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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Und was da aber auch für ein Scheiß drinstand!«
    »Brauchst du mir nicht zu erzählen.«
    »Dich haben wir als festen Sympathisanten gezählt.«
    »Mich?«
    »Ja.« Martin Klapp lachte. »In den Berichten.«
    »Wieso Sympathisant? Ich war nie Sympathisant. Und was ist ein fester Sympathisant? Gibt es dann auch lose Sympathisanten?«
    »Eben, das meine ich ja.« Martin Klapp schaufelte sich Reis von der Platte auf seinen Teller. »Früher war da auch Schafskäse bei«, sagte er.
    »Können wir noch bestellen«, sagte Frank. Heute hatte Martin Klapp darauf bestanden, daß er bezahlte, er hatte das mit großem Ernst und feierlicher Stimme angekündigt, nachdem Frank ihm die hundert Mark für das Zimmer gegeben hatte, »dafür zahle ich heute beim Jugo«, hatte er g esa gt
    »Nee, so gerne mag ich Schafskäse auch wieder nicht«, sagte er jetzt. Dann hielt er beim Kauen inne und sah Frank ernst an.
    »Was hältst du eigentlich so von Ralf?«
    »Wieso?«
    »Na egal, was hältst du von ihm?« Martin Klapp guckte ihn gespannt an.
    »Was soll ich von ihm halten? Ich meine …« Frank wußte nicht genau, wie er es formulieren sollte. Sollte er sagen, daß er Ralf Müller nicht mochte? Immerhin sind die beiden irgendwie befreundet, dachte er.
    »Ralf Müller ist ein totales Arschloch«, sagte Martin Klapp. »Das hast du doch immer schon gewußt, oder?«
    »Naja … «
    »Ralf Müller ist ein totaler Zwangscharakter, ein echtes Schwein.«
    »Was ist denn los, Martin?«
    »Na, du hast ja nichts mitgekriegt. Du warst ja mit Kotzen beschäftigt«, sagte Martin Klapp und lachte.
    »Jaja«, sagte Frank, der nicht daran erinnert werden wollte. Immerhin hatte er Birgit noch nach Hause gebracht, sie war nach dem Kotzen weiß wie die Wand gewesen, und er hatte sie den ganzen Weg nach Hause am Arm halten müssen, damit sie nicht hin- und hertaumelte. Zum Glück wohnte sie in der Weberstraße, das war nicht weit. »Aber nicht mitkommen, aber nicht mitkommen«, hatte sie genuschelt, als sie es endlich geschafft hatte, ihre Tür aufzuschließen. Das war zwar auch gar nicht Franks Absicht gewesen, aber ein gutes Ende der Geschichte war es auch nicht gerade.
    »Das sterbende Tier sucht die Einsamkeit«, sagte Martin Klapp, »aber das kotzende Tier sucht die Zweisamkeit.«
    »Jaja«, sagte Frank und spürte, daß er rot wurde. »Was ist denn nun mit Ralf? Was hat er denn jetzt schon wieder gemacht?« lenkte er ab.
    »Der hat Sibille total angebaggert, das war schon richtig peinlich, widerlich war das.« Martin Klapp stocherte auf der Grillplatte herum. »Hier ist noch Leber, willst du die?«
    Frank wollte.
    »Das war ekelhaft. Und das ist immer so. Der will eigentlich gar nichts von ihr, das macht der immer so.«
    »Was macht der immer so?«
    »Der macht sich immer an Frauen ran, die sich für mich interessieren«, sagte Martin Klapp. »Immer wenn er merkt, daß sich eine Frau für mich interessiert, dann macht der sich an die ran, der verkappte Schwule.«
    »Wieso verkappter Schwuler?«
    »Guck den doch mal an!«
    »Das ist doch jetzt echt Quatsch, Martin!«
    »Was will der denn mit Sibille? Kannst du mir das mal sagen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Man muß den irgendwie loswerden«, sagte Martin Klapp. »Mir reicht das jetzt. Der muß raus.«
    »Wie, wo raus?«
    »Aus der Wohnung. Der muß weg.«
    »Naja, so schlimm ist das ja auch nicht, ich meine, was hat er denn schon Schlimmes getan, ich meine echt mal, da gehören ja auch immer zwei dazu«, spielte Frank den Advo-atus Diaboli.
    »Du warst ja nicht dabei«, sagte Martin Klapp.
    »Eben, darum frage ich ja.«
    »Der hat sich da voll an Sibille rangeschleimt, das war ganz schlimm, der ist da richtig auf die raufgekrochen fast. Außerdem ist er asozial. Hast du mal sein Zimmer gesehen? Und dann diese Scheißkatze. Der muß raus.«
    »Die Katze finde ich eigentlich ganz niedlich … «
    »Ralf muß weg. Dann kannst du ja sein Zimmer haben.«
    »Immerhin ist er im Mietvertrag, Martin.«
    »Scheiß auf den Mietvertrag.«
    »Wie willst du ihn denn rauskriegen?« fragte Frank und schob seinen Teller weg. Die Grillplatte Balkan war alle. Er nahm sich einen Zahnstocher und pulte die Reste zwischen den Zähnen raus. Er spürte, daß er müde wurde. Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich vor der Rückkehr zur Kaserne noch einmal hinzulegen, aber er hatte Angst, dann nicht mehr rechtzeitig aufzuwachen, und wer schreibt dann eine so schöne Stellungnahme für mich, dachte er zufrieden

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