Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
Franks Augen kein richtiger Spieß war, er war viel zu klein und zu schmächtig, und seine Stimme war viel zu dünn, als daß er ein richtiger Spieß hätte sein können, und die gelbe Kordel des Kompaniefeldwebels baumelte ihm auch immer so seltsam, wie ein überflüssiges Anhängsel, unter dem Arm herum, fand Frank, und außerdem trug er nie Grünzeug, immer nur den kleinen Dienstanzug, und das sagte in Franks Augen schon alles über den Mann, gegen den er sonst nichts hatte, bloß als Spieß konnte er ihn nicht ernst nehmen.
    »Dann ist ja gut«, sagte der Spieß. Auch er trug ein Barett, genau wie Stuffz Aster, und zu ihm paßte es genausowenig. »Ich wollte nämlich gerade mal nachschauen, wer da von unseren Leuten noch alles so rumgammelt.«
    »Soso«, sagte Frank.
    »Ja …«, sagte der Spieß nachdenklich. Er hatte ein schmales Gesicht mit tiefen Magenfalten um den Mund und war alles andere als eine Stimmungskanone. »Aber gut, daß ich Sie treffe, Lehmann.« Er machte eine Pause.
    »Ja«, sagte Frank aufmunternd.
    »Was war das nochmal, irgendwas wollte ich von Ihnen … «
    »Vielleicht wegen der Kontrolle?« schlug Frank vor.
    »Was? Was für eine Kontrolle?« fragte der Spieß. »Davon weiß ich ja gar nichts!«
    »Ich auch nicht«, sagte Frank, »ich habe da nur was munkeln hören.«
    »Ach was«, sagte der Spieß ärgerlich, »hören Sie mit solchen Schauermärchen auf, Lehmann.«
    »Ach so«, sagte Frank, »vielleicht wegen meinem Parkausweis? Da würde ich gerne … «
    »Nein, warten Sie, ich hab’s wieder. Ich hab mir Ihre Akte mal angesehen, Lehmann, weil Stuffz Aster letztens von Ihnen gesprochen hat und weil Koch ja jetzt weg ist. Und da ist mir was aufgefallen!« »Aha!«
    »Ja. Sie hatten ja noch überhaupt noch kein Gelöbnis, Sie hatten ja überhaupt noch kein Feierliches Gelöbnis, Lehmann, wieso eigentlich nicht?«
    »Das lag daran, daß meine G-Karte gerade zu einem Moment kam, als das dran gewesen wäre, kurz davor, und dann bin ich ja gleich versetzt worden, und seitdem bin ich hier, und dann ist das wohl vergessen worden.«
    »Wir vergessen nichts, Lehmann. Jedenfalls haben Sie noch kein Gelöbnis gehabt, ja?«
    »Nein, Hauptfeld, das Gelöbnis habe ich noch nicht gehabt.«
    »Na sehen Sie, sage ich doch, das ist mir doch aufgefallen in Ihrer Akte, daß Sie noch kein Gelöbnis gehabt haben. Sowas vergessen wir nicht. Und da können Sie am nächsten Donnerstag gleich mitmachen, das habe ich extra für Sie eingefädelt, wie finden Sie das?«
    »Wie, nächsten Donnerstag?«
    »Nächsten Donnerstag im Weserstadion. Waren Sie nicht in Barme?«
    »Wie, im Weserstadion?«
    »Nein, Barme. Damals. Waren Sie da nicht Pionier gewesen? In Barme?«
    »In Dörverden/Barme, ja.«
    »Na sehen Sie, das war doch Ihr Bataillon da, die sind dabei, und da können Sie sich gleich mit dazustellen, das habe ich extra für Sie eingefädelt.«
    »Aber das ist doch gar nicht mehr mein Quartal dann«, gab Frank verdattert zu bedenken. »Die sind dann doch ein Quartal drunter dann, das sind dann ja quasi, naja, Rekruten jedenfalls.«
    »Das ist ja nun kleinlich, Lehmann. Gelöbnistechnisch sind Sie ja quasi auch noch Rekrut, jedenfalls haben Sie ja noch keins abgelegt, genau wie die, und da können sie das endlich nachholen.« Der Spieß schaute Frank zufrieden an.
    Frank schwieg. Er mußte nachdenken.
    »Die Einzelheiten sage ich Ihnen später noch«, sagte der Spieß, »Montag oder Dienstag sage ich Ihnen Bescheid, wo und wann Sie sich dann melden können. So, und jetzt lassen Sie mich mal vorbei, mal sehen, wer davon unseren Leuten schon wieder im Mannschaftsheim rumgammelt.«
    »Moment mal«, sagte Frank.
    »Was gibt’s denn noch, Lehmann?«
    »Wegen der Vereidigung … «
    »Feierliches Gelöbnis, Lehmann. Das heißt Feierliches Gelöbnis. Eide werden hier nicht geschworen, bei uns wird feierlich gelobt.«
    »Ja, Hauptfeld. Aber ich will das lieber nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich will das Feierliche Gelöbnis nicht ablegen.«
    »Hä?«
    »Ja«, sagte Frank.
    Der Spieß schaute ihn verblüfft an. »Verstehe ich nicht«, sagte er.
    »Ich will das nicht ablegen. Das kann man verweigern.«
    »Wieso das denn? Warum wollen Sie das denn nicht machen?«
    »Da brauche ich keine Begründung«, sagte Frank, »das Gelöbnis ist freiwillig.«
    »Hm …« Der Spieß schaute griesgrämig drein. »Das brauche ich aber schriftlich, Lehmann. Und das hätten Sie mir auch mal vorher sagen können, verdammt nochmal,

Weitere Kostenlose Bücher