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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Stadt rettete, zu der wir jetzt reisen.«
    Aba hüllte sich in seine Schwingen, um sich vor der Kälte zu schützen.
    »Und warum geht er dorthin zurück, dieser Beauté Centauri? Und warum gehst du mit? Und warum sagst du mir das?« In seiner Stimme schwang kein Argwohn mit, keine Herausforderung, nur der Wunsch, die Wahrheit zu erfahren, als sei Klarheit der Schlüssel zu allem anderen.
    »Er geht hin, um seine Frau und jenen Menschen zu finden, für den Lon gestorben ist. Ich begleite ihn, weil er mein Freund ist und mich um Hilfe gebeten hat. Außerdem interessiert mich dieser Mensch – tugendhafte Tiere empfinden das für ihn, was ich für das Herz des Waldes empfinde. Und ich erinnere mich noch ein wenig an ihn selbst – er war nicht wie diese habgierigen Menschen, die ihr eigen Blut verkaufen für …« Er verstummte mitten im Satz und winkte mit einer Tatzenbewegung ab. »Ich wollte dich nicht beleidigen, Aba. Das liegt an dieser Stadt. Sie bringt mich dazu, Dinge zu sagen, die …«
    »Ich bin nicht beleidigt«, versicherte der Vampir. »Bitte, sprich weiter.« Er hustete und bedeckte den Mund mit einer Flügelspitze; aber sie wussten beide, dass damit nicht die Scham zu verbergen war, die bei D’Ursus offener Bemerkung sein Gesicht gezeichnet hatte.
    D’Ursu sprach in sanfterem Ton weiter.
    »Ich erzähle dir das, weil ich weiß, dass du Lon geliebt hast. Er war dein Lehrer, und ich glaube, du bist nach wie vor sein Schüler. Ich halte es für möglich, dass du noch immer von ihm lernen kannst, dort, wo er gestorben ist.« Nach einer kurzen Pause sagte er brummiger: »Und ich sage es dir auch, weil ich glaube, dass du in der Stadt der Vampire und verkommenen Menschen eine Hilfe für uns sein kannst.«
    Aba stand auf und lächelte.
    »Gewiss«, sagte er.
     
    Als D’Ursu gegen Abend zum Teich zurückkam, begleitet von einem schmalen, bleichen Vampir, döste Beauty unter Birken. Auf die erste Witterung des Vampirs hin sprang er jedoch mit geweiteten Nüstern hoch und scharrte mit den Hufen am Boden.
    »Nur ruhig«, knurrte D’Ursu. »Dieser Vampir ist ein Freund. Er heißt Aba.«
    Beauty und Aba entblößten voreinander im Ritus der Freundschaft und Ehre die Hälse.
    Aba begann mit einer Scheu zu sprechen, die dem Zentauren gefiel.
    »D’Ursu Magna sagt mir, dass du ein Freund von Sire Lon gewesen bist, dem edelsten aller Vampire.«
    »Dem edelsten aller Wesen auf der Erde«, sagte Beauty. »Du hast ihn ebenfalls Freund genannt?«
    »Die Nachricht von seinem Tod nahm mir den einzigen Freund.«
    »Dann sind wir Freunde«, schwor Beauty.
    »D’Ursu sagt mir, du kehrst jetzt dorthin zurück, wo er ums Leben gekommen ist – vielleicht zu jenen, die ihn getötet haben.«
    »Möglicherweise zu denen, die verantwortlich sind. Bestehst du auf Rache-Recht?«
    Der Vampir schüttelte den Kopf.
    »Rache ist Lärm ohne Licht. Das Echo ist hohl und endet nie. Nein, ich will kein Rache-Recht. Aber wenn ich darf, will ich euch auf eurer Reise begleiten – ich möchte sehr gern sehen, wo und wie Sire Lon umgekommen ist. Ich möchte es verstehen können – damit ich es überwinden kann. Ich leide immer noch darunter.«
    »Dann sei willkommen«, sagte Beauty leise.
    »Machen wir uns auf den Weg«, knurrte D’Ursu. »Ich habe einen Plan, über den Schuschuru selbst Lieder singen wird.«
    »Und wie sieht dieser Plan aus?« fragte der Zentaur mit einem Anflug von Skepsis.
    »Zu Fuß nach Ma’Gas’, an der Küste entlang. Dort nehmen wir ein Boot und segeln zur Stadt ohne Namen.«
    »Und wenn wir die Stadt erreicht haben?« fragte Beauty höflich.
    »Na, dann marschieren wir zum Tor hinein, freches Pferd!« brüllte D’Ursu und machte sich nach Süden auf den Weg. Beauty lächelte und folgte ihm, Aba dicht dahinter. Beide bemerkten zunächst nichts von dem zusammengerollten Bogen Papier, den D’Ursu tief in seinem Pelz verschnürt hatte.
     
    Sie gingen den ersten Tag ohne Rast die Küste entlang, zwischen Vorbergen und der See, die meiste Zeit schweigend. D’Ursu sang ab und zu schlichte Lieder, wenn ihn irgend etwas dazu anstiftete – einmal das Leuchten eines roten Strauches, ein andermal eine Wolke in Fischform –, und bei einer Gelegenheit jagte er einen riesigen Eselhasen, der besonders schmackhaft erschien.
    Als die Sonne tiefer sank und sie sich besser aneinander gewöhnt hatten, kamen sie ins Gespräch. Von Natur aus zwar alle schweigsam, waren sie trotzdem nicht unfreundlich.
    »Sag mir, Aba, woher es

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