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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Willst du eine KVZ kaufen?« Er lachte bitter.
    »Nein, aber den Tapetentisch könnten wir eigentlich ganz gut gebrauchen«, sagte Frank. »Zum Renovieren und so.«
    Die beiden sahen ihn an und sagten nichts.
    »Ich meine, wir haben schon ein bißchen angefangen«, sagte Frank. »Aber mit dem Tapetentisch ginge das gleich viel besser.«
    Achim seufzte.
    »Du meinst«, sagte er gallig, »wenn’s mit der Revolution nicht klappt, kann man immer noch die Wohnung renovieren?«
    »Naja«, sagte Frank aufmunternd und klopfte ihm auf die Schulter, »jedenfalls in der Zwischenzeit.«
    »Eins muß man ihm lassen«, sagte Achim zu Martin Klapp. »Pragmatisch ist er.«
    »In der Zwischenzeit!« sagte Martin Klapp amüsiert. »In der Zwischenzeit! Sowas bringt auch nur Frankie!«
    »Wißt ihr, was das Problem mit euch MLern ist?« sagte Frank.
    »Nein, was denn?« sagte Achim amüsiert.
    »Ihr redet gern über Anwesende in der dritten Person.«
    »Oho!« sagte Achim. »Da muß ich erstmal drüber nachdenken.«
    »Ich auch«, sagte Martin Klapp.
    »Das solltet ihr auch«, sagte Frank. »Das sollte euch zu denken geben!«
    »Das hat auf jeden Fall irgendwie was Dialektisches«, sagte Martin Klapp.
    »Hör nicht auf ihn«, sagte Achim zu Frank. »Er hat da keine Ahnung von.«
15. LEICHENZUG
    »Und warum hast du denn jetzt nicht verweigert?« fragte das Mädchen namens Birgit schon zum zweiten Mal.
    Frank seufzte. Die kleine Einweihungsparty, die Martin Klapp am Samstagabend mit Hilfe der Telefonzelle am Sielwall und einer Handvoll Kleingeld ins Rollen gebracht hatte, war in vollem Gange, und er hatte in Martin Klapps Zimmer eine kleine Ecke für sich gefunden, in der er, an den zusammengeklappten Tapetentisch aus KBW-Beständen gelehnt, in Ruhe ein paar Bier getrunken und dem Treiben aus der Froschperspektive zugesehen hatte. Aber mit der Ruhe war es jetzt vorbei. Martin Klapps Zimmer wurde nach und nach zum Mittelpunkt der Party und füllte sich immer mehr mit Leuten, die sich mit Dosenbier und Rotwein auf den Reisstrohmatten, mit denen Martin Klapps Zimmer ausgelegt war, niederließen und Frank dabei immer mehr auf die Pelle rückten, jetzt gerade hatten sich auch noch Sibille und ihre zwei Mitbewohnerinnen, die, wie er jetzt wußte, Birgit und Sonja hießen, neben ihn gesetzt und damit begonnen, ihn über sein Dasein als Bundeswehrsoldat auszufragen.
    »Ich hab’s verpennt«, sagte er jetzt schon zum zweiten Mal zu Birgit, und Birgit sagte schon zum zweiten Mal »Aha«, und Frank hoffte, daß die Sache damit erledigt wäre.
    »Und ihr schießt da richtig mit Gewehren rum und so?« fragte Sonja von der anderen Seite, und Frank sagte, daß sie bis jetzt noch nicht geschossen hätten, »nur so geübt«, sagte er, »wir haben die Gewehre dauernd dabei und kriechen damit durch den Wald und reinigen sie dauernd und so.«
    »Aha«, sagte nun auch Sonja und streckte sich auf dem Boden aus, »und das findest du in Ordnung, oder was?«
    »Was?« fragte Frank, der sich damit abzufinden begann, daß das noch eine Weile so weitergehen würde. »Was in Ordnung? Daß wir noch nicht richtig geschossen haben?«
    »Nein, daß du da sowas mitmachst.«
    »Sie haben mich gezwungen«, sagte Frank. »Sie zwingen einen. Man nennt es Wehrpflicht.«
    »Hast du denn nicht wenigstens versucht zu verweigern«, fragte Birgit direkt in sein Ohr, ihre Stimme war nicht sehr laut, aber zu laut, um ihm direkt ins Ohr zu schreien, wie Frank fand, wobei ihn eigentlich mehr irritierte, daß sie ihm dabei so nahe kam, er konnte ihr Parfüm riechen, es roch nach Gras und das sehr durchdringend, und er merkte, daß ihm etwas flau im Magen wurde, und zum ersten Mal seit langer Zeit kam ihm die Erinnerung an die Möglichkeit von Sex zurück wie ein guter alter Freund, den man lange nicht mehr gesehen hat und dessen Namen man im ersten Moment nicht mehr weiß. Es ist ein bißchen wie mit Harry, dachte Frank, erst denkt man ewig nicht mehr dran, und dann ist alles gleich wieder wie immer.
    »Und schießt ihr dann irgendwann noch mal richtig?« fragte derweil Sonja von der anderen Seite. Sibille saß ihm gegenüber im Schneidersitz, sie hatten ihn praktisch von allen Seiten umzingelt, aber Sibille sagte gar nichts, sie lächelte nur seltsam und sah zwischen ihren herabhängenden Haaren zu Boden. Birgit sagte: »Kannst du mal ein Stück rücken« und drängelte ihn zur Seite, um sich selbst auch an den Tapetentisch anzulehnen. Sie streckte die Beine aus und berührte ihn

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