Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
will.«
Der FDP-Mann sah ihn an und machte dabei einen nachdenklichen Eindruck.
»Es kann doch nicht sein, daß es immer nur überall Streit und Krieg und Gewalt gibt«, drehte Frank ein bißchen weiter auf, »letztendlich kommt es doch vor allem darauf an, Konflikte friedlich zu lösen und, äh, jedenfalls Frieden zu schaffen und überhaupt extrem da, wo, ich meine, gewaltlos und so weiter«, machte er weiter, ein bißchen wirr vielleicht, dachte er, aber auch das kann nicht schaden, »und wenn man sich schon im Kleinen streitet wegen so einer Sache, wie soll das dann erst im großen, gesellschaftlichen Rahmen enden?«
Der FDP-Mann schien begeistert. »Da hat er schon recht«, sagte er heftig nickend in die Runde.
»Ha!« rief der schlechtgelaunte alte Mann, der Frank langsam immer sympathischer wurde, eine gefährliche Gefühlsverirrung ist das, dachte er, das ist immerhin der Feind, »das ist aber keine Antwort auf die Frage, Rechthaben hin, Rechthaben her!«
»Moment, Moment«, sagte Frank, »das ist aber auch nicht der Punkt, es geht ja eigentlich auch gar nicht um das Rechthaben, das ist ja genau das Problem bei dieser Art von Konflikten.«
»Wie meinen Sie das?« fragte der FDP-Mann irritiert, während neben ihm der Bärtige mit verdrehten Augen den Kopf schüttelte.
»Nur so«, sagte Frank, der nicht wußte, was er sonst hätte sagen sollen.
Das ließ den FDP-Mann die Stirn runzeln. In diesem Moment schaltete sich der Vorsitzende wieder ein.
»Können wir mal zum Thema zurückkommen?« rief er überlaut, »mir wird das jetzt alles ein bißchen zu kompliziert, dabei war die Frage doch eigentlich ganz einfach.« Er beugte sich vor zu Frank. »Also: Die wollen Ihre Eltern umbringen, an die Wand stellen, und sagen Sie nicht, sowas gäbe es nicht, das gibt es eben doch, und Sie haben nun die Möglichkeit, jetzt nicht direkt mit einem Gewehr, das Sie in der Hand halten, das lassen wir dann mal weg, wenn Sie das stört, aber sagen wir mal, da liegt noch ein Gewehr herum und Sie könnten das jetzt nehmen und die daran hindern, daß die Ihre Eltern erschießen, indem Sie die anderen erschießen. Was nun? Was würden Sie tun?«
»Ja, nun … «
»Das ist wirklich wichtig«, sagte der FDP-Mann, »das müssen wir schon wissen.«
Frank sah den FDP-Mann an, und der lächelte zufrieden. Er glaubt wirklich daran, dachte Frank.
»Natürlich ist das wichtig«, sagte Frank, »es geht dabei ja auch um das Leben von Menschen, und das ist doch der Grund, warum ich hier bin, nicht wahr, weil ich mir geschworen habe, daß ich niemanden töten will, auf keinen Fall und aus keinem wie auch immer gearteten Grund, und jetzt könnte man bei der von Ihnen hier beschriebenen Situation natürlich sagen, nun gut, was soll’s, wenn du die Nordkoreaner … «
»Es müssen nicht unbedingt Nordkoreaner sein«, fiel ihm der Vorsitzende ins Wort, »was haben Sie denn immer mit Ihren Nordkoreanern?«
Frank stutzte. Das waren neue Töne, der Mann war nicht nur nicht mehr neutral, er wurde geradezu frech, fand er.
»Ich habe überhaupt nichts mit Nordkoreanern«, sagte er gereizt, »ich kenne überhaupt keinen Nordkoreaner, wie kommen Sie darauf, daß ich irgendwas mit Nordkoreanern habe, denken Sie etwa, ich hätte irgendwelche Bekannte in Nordkorea? Das geht doch überhaupt nicht.«
»Von Bekannten habe ich nichts gesagt«, sagte der Vorsitzende ebenso gereizt, »jetzt drehen Sie mir doch nicht auch
noch meine Worte im Mund herum.«
»Und selbst wenn ich welche kennen würde«, setzte Frank noch eins drauf, »dann kann ich doch gar nicht wissen, ob die sowas tun würden, ich meine, meine Eltern erschießen, was ist das überhaupt für eine Frage?«
»Das ist eine hypothetische Frage«, mischte sich der FDPMann ein, der, und das ließ in Frank Panik aufkommen, jetzt auch einen gereizten Eindruck machte, »und wenn Sie wollen, daß wir Sie als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkennen - Gewissensgründen, verstehen Sie?! —, dann sollten Sie schon eine Antwort darauf finden.«
»Ja sicher«, sagte Frank, »ja sicher, und das habe ich ja eigentlich auch getan.«
»Dann habe ich die Antwort aber nicht mitgekriegt«, sagte der FDP-Mann pikiert, »das muß ich mal sagen, dann habe ich aber nicht verstanden, was Sie da eigentlich sagen wollten.«
Der Mann lehnte sich zurück und Frank spürte, daß er den Trottel, wie er ihn jetzt in Gedanken nannte, FDP-Mann ist nicht richtig, man darf nicht immer nur die FDP für
Weitere Kostenlose Bücher