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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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und schläfrig und befühlte den Umschlag mit der Stellungnahme für den Hauptmann.
    »Der muß weg«, sagte Martin Klapp. »Egal wie.«
    Der Kellner, ein älterer Mann mit grauem Schnurrbart und müden Augen, kam an ihren Tisch und räumte ab.
    »Ich weiß noch nicht, wie, aber der muß weg. Man muß ihn zermürben.«
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Und dann diese ganzen Tiere«, sagte Martin Klapp. »Ich habe eigentlich bei meinen Eltern noch zwei Wellensittiche, die kann ich jetzt nicht mehr holen, wo die Scheißkatze da ist. Und dann diese Fische.«
    »Die Fische stehen in seinem Zimmer, da kannst du ihm wohl kaum einen Vorwurf machen.«
    »Was ist das für ein perverser Idiot, der Fische und Katzen gleichzeitig hat. Das ist doch Schwachsinn, das schließt sich doch gegenseitig aus.«
    »Die Katze ist eigentlich ganz niedlich«, sagte Frank, der überhaupt fand, daß die Katze das einzig Sympathische an Ralf Müller war. Ralf Müller hatte sie in der Neuen Vahr Süd gefunden, am Zaun zur Rennbahn, in der Nähe des Hauses seiner Eltern. »Immerhin kommt sie aus der Vahr, sie ist eine von uns«, gab Frank zu bedenken.
    »Das Vieh stinkt«, ließ Martin Klapp nicht locker. »Das muß auch weg.«
    »Okay, okay«, gab Frank seinen Scheinwiderstand auf. »Mir soll’s recht sein. Wenn du meinst, du kriegst ihn raus … Ich bin nun wirklich nicht der große Ralf-Müller-Freund.«
    »Und recht hast du«, sagte Martin Klapp.
    »Und sonst?« wechselte Frank das Thema. »Wie läuft’s denn so mit dir und Sibille?«
    »Wieso?«
    »Naja, du hast doch gesagt, daß du dich für sie interessierst.«
    »Habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, daß sie sich für mich interessiert.«
    »Ja, aber wenn du dich nicht auch ein bißchen für sie interessieren würdest, dann würdest du dich nicht so sehr dafür interessieren, daß Ralf Müller sich an sie ranschleimt«, gab Frank zu bedenken.
    Der Kellner kam mit zwei Sliwowitz. Sie dankten ihm artig und starrten die Gläser an.
    »Ich glaube nicht, daß ich das trinken kann«, sagte Frank.
    »Das muß aber weg«, sagte Martin Klapp. »Sonst ist der beleidigt.«
    Sie stießen an und schütteten den Schnaps hinunter.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich mich dafür interessiere, daß Ralf Müller sich an sie ranschleimt«, nahm Martin Klapp den Faden wieder auf. »Ich habe gesagt, daß mich das anwidert, daß er sich an sie ranschleimt. Das geht hier nicht um Sibille, sie ist schließlich nicht mein Eigentum oder sowas, darum geht es gar nicht, das ist eine Sache zwischen mir und Ralf Müller. Wenn Sibille darauf eingehen würde, ich meine, wenn die echt mit Ralf Müller rummachen würde, dann wäre das doch sowieso scheißegal, weil die das dann sowieso nicht wert wäre, daß man sich für sie interessiert.«
    »Ha!« unterbracht ihn Frank. »Jetzt hast du es aber gesagt.« »Nein, habe ich nicht. Das war hypothetisch.«
    »Ach so.«
    »Außerdem ist das nicht korrekt, wenn du deine neu erworbenen dialektischen Fähigkeiten an mir ausprobierst, das ist mir vorhin schon aufgefallen, daß du einem da neuerdings immer so dialektisch kommst.«
    »Was soll das eigentlich immer mit dieser Dialektik? Was soll denn das eigentlich konkret heißen, Dialektik?«
    »Das da«, sagte Martin und zeigte auf den Briefumschlag mit Franks Stellungnahme für den Kompaniechef, »das ist Dialektik. Oder jedenfalls Sophisterei, was weiß ich, mußt du mal Achim fragen, der weiß sowas ganz genau. Auf jeden Fall solltest du dir das für deinen Hauptmann Neckermann aufheben.«
    »Schickedanz!«
    »Wurscht. Jedenfalls geht es darum, daß ich Ralf Müller nicht mehr ertrage. Ich kann ihn echt nicht mehr sehen. Es war von Anfang an ein Fehler, mit ihm zusammenzuziehen. Der muß weg. Nimmst du dann sein Zimmer?«
    »Also, naja, gerne, ja, aber deshalb muß jetzt aber nicht …«
    »Dann ist das abgemacht. Ich kümmere mich darum. Zermürbung ist angesagt. Taktik, Strategie und fertig.«
    Frank sah Martin Klapp prüfend an. Was er da redete, konnte alles mögliche bedeuten, Martin Klapp konnte sehr grausam sein, das wußte Frank. Das wird eine komische Woche, dachte er und war sich nicht sicher, ob es gut oder schlecht war, daß er nicht dabeisein würde.
    »Okay«, sagte er. Die Kaserne zog schon wieder an ihm, es war Zeit zu fahren. »Ich muß mal los.«
    »Alles klar«, sagte Martin Klapp und winkte dem Kellner. Der kam zu ihnen und hatte schon die Rechnung auf einen Zettel geschrieben.
    »Halbe-halbe?« sagte

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