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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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her und riefen sich gegenseitig was ins Ohr und zeigten mit den Fingern auf irgendwelche tanzenden Frauen, und Frank konnte sich ungefähr denken, was sie sich dabei zuriefen, und er faßte sich, während er sie beobachtete, an die Haare über seinem Kragen und über seinen Ohren und fragte sich, ob er hier, unter all den Langhaarigen und Superlanghaarigen, genauso fremd wirkte wie sie. Einer von ihnen drehte sich derweil nach einer Frau um, einem blonden Wesen mit wallendem Kleid und sehr, sehr langen Haaren, und rief ihr irgendwas nach, und Frank hatte das Gefühl, daß es bald Ärger geben würde, sofern die Unterwassertänzer und Räucherstäbchenanzünder, die hier verkehren, dachte er, überhaupt so etwas wie Ärger machen können. Jetzt haute einer der vier einen anderen von ihnen so zwischen die Schulterblätter, daß der einige Schritte vor- und in eine Gruppe Tanzflächengaffer hineintorkelte, während der, der gehauen hatte, auf ihn, Frank, zeigte, so schien es Frank jedenfalls, sie haben mich entdeckt, dachte er und fühlte die Panik in sich aufsteigen, sie haben mich entdeckt. Er wandte sich ab und ging so schnell wie möglich zum Ausgang, nur raus hier, dachte er, zurück an die Weser, vielleicht sind Wolli und Martin noch dort, ich bin ja noch nicht lange weg, dachte er auf dem Weg zum Ausgang, einfach an die Weser gehen, da ist es schön dunkel, dachte er, und zur Not kann man sich auch einfach ins Gras legen, da bemerkt einen keiner, Tarnung ist der beste Schutz des Soldaten, dachte er verwirrt, die Nacht auch, dachte er, die Nacht ist der Freund des Soldaten, erinnerte er sich der Worte, mit denen Hauptfeldwebel Tappert neulich die Vorführung >Verhalten des Soldaten bei Nacht< eingeleitet hatte, »Die Nacht ist der Freund des Soldaten«, hatte der Hauptfeld gesagt, »sie schützt ihn vor den Blicken des Feindes«, und daran mußte Frank jetzt denken, als er den düsteren vorderen Teil des Why Not erreichte, wo die Sofas und Sessel standen und wo man zwar nicht die Hand vor Augen, aber dennoch den Ausgang zur Straße sehen konnte wie das Licht am Ende des Tunnels.
    »Bist du also auch hier«, sagte Birgit, die plötzlich vor ihm stand. Sie mußte aus einem der Sessel aufgestanden sein. »Ich habe dich gar nicht kommen sehen.«
    Frank zuckte zusammen, als er ihre Stimme hörte.
    »Ja«, sagte er mechanisch.
    »Ich wollte schon wieder gehen«, sagte sie, »alleine ist das nicht so toll hier«, und sie sah ihn dabei komisch an, und
    Frank, der sich erst an den Gedanken gewöhnen mußte, daß er sie nun doch getroffen hatte, wurde etwas flau im Magen, während sie sich umsah und dabei eine Hand auf seinen Arm legte.
    »Ich wollte eigentlich auch gerade wieder gehen«, sagte Frank, und sie nickte und zog ein bißchen an seinem Arm.
    »Ich auch«, sagte sie, und er folgte ihr zu einem Sofa an der Wand, wo es sehr dunkel war. Dabei stolperte er über jemandes Füße, hörte aber keinen Aufschrei und keinen Protest, wahrscheinlich einer von Wollis Mandrax-Kumpels, dachte er und setzte sich neben sie auf das Sofa.
    »Ich weiß gar nicht, was ich hier mache«, sagte Birgit und rückte ein bißchen von ihm ab, als sie so nebeneinander im Dunkeln saßen. Frank glaubte zu erkennen, daß sie ihn ansah. »Ich geh hier sonst nie hin.«
    »Ich auch nicht«, sagte Frank.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich da drauf gekommen bin.«
    »Naja, ich habe gedacht, ich schau mal rein, weil du gesagt hast, du würdest hier hergehen und so«, sagte Frank.
    »Bist du allein hier?«
    »Ja.«
    »Ich auch. Komisch, ich kenne hier auch keinen sonst, hier geht ja keiner her, den ich kenne.«
    »Jaja, genau«, sagte Frank, und das Herz schlug ihm bis zum Halse dabei. Ihre Hand war immer noch auf seinem Arm und bewegte sich jetzt ein bißchen, streichelte sacht über seine Brust, während sie zugleich näher kam, so als ob sie ihm etwas ins Ohr sagen wollte. Er hielt es ihr hin.
    »Hier merkt keiner was«, flüsterte sie und fuhr ihm mit der Zunge leicht ins Ohr hinein. Er legte einen Arm um sie, und sie brachte ihren Mund an den seinen und fuhr ihm mit der Zunge über die Lippen, bevor sie sie ihm in den Mund steckte. Sie küßten sich, und Frank steckte eine Hand unter ihren Pullover und streichelte ihre Brüste. In diesem Moment zuckte sie zurück, nahm seine Hand weg und setzte sich wieder auf.
    »Das ist aber nicht richtig«, sagte sie.
    »Nein, irgendwie wohl nicht«, sagte Frank, »wenn du da einen Freund in Braunschweig hast und

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