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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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der Cola-Whiskys der anderen ließ ihn an Birgit denken und an die Party im Ostertorsteinweg. Das war erst ein paar Tage her und doch schon wieder unendlich weit weg, es fiel ihm jetzt schon schwer, sich überhaupt noch an Birgits Gesicht zu erinnern, man zieht das olivgrüne Zeug an, und das Wochenende ist wie ausgelöscht, dachte er, und am Wochenende zieht man das olivgrüne Zeug wieder aus, und der ganze Kasernenkram ist wie ausgelöscht, dachte er, während er an seinem Bier nippte und seinen Kameraden dabei zusah, wie sie sich an ihrem Whisky-Cola-Vorrat abarbeiteten, da steckt eine tiefere Wahrheit drin, dachte er, das hat irgendwas zu bedeuten, wahrscheinlich, daß man auf Dauer bescheuert davon wird, dachte er, aber das bringt jetzt nichts, darüber nachzudenken, falsche Zeit, falscher Ort, dachte er und versuchte lieber noch einmal, die Geschichte von Pionier Reinboth in ihrer ganzen Problematik darzulegen, die Gelegenheit schien günstig, die anderen sprachen nicht, sie tranken nur.
    »Also jedenfalls habe ich dann in der Stellungnahme zu dem Reinboth … «
    »Moment mal«, unterbrach ihn Hoppe und hob dazu ein Glas mit Cola-Whisky vom Tisch, »das kann man abkürzen, der ist nicht zurückgekommen, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Und dann haben die ihn abgeholt, oder?«
    »Ja.«
    »Dann ist doch alles in Ordnung.«
    »Ja, aber jetzt kriegt er vier Wochenenden Ausgangssperre.«
    »Na und?« sagte Schmidt. »Das ist doch okay, das ist doch nicht schlimm.«
    »Ja, stimmt«, mußte Frank zugeben.
    »Und deshalb mußtest du dauernd zum Hauptmann, oder was?« fragte Hoppe.
    »Ja, wegen der Stellungnahme.«
    »Was für ‘ne Stellungnahme?«
    Frank seufzte. »Zu dieser Sache eben, mit dem Reinboth und dem Wegbleiben da.«
    »Versteh ich nicht«, sagte Hartmann, »was braucht der ‘ne Stellungnahme? Kann der das nicht von alleine, oder was?«
    »Das ist eine Disziplinarmaßnahme«, sagte Frank geduldig, »und vor Disziplinarmaßnahmen ist der Vertrauensmann zu hören.«
    »Und kennst du den denn?«
    »Nein, aber ich hab mit dem geredet, was denkst du denn!«
    »Echt?«
    »Ja.« Frank trank einen Schluck Bier. »Der wollte aber nicht sagen, warum er nicht wiedergekommen ist nach dem Wochenende.«
    »Ist doch klar, warum der nicht wiedergekommen ist, was soll er da schon sagen?« lachte Schmidt. »Ist doch scheiße beim Bund, ist doch klar.«
    »Ja, aber du kommst doch auch wieder«, sagte Frank.
    »Muß ja.«
    »Reinboth muß auch.«
    »Hat er sich halt anders überlegt.« Schmidt zuckte mit den Schultern.
    »Hätte er sich vorher überlegen müssen«, sagte Hoppe. »Hätte ja verweigern können.«
    »Kann er immer noch«, warf Hartmann ein. Nur Leppert sagte nichts. Er nutzte die Zeit, um sich in seiner Whisky-
    Cola-Reihe einen Vorsprung herauszutrinken.
    »Und was hast du da gesagt?« wollte Hoppe wissen.
    »Wo jetzt?«
    »In der Stellungnahme da.«
    »Ich konnte ja kaum was sagen«, sagte Frank, »der hat mir ja nichts erzählt! Wenn er irgendeinen guten Grund gehabt hätte, dann hätte man vielleicht was machen können, aber so …!«
    »Was soll das schon für ein Grund sein?« sagte Hoppe. »Vier Wochenenden, das ist echt okay vom Hauptmann.«
    »Und dann haben die den abgeholt, oder was?« fragte Schmidt. »Das muß ja ziemlich komisch sein.«
    »Ja, der war zu Hause.«
    »Und da hat der denen aufgemacht, oder was?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich.«
    »Mann, muß der blöd sein.«
    »Vier Wochenenden, das ist echt okay vom Hauptmann«, wiederholte Hoppe, der schon merklich abbaute. Er starrte auf den Tisch, als überlegte er, welches der noch vollen Gläser er nehmen durfte.
    »Mann, muß der blöd sein.« Schmidt schüttelte den Kopf. »Und deswegen mußtest du zum Hauptmann?«
    »Ja, vielen Dank auch, Schmidt, das war ‘ne klasse Idee, mich zum Vertrauensmann vorzuschlagen.«
    »Ich dachte, das bringt was«, sagte Schmidt.
    »Vier Wochenenden, das ist echt okay.« Hoppe konnte nicht aufhören damit. »Das ist echt okay vom Hauptmann.«
    »Ist doch klar, daß der was machen muß«, sagte Hartmann. »Sonst bleibe ich auch zu Hause.«
    »Ich auch«, sagte Leppert. Alle schauten ihn an. Es war selten, daß Leppert was sagte. Leppert hob ein Glas vom Tisch. »Ich auch«, wiederholte er und trank es aus.
    »… das ist echt okay vom Hauptmann«, murmelte Hoppe und hatte Tränen in den Augen.
    »Ich dachte, das bringt was«, sagte Schmidt. »Ich dachte,
    Vertrauensmann, das bringt was.«
    »Das ist meins noch«,

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