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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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werden wollte und auch hoffte, im Zivildienst mehr Geld zu verdienen.
    »Das sagen Sie so«, wiederholte er nun, und er war froh, daß es genau so verbittert klang, wie er sich in diesem
    Moment fühlte. »Da wird gelogen, daß sich die Balken biegen, von den eigenen Kameraden, von Leuten, mit denen man in derselben Stube wohnt, mit denen man durch den Schlamm gerobbt ist, angestiftet vom Kompaniechef, da bin ich sicher, und dann soll ich mich nicht aufregen, das ist ungeheuer, was die sich da erlauben. Außerdem«, versuchte er es noch von einer anderen Seite, »ist das unlogisch. Entweder bin ich ein guter Soldat, wie der Hauptmann sagt, dann kann ich das Problem mit dem Anschreien ja wohl nicht haben, oder Schmidt hat recht, und ich habe so ein Problem, dann lügt der Hauptmann, und da die Sache mit Schmidts Aussage natürlich vom Hauptmann angezettelt worden ist, ist doch klar, daß die beide lügen, daß sich die Balken biegen. Das genaue Gegenteil ist richtig, ich bin mir völlig darüber im klaren … «
    »Ja, ja, ja!« unterbrach ihn der Vorsitzende, der ein ziemlich alter und für Franks Geschmack ein für diesen Job unheilverheißend zackiger Mann war. »Wir wollen uns nicht lange damit aufhalten. Daß Leute von der Bundeswehr da parteiisch sind, ist ja irgendwie klar, das nehmen wir dann mal nicht so ernst, nicht wahr …?«
    Er blickte nach rechts, wo ein ebenso alter Mann saß, der auf Frank einen sehr schlechtgelaunten Eindruck machte, vielleicht ist es noch zu früh für ihn, dachte Frank, wahrscheinlich ist es aber der vom Kreiswehrersatzamt bestellte Mann, und dann sah er nach links, wo zwei etwas jüngere Männer saßen, aus deren Mimik Frank zu erkennen glaubte, daß er bei ihnen einen Chance hatte, der eine, der ganz rechts saß und einen Vollbart trug, nickte jedenfalls immer zustimmend, wenn Frank etwas sagte, und der andere schaute so interessiert drein, wie es nur einer konnte, der wirklich an die Sache glaubte, in die er hier verstrickt war. Das sind wohl die von der Bremer Bürgerschaft benannten, dachte er und fragte sich, welcher von beiden wohl der Sozialdemokrat war, wahrscheinlich der Vollbärtige, dachte er, dann ist der andere
    von der FDP.
    »Dann nehmen wir das von dem Schulfreund aber mal auch nicht ganz so ernst, würde ich sagen«, sagte der schlechtgelaunte alte Mann »der ist dann wohl auch parteiisch, denke ich mal.«
    Der Vorsitzende nickte dazu, während der vollbärtige Mann den Kopf schüttelte.
    »Doch, doch«, sagte der Vorsitzende zu ihm, »da ist schon was dran, lassen wir das beides weg, dann haben wir immer noch die Eltern und den Vorgesetzten.«
    »Der aber auch parteiisch ist«, gab der Vollbärtige zu bedenken. »Der Vorgesetzte ist auf jeden Fall doch auch parteiisch, das ist ein Bundeswehrmann, da liegt das doch wohl auf der Hand.«
    »So gesehen sind das die Eltern aber auch«, sagte der schlechtgelaunte alte Mann, »vergessen Sie das nicht, es sind ja immerhin die Eltern.«
    »Ja gut«, sagte der andere und kraulte sich am Bart, »aber es sind die Eltern, immerhin. Irgend etwas muß doch Geltung haben bei der Sache.«
    »Finde ich auch«, sagte der Mann neben ihm, »das müssen Sie zugeben: Es sind immerhin die Eltern.«
    »Sage ich ja«, sagte der schlechtgelaunte alte Mann, »es sind die Eltern. Die würden doch nicht ihr eigenes Kind in die Pfanne hauen.«
    »Das ist nicht gesagt«, sagte der Vollbärtige.
    »Entscheidend ist doch, daß die Eltern das Kind prägen, die Prägung im Elternhaus entscheidet doch darüber, wie sich das Gewissen des Kindes entwickelt«, gab der Mann neben ihm zu bedenken, und Frank wußte jetzt, dies war tatsächlich der FDP-Mann, der Mann, von dem alle sagten, daß er der sei, den es zu überzeugen galt. Der Vorsitzende hatte keine Stimme, und die beiden ganz außen Sitzenden hatten ihre Meinung schon zusammen, soviel war klar. Und der FDPMann lächelte ihm jetzt aufmunternd zu, das ließ ihn
    Hoffnung schöpfen.
    »Wie Sie wollen«, sagte der Vorsitzende, »verlesen ist das jetzt jedenfalls alles, und wir wissen ja nun auch«, wandte er sich an Frank, »wie das bei Ihnen nun alles so gekommen ist mit der Bundeswehr und so weiter, und wie Sie sich da gewissermaßen, wie soll ich es sagen …« — der Vorsitzende lächelte süffisant, und Frank fand, daß er etwas zu süffisant lächelte, um noch als neutral gelten zu können, »vom Saulus zum Paulus gewandelt haben, was Ihr Gewissen betrifft, und das Gewissen wollen wir nun ja

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