Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
noch das 0-205, das steht aber noch im Ölhäuschen beisammen, und dann die Bremsflüssigkeit, aber das sind nur drei Gebinde, das geht schnell.« Von der kleinen Fehlmenge beim Benzin sprach er nicht, das konnte als Verdunstungsschwund durchgehen, und was den viel besorgniserregenderen Überschuß an Diesel betraf, so ging Frank davon aus, daß man das bis zum Abend durch großzügiges Betanken einiger LKWs wieder korrigieren konnte.
»Da müssen Sie sich drum kümmern«, sagte Stuffz Aster, »ich verlaß mich auf Sie. Jetzt, wo Koch nicht mehr da ist, müssen Sie das machen, lassen Sie das auf keinen Fall Meyer machen, der verzählt sich, und prüfen Sie das selbst noch mal alles genau nach, und wenn’s ans Peilen geht, dann machen Sie das auch, bloß nicht Meyer und schon gar nicht nicht Groß, verdammt nochmal«, sagte Stuffz Aster, »und das alles auf die letzten Tage.«
»Ein bißchen haben Sie ja noch!« sagte Frank aufmunternd, und das stimmte auch, noch etwa zweihundert Tage hatte der Stuffz, hatte der Obergefreite Koch gesagt, und Frank hätte ihm gerne seine eigenen Tage noch dazugegeben, der Stuffz tat ihm ein bißchen leid. Seit man ihm seinen Nachschlag verwehrt hatte, wirkte er etwas aus der Bahn geworfen, und das Barett machte die Sache nicht besser, er hat auch die optische Symmetrie verloren, dachte Frank, das Schiffchen hat er immer genau in der Mitte und weit in der Stirn getragen, dachte er, das konnte er gut, mit dem Barett geht das nicht, dachte Frank.
Der Stuffz schien genauso zu denken, denn in diesem Moment faßte er sich ans Barett und ruckelte daran herum.
»Na gut, Lehmann«, sagte er, »ich verlaß mich auf Sie. Sie sagen den anderen Bescheid, und dann machen Sie das. Denken Sie auch an die Bremsflüssigkeit, ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte, wie kann man davon zuviel haben, das ist alles noch Kochs Schuld. Der muß das irgendwann mal falsch umgerechnet haben.«
»Mach ich«, sagte Frank, »mach ich, Stuffz. Keine Sorge.«
»Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter«, sagte der Stuffz. »Wenn bloß Koch noch da wäre … «
Er schaute an Frank vorbei in die Ferne, wie um eine Schweigeminute für den Obergefreiten Koch einzulegen.
»Egal«, riß sich der Stuffz zusammen, »ich komm nachher mal vorbei und prüf das nach, kurz vor Mittag.«
»Ist schon klar, Stuffz«, sagte Frank. »Heute kann das aber nicht sein, heute ist doch Freitag«, fügte er hinzu, »die machen doch am Freitag keine Kontrolle!«
»Wer? Wer macht am Freitag keine Kontrolle?«
»Na, was weiß ich«, sagte Frank. »Wer kontrolliert denn?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Ich dachte, wenn Sie doch sagen, dass … «
»Eben, Lehmann. Deshalb ja.«
»Okay.«
Stuffz Aster seufzte. Dann ruckelte er wieder an seinem Barett. »Komisches Ding«, sagte er traurig. »Da werde ich mich wohl nicht mehr dran gewöhnen.« Er drehte sich um und ging in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Frank, der in dieselbe Richtung wollte, denn da lag auch das Mannschaftsheim, wartete, bis der Stuffz ein wenig voraus war. Der Stuffz hielt nun sein Barett fest, wie Frank sein Schiffchen. Der Wind nahm ständig noch an Stärke zu, und er brachte viele Blätter mit sich, die den Stuffz umwirbelten, als wenn sie mit ihm spielen wollten. Armer Kerl, dachte Frank, als er schließlich selbst langsam weiterging, schön langsam jetzt, dachte er, ehe man sich’s versieht, hat man ihn schon eingeholt, und was soll man dann noch mit ihm reden?
Im Mannschaftsheim wartete auf Frank eine unangenehme Überraschung: Als er endlich dran war und sich das bestellte, was er jeden Morgen bestellte, einen Weser-Kurier, einen Kaffee und zwei Brötchen mit Seelachsschnitzeln, stellte sich heraus, daß die Seelachsschnitzelbrötchen alle waren. Der Tag, fand er, wurde langsam zum Ärgernis, und er hatte keine Lust mehr, im Mannschaftsheim zu frühstücken. Wenn es keine Seelachsschnitzelbrötchen gibt, dachte er, dann braucht man eigentlich überhaupt nichts zu essen. Er kaufte für Groß und Meyer die Streuselschnecke und drei Zwiebelmettwurstbrötchen und machte sich wieder auf den Rückweg zur Tankstelle. Und das war auch gut so, denn gerade als er das Mannschaftsheim mit seinen Einkäufen verließ, lief er dem Spieß in die Arme.
»Lehmann, wo kommen Sie denn jetzt her? Was haben Sie im Mannschaftsheim gemacht?« »Ich habe Kram fürs zweite Frühstück gekauft«, sagte Frank.
»Ach so«, sagte der Spieß, der in
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