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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Martin Klapp.
    Frank nickte. Sie zahlten und gingen auf die Straße.
    Franks Auto stand am Körnerwall. Am Kino verabschiedeten sie sich dann, und Frank ging den Sielwall hoch bis zum Körnerwall. Die Bewegung nach dem Essen tat ihm gut. Es hatte geregnet, und es roch nach Erde und warmem, nassem Stein. Vom Fluß her wehte eine laue Brise. Er hätte jetzt gerne etwas anderes gemacht, als in die Kaserne zu fahren, er hätte gerne Birgit wiedergesehen, und wünschte sich, den Mut zu haben, zu ihrer Wohnung zu gehen und zu klingeln und einfach »Hallo« zu sagen, ohne große Absichten, dachte er, einfach so, das wäre zeitlich noch drin, dachte er.
    Aber das bringt nichts, dachte er dann, am Ende verliebt man sich noch, und dann wird das irgendwann extra bitter, dachte er, stieg in sein Auto und fuhr nach Dörverden in die Kaserne.
17. DER TEXT
    »Der Lichtblitz ist nicht zu unterschätzen«, sagte Fahnenjunker Tietz, als Frank und seine Kameraden vor ihm im Wald standen, getarnt mit Zweigen, Blumen und Gräsern, mit geschwärzten Gesichtern und mit der ABC-Schutzbrille, die sie auf keinen Fall Sonnenbrille nennen durften. »Der Lichtblitz ist wichtig. Wenn so ein Ding niedergeht, ist das Radioaktive und so weiter gar nicht das Schlimmste zuerst, sondern der Lichtblitz, der reicht viel weiter, der reicht ewig weit.«
    Fahnenjunker Tietz machte eine kleine Pause und schaute sie an, als erwartete er Fragen oder Kommentare. Es kamen keine. Sie waren schon einige Stunden im Gelände, hatten Schützenmulden gegraben, bei der Übung >Feuern auf ein Kommando< Manöverpatronen verschossen, Schützenreihe und Schützenrudel gebildet und waren als Spähtrupp durch das Unterholz gekrochen. Frank schätzte, daß sie mittlerweile alle einen ziemlich schlappen Anblick boten.
    »Das ist so ein gewaltiger Lichtblitz«, fuhr Fahnenjunker Tietz schließlich fort, »daß jeder, der da ungeschützt reinsieht, sofort blind wird, und dann ist der Krieg für den vorbei. Deshalb haben Sie zum einen die ABC-Schutzbrille. Aber das reicht nicht. Sie haben ja keine Ahnung, was das für ein gewaltiger Lichtblitz ist.«
    »Der ist so heftig, der geht sogar durch Hauswände«, sagte der GUA Pilz.
    »Jaja«, sagte Fahnenjunker Tietz, »schon klar, Pilz, aber der geht nicht nur durch Hauswände, der geht durch alles durch, Sie haben ja keine Ahnung.« »Der geht da durch wie nix«, sagte GUA Pilz.
    »Ist ja schon gut, Pilz«, knurrte Fahnenjunker Tietz.
    »Jedenfalls ist der so gewaltig, der Lichtblitz, daß Sie sich nicht nur auf die ABC-Schutzbrille verlassen können. Deshalb gibt es die Warnung >Atomblitz<.«
    Frank hörte nur halb zu. Er hatte andere Sorgen. Es war Montag, und er hatte am Morgen, noch vor dem Frühstück, seine schriftliche Stellungnahme zum Fall Reinboth abgegeben. Jetzt lag sie beim Hauptmann, und in diesem Moment sah er durch das Dunkel seiner ABC-Schutzbrille, daß ein Soldat, den er nicht kannte, zu ihnen hergelaufen kam.
    »Wenn Sie die Warnung >Atomblitz< hören«, erzählte unterdessen Fahnenjunker Tietz weiter, »dann werfen Sie sich hin, wühlen den Kopf so weit es geht in die Erde und legen die Hände drum und drüber und so weiter, so daß Sie so weit wie möglich vor dem Atomblitz geschützt sind. Sonst ist für Sie gleich Feierabend.«
    »Der ist so hell, der Atomblitz, der geht da durch wie … «
    »Ja, Pilz! Ist gut, Pilz!«
    »Herr Fahnenjunker«, rief der fremde Soldat.
    »Was gibt’s denn?« fragte Fahnenjunker Tietz ärgerlich und ging dem Mann ein Stück entgegen. Er tuschelte kurz mit ihm und kam dann wieder zurück.
    »Sie, Lehmann!« sagte er schlecht gelaunt.
    »Ja?«
    »Ja, Herr Fahnenjunker!«
    »Ja, Herr Fahnenjunker.«
    »Sie gehen mir langsam auf die Nerven, Lehmann. Jetzt sollen Sie schon wieder zum Hauptmann kommen!«
    »Ja nun …«, sagte Frank.
    »Ja nun, was?«
    »Nicht meine Schuld«, sagte Frank.
    »Jaja, los, Abmarsch, weg mit Ihnen, im Laufschritt, marsch marsch! schon weg sein, schon wieder hier sein«, sagte Fahnenjunker Tietz, und Frank galoppierte davon.
    »Wie sehen Sie denn aus?« fragte der Kompaniechef, als Frank sich vor ihm aufbaute und Meldung machte, wobei ihm das Gewehr, das er über der Schulter trug, verrutschte.
    Sein Helm war noch mit Tarnnetz und Zweigen verziert, und auch seine sonstige Tarnung aus Gräsern, Blumen und Zweigen rieselte sacht auf das Linoleum im Büro von Hauptmann Schickedanz. Frank wußte nicht, ob er die Frage beantworten mußte, schließlich stand er

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