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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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weiß ich nicht«, sagte Frank.
    »Oho, das weiß er nicht. Er weiß aber sonst eine Menge, wenn ich das hier lese. Er weiß genau, was Reinboths Motive waren, der Mann wollte, ich zitiere: >unbewußt die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf seine Probleme lenken<, ja?«
    »Ja«, sagte Frank.
    »Und woher wissen wir das? Wollen mal sehen: >Ich habe mich mit Pionier Reinboth unterhalten und habe trotz mehrmaligen Drängens, mir seine Gründe zu erläutern, keine
    Einzelheiten aus ihm herausbekommen können, die sein Verhalten näher erklären würden. < Ist das nicht ein bißchen peinlich für Sie, Herr Pionier? So als Vertrauensmann? Der dann gar nicht das Vertrauen seiner Kameraden zu haben scheint?«
    »Ja nun … «
    »Ja nun … Das ist natürlich auch eine Antwort. Und dann das hier, ich zitiere: >Das spricht dafür, daß der Pionier Reinboth sehr, sehr ernsthafte und sehr persönliche Probleme hat, so ernsthaft, daß er mit niemandem darüber reden will. Ich würde daher vorschlagen, von einer Bestrafung des Kameraden abzusehen, da eine Disziplinarmaßnahme seine Probleme, über die wir leider noch nichts wissen, nur noch vertiefen und seine Nöte nur noch verschlimmern würde, was unabsehbare Folgen haben könnte.<«
    Frank hörte dem Hauptmann zu und dachte wieder, daß der Text gar nicht so schlecht klang, ein bißchen umständlich, dachte er, aber gar nicht so schlecht!
    »Was soll das sein, Herr Pionier? Eine Drohung, oder was? Haben Sie da was ausgekungelt mit dem Mann, oder ist das nur ein Armutszeugnis, wie man sich das jetzt stolz selber ausstellt? Ist man jetzt noch stolz darauf und hängt das jetzt auch noch an die große Glocke, daß man zwar Vertrauensmann der Mannschaften ist, die Mannschaften aber nicht mit einem reden wollen?«
    Frank schwieg. Er spürte, daß er wütend wurde, weil der Mann seinen schönen Text runtermachte, und er wußte, daß es besser war, jetzt nichts zu sagen. Nur nicht provozieren lassen, dachte er.
    »Okay, dann lassen Sie mich das noch einmal zusammenfassen, ja?« fuhr der Hauptmann fort. »Der Mann kommt nach dem Wochenende nicht zurück, wir müssen ihn mit den Feldjägern abholen, und dann sagt er weder Ihnen noch mir, was los ist, und dafür soll ich ihn jetzt belohnen, ja? Weil wir so gute Freunde sind, oder was? Und das machen dann in
    Zukunft alle so, oder? Bleiben alle schön zu Hause und lassen sich von den Feldjägern abholen, dann braucht auch keiner mehr eine Fahrkarte für die Bundesbahn, dann machen wir hier einen Chauffeurdienst auf, und hinterher kriegen die keine Bestrafung, weil es ja was Ernstes sein könnte, oder was?«
    »So habe ich das nicht geschrieben«, sagte Frank, der plötzlich sehr müde wurde. Er bewegte sich leicht, und raschelnd fielen einige Blätter und Gräser zu Boden. Das muß alles aufhören, der ganze Scheiß, dachte er.
    »Doch, genau so haben Sie das geschrieben. Glauben Sie eigentlich, daß Sie dem Pionier Reinboth damit einen Gefallen tun?«
    »Darum geht es nicht«, sagte Frank.
    »Worum geht es denn?« Der Hauptmann erhob die Stimme. »Worum geht es denn dann, Herr Pionier?«
    Gleich schreit er los, dachte Frank.
    »Geht es darum, daß Sie hier Ihre sophistischen Spaße auf dem Rücken Ihrer Kameraden machen?«, fuhr der Hauptmann, immer lauter werdend, fort, »Ihrer Kameraden, die schon tief genug im Dreck sitzen, oder was? Was für ein Vertrauensmann sind Sie eigentlich?« schrie er jetzt. »Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind? Glauben Sie, ich habe Zeit dafür übrig, mich von Ihnen veräppeln zu lassen, Herr Pionier?«
    Frank schwieg. Wenigstens habe ich schon vorher gewußt, daß er zu schreien anfängt, dachte er, wenn man es vorher weiß, dann ist es nicht so schlimm und man zuckt nicht zusammen.
    »Anworten Sie!«
    Frank schwieg.
    »Antworten Sie! Wollen Sie mich veräppeln?«
    Frank schwieg weiter. Er fixierte einen Punkt hinter dem Hauptmann und sagte nichts. Der Hauptmann, der irgendwann aufgesprungen war, setzte sich nun wieder hin.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt mit Ihnen unterhalte, Lehmann«, sagte er resigniert. »Ich glaube, Sie kochen hier ein politisches Süppchen oder sowas, anders kann ich mir das nicht erklären, aber selbst dann ergibt das irgendwie keinen Sinn …« Er nahm wieder das Papier in die Hand. »> Ersatzweise möchte ich vorschlagen, ihn vor einer Disziplinarmaßnahme wenigstens noch einmal zu überreden, mit dem Standortpfarrer zu sprechen, der vielleicht am

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