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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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das Gewühl bewegten, sagte Martin Klapp, der stehengeblieben war, um einige Kartoffeln anzufassen: »So ein Wochenmarkt ist eigentlich gar nicht schlecht.«
    »Nein«, sagte Frank.
    »Wenn man seine eigene Küche hat, in der man ordentlich kochen kann, dann sieht man so einen Wochenmarkt gleich mit ganz anderen Augen.«
    »Ja, klar«, sagte Frank, der andere Sorgen hatte.
    »Vielleicht sollten wir mal schön was zum Kochen einkaufen!«
    »Ja, sicher«, sagte Frank.
    »Obwohl, da brauchten wir auch erstmal einen Kühlschrank. «
    »Sag ich ja.«
    »Und wir haben auch keine Stühle zum Sitzen und Essen. Dann bringt das irgendwie auch mit dem Kochen nichts!«
    »Ja, auch wieder wahr«, sagte Frank.
    »Außerdem ist Ralf mit dem Abwaschen dran, der hat immer noch nicht abgewaschen.«
    »Stimmt«, sagte Frank. »Wo ist denn jetzt Achim?«
    »Das ist da alles total versifft, da kann man überhaupt nicht kochen!«
    »Ja, ja«, sagte Frank, »da vorne ist der KBW, ist das Achim da vorne?«
    »Wer sonst«, sagte Martin Klapp vergnügt, »sie haben ja sonst kaum noch einen!«
    Sie stiegen vom Vorplatz der Berliner Freiheit, auf dem der Markt stattfand, eine flache Treppe hinauf zu dem überdachten Gang, der das Einkaufszentrum innen umsäumte. Das Auto hatten sie auf dem Parkplatz ihrer früheren Schule geparkt. »Ich bin ja sowieso bald Lehrer«, hatte Martin Klapp g esa gt
    »Da ist er ja«, sagte er jetzt, denn Achim und sein Büchertisch waren nun direkt vor ihnen, Achim hatte den Büchertisch in der Mitte des Gangs aufgestellt, und zwischen zwei Pfeiler der Überdachung hatte er ein rotes Transparent mit der gelben Aufschrift >Vorwärts im Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes! Vorwärts im Kampf für den Sieg des Sozialismus! < gespannt, wobei die Worte >Sieg des Sozialismus< von dem mit rotem Tuch bespannten Tapetentisch verdeckt wurden und nur lesbar waren, wenn man direkt davorstand. Und da standen sie nun.
    »Der ist ja ganz allein«, sagte Martin Klapp. Achim stand ein paar Meter weiter weg und ließ sich von einigen Rentnern niederschreien, die, soviel bekam Frank von dem Gezeter mit, vor allem der Meinung waren, daß einer wie Achim »vergast gehört«. Martin stellte sich dazu und kam ihm ein bißchen zu Hilfe. Frank betrachtete derweil die Broschüren, die auf dem Tapetentisch lagen und von denen einige schon etwas ausgebleicht waren. Schließlich gingen die Rentner weg, und Martin kam mit Achim herüber.
    »Scheiße«, sagte Achim und warf die Kommunistischen Volkszeitungen, die er in der Hand hielt, auf den Büchertisch. »Wieso ist denn sonst keiner da?« fragte Martin Klapp, und Frank glaubte, eine gewisse Häme aus der Frage herauszuhören.
    »Wolfgang, der Arsch«, sagte Achim. »Ich klingel bei dem, und der sagt, er kommt nicht mehr. Könnte jeden Augenblick losgehen, daß das Kind kommt. Meint, wenn uns das nicht paßt, können wir ihn mal!«
    »Der auch«, sagte Martin. »Schau mal einer an, ausgerechnet Wolfgang.«
    »Das ist doch alles Scheiße«, sagte Achim. »Und du bist Vertrauensmann?« fragte er Frank. Frank nickte. »Na herzlichen Glückwunsch«, sagte Achim, aber begeistert klang das nicht.
    »Wie hast du den Kram denn überhaupt hierhergekriegt?« fragte Martin.
    In diesem Moment kamen zwei Polizisten dazu. »Wer ist denn hier der Verantwortliche?« fragte der eine in ihre Runde.
    »Ich«, sagte Achim.
    »Haben Sie Ihre Standgenehmigung dabei?«
    »Scheiße«, sagte Achim, und Frank dachte für einen kurzen Moment, er würde gleich zu heulen anfangen. Statt dessen bückte er sich und kramte in einem Karton hinter dem Tapetentisch. »Hab ich nicht dabei«, rief er von unten, »hab ich vergessen.« Er kam mit rotem Kopf wieder hoch.
    »Dann bauen Sie das mal schön alles ab«, sagte der Polizist.
    Sein Kollege nickte dazu. »Wir kommen in zehn Minuten wieder vorbei, dann ist das weg.«
    Achim sagte nichts, er starrte den Mann nur an. Der Polizist zückte ein Notizbuch. »Außerdem muß ich mal Ihre Personalien aufnehmen.«
    »Wieso das denn?« fragte Martin Klapp patzig. »Wieso denn jetzt auch noch die Personalien?«
    »Gehören Sie auch dazu?« fragte der Polizist.
    »Ja«, sagte Martin Klapp, was, wie Frank dachte, zwar nicht eigentlich stimmte, aber irgendwie doch, jedenfalls gehören wir zu Achim, dachte er, oder Achim zu uns, und sei es nur, weil wir denselben Flur renovieren.
    »Sie auch?« wandte sich der Polizist an Frank. »Ja, ich auch«, sagte Frank, »irgendwie

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