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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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zu liegen kam. Sie beugte sich über ihn, bis ihr Busen seine Stirn berührte und ihre Haare ihn in den Augen kitzelten. »Wo denn?«
    »Da nebenan, hinter der Decke«, sagte Frank.
    »Decke?« kicherte Birgit.
    »Zeig ich dir«, sagte Frank und versuchte hochzukommen. Er wußte nicht mehr, ob sie jemand beobachtete, und es war ihm auch egal. Er wollte Birgit bloß noch zeigen, wo sein Zimmer war, das war wichtig jetzt, »da lang«, sagte er und krabbelte auf allen vieren los. Er krabbelte durch die Tür von Martin Klapps Zimmer und hielt bei der Decke an, um auf Birgit zu warten, er schaute sich um, und tatsächlich, da kam sie angekrabbelt. Sie trug ein langes Sommerkleid, und er sah in ihrem herabhängenden Ausschnitt ihre bloßen Brüste schaukeln. Sie folgte seinem Blick in ihren Ausschnitt, sah wieder hoch, grinste ihn an und krabbelte weiter. Er hob die Decke hoch, die sein Zimmer vom Durchgang trennte, und kroch darunter durch. Sein Zimmer lag leer in der Dämmerung, mein Zimmer ist der tote Winkel, dachte er und kroch zu seinem Bett, setzte sich davor auf und betrachtete die Wolldecke, durch die jetzt eigentlich Birgit kommen sollte. Sie kam aber nicht. Beunruhigt kroch er wieder zurück und hob sie ein wenig an, gerade genug, um eine Hand zu sehen, die dahinter auf dem Boden auflag. Er klopfte vorsichtig mit dem Finger auf die Hand und hob die Decke noch ein wenig höher, und dann kroch auch Birgit in sein Zimmer.
    »Wollte schon umdrehen«, sagte sie. »Das ist ja raffiniert getarnt!«
    Frank kroch zu seiner Matratze, und Birgit kroch hinterher. Frank setzte sich hin und sie kroch einfach auf ihn zu und auf ihn drauf.
    »Das ist also dein Zimmer«, sagte sie, während Frank durch ihr Gewicht hintenüberfiel, und sie kroch weiter, bis sie ganz auf ihm drauflag.
    »Das ist also dein Zimmer«, sagte sie wieder und küßte ihn. Sie schob ihre Zunge in seinen Mund, und sie wälzten sich ein wenig hin und her und befummelten sich hektisch, bis sie ihn plötzlich losließ und sich auf den Rücken drehte.
    »Das ist also dein Zimmer«, sagte sie schwer atmend und kicherte. »Du Kosak.«
    »Ja«, sagte Frank und beugte sich über sie. Er wollte sie gerne weiterküssen. Er wußte zwar nicht, wohin das alles führen sollte, er war so betrunken, daß er nicht einmal eine Erektion bekam, aber das war ihm jetzt auch egal, er wollte bloß, daß sie irgendwie weitermachten. Er küßte sie noch einmal, aber nur kurz, denn sie war nicht richtig bei der Sache, sie atmete heftig, machte sich frei und setzte sich auf.
    »Du Kosak«, sagte sie wieder und kicherte.
    »Wieso Kosak?« fragte Frank. »Was haben denn Kosaken damit zu tun?«
    »Und was ist das?« Sie zeigte auf die Teekiste, die Martin Klapp ihm für seine Kleider geborgt hatte und die neben der Matratze an der Wand stand.
    »Teekiste«, sagte Frank, der fühlte, wie seine Stirn zu schwitzen begann.
    »Kosak«, sagte sie noch einmal. Sie krabbelte auf allen vieren zur Teekiste und schaute hinein. Frank krabbelte dazu und schaute ebenfalls hinein.
    »Kosakenkleider«, sagte er. Sie hockten Seite an Seite auf allen vieren, ihre Gesichter waren nah beieinander. Sie küßten sich wieder und richteten sich aneinander so weit auf, daß sie die Hände zur Verfügung hatten, und so saßen sie auf den Knien nebeneinander in der Dämmerung neben der Teekiste und knutschten und fummelten wild herum, bis Birgit sagte: »Moment!«
    Sie drückte ihn ein bißchen weg und starrte ihn an. Es war ein Starren, das Frank nicht genau zu deuten wußte, irgendwie abwesend sah sie aus, aber ihm war auch schwindelig, und er hatte seine Gedanken nicht mehr genug beieinander, um darin ein großes Problem zu sehen, sie starrten sich eine Weile an und dann sagte Birgit wieder: »Moment.« Sie beugte sich zur Seite über die Teekiste und kotzte hinein. Frank sah ihr dabei zu, er mußte jetzt selbst ein bißchen würgen und versuchte, sich zu beherrschen, schade, daß der Deckel nicht drauf ist, dachte er, um sich abzulenken, schade, daß der Deckel nicht drauf ist, aber das nützte nichts mehr, er fühlte, wie das Vollgemisch von Wollis Leichenzug wieder ans Licht wollte, und senkte gleichfalls den Kopfüber die Teekiste. Vielleicht hat es ja auch was Gutes, wenn man zusammen in eine Teekiste voller Kleider kotzt, dachte er dabei zur eigenen Beruhigung, vielleicht verbindet es ja irgendwie.
16. DIALEKTIK
    »Und das hast du dir ganz alleine ausgedacht?«
    Martin Klapp hielt das Papier mit Franks

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