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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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besten in der Lage ist, sich mit ihm über seine seelischen Nöte zu beraten. Mit freundlichen Grüßen, Pionier Lehmann, 4. PiBtl. 8<«, las er vor. Er warf das Papier auf den Schreibtisch und rieb sich die Augen. »Mit freundlichen Grüßen, Himmel-herrgottnochmal, und dann auch noch der Standortpfarrer, was wollen Sie denn mit dem? Der hat doch schon mit dem geredet, meinen Sie eigentlich, wir sind hier Unmenschen, oder was? Meinen Sie, ich habe nicht auch versucht, herauszubekommen, was der Quatsch sollte?«
    »Nein, Herr Hauptmann«, sagte Frank.
    »Nein was?«
    »Nein das, was Sie gesagt haben.«
    »Wie jetzt?«
    »Nein, ich meine nicht, Sie hätten nicht auch versucht, herauszubekommen, was der Quatsch sollte, Herr Hauptmann.«
    Der Hauptmann seufzte.
    »So geht das nicht, Lehmann. Mit so was …«, er wedelte mit Franks Stellungnahme, »… können Sie mir nicht kommen, das ist doch Quatsch.«
    »Tut mir leid«, sagte Frank verbindlich, »aber das ist die Stellungnahme des Vertrauensmannes, und das ist gar kein Quatsch.«
    »Soso, finden Sie?«
    »Ja«, sagte Frank. »Sie wollten eine Stellungnahme des Vertrauensmanns, und das ist die Stellungnahme des Vertrauensmanns. Mehr ist dazu nicht zu sagen.« »Das ist Quatsch«, unterbrach ihn der Hauptmann.
    »Nein«, sagte Frank, »das ist kein Quatsch, das ist die Stellungnahme des Vertrauensmanns.«
    »Wissen Sie eigentlich, worum es hier geht?« sagte der Kompaniechef. »Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was das bedeutet, unerlaubte Abwesenheit von der Truppe?«
    »Ja«, sagte Frank.
    »Ich kann den richtig hart bestrafen, das sage ich Ihnen. So hart, daß das sogar vor ein ziviles Gericht geht, ja eigentlich sogar gehen muß, das wissen Sie doch, oder?«
    »Ja«, sagte Frank, der ziemlich gute Erinnerungen an den Vortrag >Rechte und Pflichten des Soldaten< hatte, den er als einzigen der vielen Vorträge wirklich interessant gefunden hatte. Außer vielleicht noch dem zur Lage der Kameraden in der Nationalen Volksarmee der DDR, der hatte ihm auch gefallen, der hatte so etwas Tröstliches gehabt.
    »Und was würden Sie vorschlagen?«
    »Genau das, was da drinsteht«, sagte Frank.
    »Damit kann ich nichts anfangen.«
    »Daß man ihn nicht bestraft«, sagte Frank.
    »Das weiß ich, das habe ich schon verstanden«, sagte der Hauptmann gereizt, »aber ich habe gesagt, damit kann ich nichts anfangen!«
    »Das ist aber die Stellungnahme des Vertrauensmanns«, sagte Frank und zuckte mit den Schultern, wodurch wieder einiges von seiner Tarnung verlorenging. Er wird das wegfegen lassen müssen, dachte er. Er hatte jedes Interesse an dieser Unterhaltung verloren, gerade so wie der Hauptmann wohl auch. Der rieb sich nur immer weiter die Augen. Komischer Mann, dachte Frank, dem jetzt der Gedanke kam, daß der Hauptmann vielleicht einfach nicht ganz richtig im Kopf war, immer dieser abgedunkelte Raum und dann diese Stimmungsschwankungen, der ist nicht ganz astrein, dachte er.
    »Ich habe mich, was Pionier Reinboth betrifft, schon entschieden«, sagte der Hauptmann, ohne vom Reiben seiner Augen abzulassen. »Ich werde Ihnen den Gefallen nicht tun, ihn allzu hart zu bestrafen.«
    Der Mann hat wirklich nicht alle Tassen im Schrank, dachte Frank.
    »Wieso Gefallen?« fragte er vorsichtig.
    Der Hauptmann winkte ab. »Lassen wir das. Vier Wochenenden kein Ausgang. Drunter geht’s nun wirklich nicht. Aber glauben Sie bloß nicht, daß das an Ihrer Stellungnahme liegt, Lehmann, glauben Sie das bloß nicht. Und jetzt melden Sie sich ab und gehen Sie, ich kann Sie nicht mehr sehen.«
    Der Hauptmann stand auf, Frank grüßte und meldete sich ab, der Hauptmann grüßte zurück. Dann ging Frank hinaus und schloß die Tür hinter sich. Als er sich im Vorzimmer umdrehte, stand da der Spieß und schaute ihn an.
    »Wie sehen Sie denn aus?« sagte der Spieß entgeistert. Als Frank gekommen war, war er nicht dagewesen, seine Gehilfen hatten ihn zum Kompaniechef vorgelassen.
    »Ich komme gerade aus dem Gelände«, sagte Frank. Schon wieder der blöde Satz, dachte er.
    Der Spieß lachte, und seine Gehilfen hinter ihren Schreibtischen lachten ordentlich mit.
    »Aus dem Gelände? Beim Hauptmann?«
    Frank sagte nichts.
    »Na gut, hauen Sie ab«, sagte der Spieß gut gelaunt, »sehen Sie bloß zu, daß Sie hier rauskommen, Sie sauen mir ja alles ein.«
    Frank ging zur Tür.
    »Und geben Sie sofort Ihr Gewehr ab«, sagte der Spieß. »Der Waffen-Uffz will auch mal Mittag machen.«
    »Ja, ja«, sagte

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