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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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als Zeichen, der Sache ein Ende zu machen, das bringt ja alles nichts, dachte er.
    »Bis gleich dann«, sagte er und stand mühsam auf. Ihm war das rechte Bein eingeschlafen. »Ich seh mich mal ein bißchen um!«
    »Dann kommt hier noch ein Regal hin«, sagte Ralf Müller. Er stand in seinem Zimmer und erklärte ein paar Leuten, die er zu kennen schien und die Frank noch nie zuvor gesehen hatte, sein Zimmer, »das wird erstmal gestrichen, so in Weiß oder so, und dann kommt da das Regal hin.«
    Ralf Müllers Zimmer sah schon ganz gut aus, er war in der letzten Woche fleißig gewesen, hatte die Wände mit Rauhfasertapeten beklebt und gestrichen, und auf dem Fußboden lag ein Teppichboden und sogar einige Möbel gab es, ein kleines Sofa und eine Vitrine, auf der ein Aquarium stand und vor sich hin sprudelte. Frank ging zum Aquarium und schaute von oben hinein. Er versuchte die Fische zu zählen, aber bei zehn hörte er auf, sie bewegten sich zu schnell und sahen alle gleich aus.
    Er verließ Ralf Müllers Zimmer wieder und machte sich auf die Suche nach Martin Klapp. In Achims Zimmer war sowieso niemand, und in der Küche gab es nur einige Leute, die Frank kaum kannte, Ex-Genossinnen und Ex-Genossen von Martin, Ralf und Achim, vielleicht aber auch nur ExGenossinnen und Ex-Genossen von Martin und Ralf, dachte Frank, vielleicht sind ja ein paar noch organisiert, dann wären sie wenigstens noch Genossen von Achim, dachte er und fragte sich, wo Achim wohl sei, und dann erkannte er unter den Leuten in der Küche zwei ehemalige Schulkameraden, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte, und ging deshalb schnell zurück in Martin Klapps Zimmer, er hatte keine Lust auf alte Schulkameraden.
    In Martin Klapps Zimmer fand er Martin Klapp bei Sibille und ihren Freundinnen sitzen, und mit dabei saß auch Wolli, von dem Frank jedenfalls wußte, daß er ein Ex-Genosse von allen dreien war, wenn beide ausgetreten sind, dann sind sie doppelte Ex-Genossen, dachte Frank, oder vielleicht auch wieder Genossen, Austrittsgenossen, dachte er, das schien ihm irgendwie bemerkenswert, aber ihm war etwas zu schwindelig, um darüber jetzt groß nachdenken zu können. Er setzte sich wieder neben Birgit, die ihn aber gar nicht beachtete. Sie schaute gebannt Wolli dabei zu, wie er Gläser und Tassen und Becher zwischen ihnen in einer Reihe aufstellte.
    »Hallo Wolli«, sagte Frank. »Das mit dem Fernseher und dem Stromschlag mußt du mir mal demnächst genauer erklären.«
    »Hallo Frankie«, sagte Wolli, »Leichenzug!« Er zeigte auf die Gläser und Tassen und Becher. Dann entnahm er einer Plastiktüte einige Flaschen. »Apfelkorn, Whisky, Rum, Cola«, sagte er. Er begann die Getränke auf die Gläser zu verteilen. »Apfelkorn, Whisky, Rum, Cola«, sagte er fröhlich dabei, und dann »Apfelkorn-Whisky, Apfelkorn-Rum, Apfelkorn-Cola, Whisky-Rum, Whisky-Cola, Cola-Rum, Apfelkorn-WhiskyCola, Apfelkorn-Rum-Cola, Apfelkorn-Rum-Whisky und einmal alles zusammen.«
    »Ihr spinnt ja«, sagte Sibille. »Ich würde lieber was kiffen.«
    »Wir kiffen nicht«, sagte Martin Klapp lächelnd. »Wir hatten früher den Alkohol- und Drogenbeschluß, da ging das nicht. Da haben wir den Anschluß verpaßt. Wir haben unsere Jugend der Revolution geopfert.«
    »Welcher Revolution?« fragte Sibille.
    »Revolution, Scheiße ja, das auch«, sagte Wolli und zog einen Würfel aus der Tüte. »Würfel habe ich auch extra mitgebracht. Leichenzug.«
    »Was soll das denn jetzt alles?« fragte Sibille.
    »Leichenzug«, sagte Birgit und kicherte.
    »Würfeln«, sagte Wolli und hielt den Würfel hoch.
    Sie begannen auf Wollis Anweisung zu würfeln. Wer eine eins oder sechs würfelte, mußte ein Glas austrinken. »Auf Ex«, sagte Wolli. »Ich kenn einen, der einen kennt, der ist da mal dran gestorben.« Frank bekam Cola-Rum und das Vollgemisch, und danach war ihm mächtig schwindelig, und er mußte sich anlehnen, und als er sich anlehnte, merkte er, daß er sich an Birgit anlehnte, das war schön weich, und sie schien das nicht zu stören, sie hatte zuvor Apfelkorn-Cola und Rum-Whisky trinken müssen, sie kicherte nur ein wenig und fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare. »Das sind ja Bundeswehrhaare«, sagte sie und nuschelte dabei kräftig. »Mußt du denn gleich wieder in die Kaserne zurück, du Kosak?«
    »Nein«, sagte Frank, der sich über nichts mehr wunderte. »Ich wohne hier.«
    »Ach so, stimmt ja«, sagte sie und setzte sich so zurecht, daß Franks Kopf auf ihren Beinen

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