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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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gestanden, erinnerte sich Isis. Natürlich nicht so nah wie Josh und Isis selbst, aber immerhin mochte Beauty etwas wissen.
    Sie erinnerte sich, dass sie Beauty durchaus hatte leiden können. Er war ein bisschen gravitätisch gewesen, dachte sie, mit einer Neigung, Mitteilungen zu machen, als kämen sie von höchster Stelle. Aber im großen und ganzen ein guter Geselle. Treu. Selbständig. Sauber. Und Josh hatte ihn gern.
    Vielleicht sollte sie sich auf jeden Fall an ihn wenden. Auch wenn er nicht wusste, wo Josh war, würde seine Gesellschaft erfreulicher sein als die der langweiligen Königin mit ihren wenig empfindsamen Fingern und dem endlosen Geplapper.
    Sie sprang unvermittelt herunter.
    »Oh«, sagte die Königin – eher dümmlich, wie Isis fand. »Schon genug vom Streicheln?«
    Einfach brillant gedacht, sagte sich Isis und lief ohne Hast oder Zögern hinaus.
    Sie lief durch einen weitgeschwungenen Korridor und eine Rampe hinauf zu einem Treppenhaus. Sie blieb geduldig an der Tür, bis jemand sie öffnete, und ging dann überlegen und zugleich sachlich hindurch, ganz so, als sei die Tür eigens für sie aufgemacht worden. Sie huschte zwei Treppen hinunter, schlüpfte durch eine zweite Tür, die sich eben schließen wollte, und hetzte nur zum Spaß wie der Wind durch einen Flur.
    Als sie die Tür erreichte, wo es besonders stark nach Beauty roch, setzte sie sich hin, leckte ihre Pfote, zog sie über das Ohr und den Hinterkopf und wiederholte das mehrmals. Dazwischen kratzte sie ein paar Mal an der Tür – an der Unterkante über der Schwelle – und putzte sich weiter.
    Beauty hob im Inneren den Kopf.
    »Was war das?« sagte er.
    »Habe nichts gehört«, brummte D’Ursu, der in der Ecke halb eingeschlafen war.
    »Da hat etwas an der Tür gekratzt.« Er ging leise hin und öffnete sie. Niemand war da – bis er nach unten blickte.
    »Isis«, entfuhr es ihm. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass sie vor Jahren in den Tunnels unter der Stadt den Tod gefunden hatte.
    »Mrrau«, schnurrte sie, machte einen Buckel, stellte sich auf die Zehen und schob sich an seinem Bein entlang.
    »Isis!« sagte er noch einmal, als müsse er sich erst selbst überzeugen. Er hob sie ungläubig auf, starrte sie mit wachsender Freude sekundenlang an, presste sie dann an die Brust, streichelte sie, kraulte sie an den Ohren, schüttelte sie.
    Sie ließ sich das geduldig fünf, sechs Sekunden lang gefallen, dann schob sie sich von Beautys Brust fort, sprang hinunter auf den Boden und schnupperte ernsthaft an einer Staubflocke.
    Beauty lachte.
    »Du lebst also.«
    »Klarrr«, erwiderte sie, ein wenig missmutig ob seines Staunens.
    Plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke.
    »Weißt du, wo Joshua ist, Isis?«
    Sie sah ihn enttäuscht an.
    »Nööö. Du?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehofft, du weißt es.«
    »Er war hierrr«, sagte sie mit einem Nicken. »Nicht mehrrr.«
    Beautys Magen krampfte sich zusammen.
    »Er war hier? Wann? Wo ist er jetzt?«
    »Weisss nicht.« Sie hob die linke Hinterpfote ans Kinn und kratzte sich ganz rasch zehnmal hintereinander.
    »Kommt er zurück?«
    Die kleine Katze zog die Schultern hoch.
    »Werde hierrr sein.«
    Beauty besann sich, lächelte ein wenig, hob Isis hoch und drückte sie wieder an sich. Sie blieb in seinem Arm und schnurrte.
    »Auf jeden Fall ist es schön, dich wieder zu sehen«, sagte der Zentaur.
    Sie leckte zweimal seine Schulter und schlief in seiner Hand ein.
     
    Nach ihrer Begegnung mit Rose kamen Jasmine und Ollie zum selben Schluss: Wenn sie Josh retten wollten, durften sie keine Zeit mehr verlieren. Sie huschten unbemerkt in einen dunklen Seitentunnel und besprachen konkrete Pläne für ein Vorgehen noch in dieser Nacht. Minuten später stand jedoch Schwarzwind vor ihnen.
    »Was willst du?« fragte Ollie mit leiser Stimme, die aber um nichts weniger gefährlich klang.
    »Ich habe euch gehört«, flüsterte Schwarzwind. In der Luft lag Spannung. »Ich will mitgehen.«
    »Ausgeschlossen«, zischte Ollie.
    »Ich kann euch Tunnel Zweiundzwanzig zeigen«, versprach der andere listig. »Das ist der einzig sichere Weg in die Stadt.«
    Es blieb kurze Zeit still.
    »Warum?« sagte Jasmine.
    »Die Schlange …«, fauchte Schwarzwind. »Wir müssen Joshua hierherbringen … er weiß nicht, wo wir sind … wir haben sein Windlicht … er unsere Zukunft …« Seine Stimme verklang.
    Jasmine und Ollie sahen einander an und nickten. Diesem Fanatiker konnte man nicht

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