Horst.
    »Welches Spiel?«
    »Eintracht Braunschweig gegen Werder Bremen, Freundschaftsspiel«, sagte Horst. »Ich bin extra wegen dir gekommen. Sollte eine Überraschung sein.«
    »Ich geh dann mal«, sagte Frank, dem langsam kalt wurde, so mit nassen Kleidern und freiem Oberkörper.
    »Was macht der denn hier?« rief Horst erregt und sprang von der Matratze auf. »Was machst du denn mit dem hier?«
    Die Frage ist ein bißchen dämlich, dachte Frank, oder mindestens ist sie rhetorisch, dachte er, denn Birgit stand nun mit nacktem Oberkörper da und schwankte leise hin und her. Die Sache ist eigentlich eindeutig, dachte Frank, dem das alles ziemlich peinlich war, nicht so sehr für sich selbst, als vielmehr für Horst.
    »Was macht der hier?« wiederholte Horst.
    »Man redet nicht über Anwesende in der dritten Person«, sagte Frank.
    »Weißt du was?« sagte Horst zu ihm. »Weißt du, was ich gerne möchte?«
    »Nein.«
    »Ich würde dir am liebsten richtig was auf die Schnauze hauen.«
    »Ja nun«, sagte Frank, um irgend etwas zu sagen, das die Peinlichkeit dieser Äußerung etwas abmilderte, Horst ist einer von denen, die alles nur immer noch schlimmer machen, dachte er, »das kann ich irgendwie auch ganz gut verstehen.«
    Horst sprang vor und haute Frank, der damit nicht gerechnet hatte und nicht schnell genug ausweichen konnte, mit einem gewaltigen Schwinger eins aufs Auge.
    Es war kein harter Schlag, tat aber trotzdem ziemlich weh. Das wird ein blaues Auge, dachte Frank und gab Horst mit dem Knie einen Pferdekuß, daß er einknickte, trat einen halben Schritt zurück und haute dem schon fallenden Horst auf dem Weg nach unten noch mit einem Aufwärtsschwinger eins auf die Nase.
    Birgit schrie auf. Dann stürzte sie zu Horst, der jetzt auf dem Boden lag und sich mit der einen Hand die Nase und mit der anderen den Oberschenkel hielt. Er blutete stark aus der Nase, und auch an Franks Händen war ein bißchen Blut, so geht das dann, dachte er, man läßt sich ein bißchen gehen, und schon hat man Blut an den Händen. Hinter ihm öffnete sich die Tür, und Sibille erschien in einem weißen Nachthemd. Was ist das für ein seltsamer Haushalt hier, dachte Frank, die eine hat Eintracht-Braunschweig-Fans im Bett liegen, die andere trägt ein weißes Nachthemd.
    »Was macht ihr denn hier?« fragte Sibille. Dann sah sie das Blut an Franks Händen und schrie leise auf. Auf dem Teppich brüllte unterdessen Horst etwas von Nase gebrochen, Anzeige wegen Körperverletzung und daß er Frank umbringen werde. Frank ging in den Flur, hob sein Hemd auf und sah zu, daß er um die Ecke kam. Das letzte, was er sah, als er die Tür schloß, war Sibille, die sich schon wieder eingekriegt hatte und ihm nur noch erstaunt hinterhersah. Er hätte ihr gerne noch irgend etwas gesagt, das die Sache in ein besseres Licht stellte, aber es fiel ihm nichts ein, und so schloß er die Tür und ging durch den Regen nach Hause.
27. G-KARTE
    »Lehmann, wie sehen Sie eigentlich aus?« sagte der Spieß, als Frank am Montag vormittag vor ihm stand.
    »Wieso?«
    »Was haben Sie denn da mit ihrem Auge gemacht? Da haben Sie aber ordentlich was abgekriegt!«
    »Ja.«
    »Wie ist denn das passiert?«
    »Bin hingefallen.«
    »Haha, Lehmann. Sehr witzig. Ich lach mich tot. Was wollte ich denn mit Ihnen? Ach ja …« Der Spieß kramte in seinen Papieren, »wegen der KDV … Das war irgendwas wegen der KDV …« Er zog ein Blatt Papier unter vielen anderen hervor. »Da ist es ja. Ist Ihr Termin für die Verhandlung, Lehmann. Ich hatte ja mit denen geredet und vorgeschlagen, daß die das nächsten Freitag machen, aber nein, die wollen das unbedingt am Donnerstag machen, dabei ist das unpraktisch, am Freitag hätten Sie gleich von da aus ins Wochenende gehen können. Aber so … «
    Er reichte Frank den Zettel. Frank starrte drauf.
    »Können Sie behalten«, sagte der Spieß. »Das ist Ihre Vorladung, steht alles drin. Nehmen Sie das zur Verhandlung mit. Sie kommen doch aus Bremen, oder?«
    »Ja«, sagte Frank.
    »Dann fahren Sie am besten Mittwoch abend nach Hause oder zu Ihren Eltern oder was, gehen da Donnerstag früh hin und kommen gleich nach der Verhandlung wieder her. Ich bin schon ganz gespannt,

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