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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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schüttelte den Kopf.
    »Ein schlechter Anfang.«
    »Gehen wir«, sagte Ollie. Er musste an Schwarzwind zerren, damit er voranging und ihnen den Weg zeigte.
    Bald hatten sie die zweiundzwanzig Tunnels hinter sich und standen am Beginn eines engen, senkrechten Schachts.
    »Das ist er«, flüsterte Schwarzwind. »Der Schacht, aus dem wir von oben alle heruntergekommen sind.« Er fuhr sich mit trockener Zunge über die Lippen.
    »Werden oben Wachen sein?« fragte Jasmine.
    »Nein, da hat es nie welche gegeben. Die Königin war der Meinung, die Gegenwart anderer störe die Harmonie der Vereinigung. In diesem Flügel war selten jemand, wenn er nicht gerade gebraucht wurde.« Er begann plötzlich am ganzen Körper zu zittern und sank ins Wasser. »Sternekern«, krächzte er.
    Jasmine zog ihn hoch, lehnte ihn an die Wand und betupfte seine Stirn mit kühlem Wasser.
    »Nimm es nicht so schwer«, sagte sie. »Es war nicht erfreulich, aber es ging viel zu schnell, als dass er etwas gespürt haben kann.«
    Ollie wirkte ungeduldig.
    »Gehen wir endlich. Lass ihn hier – er kann uns hernach zurückführen.«
    »Nein, nein«, protestierte Schwarzwind. »Ich will mit hinauf. Ich kann weitergehen.« Er schob sich auf schwankenden Beinen hoch. Jasmine stützte ihn. »Es geht schon«, sagte er. »Ich gehe voraus, ich kenne mich aus.« Er schob sie weg und sah Ollie triumphierend an. Er setzte den Fuß auf die erste Sprosse der Schachtleiter und begann hinaufzusteigen. Jasmine wartete eine halbe Minute, bevor sie ihm folgte, war aber noch keine zehn Sprossen weit gekommen, als Schwarzwind eilig herunterkam und mit ihr zusammenstieß. Sie sprangen beide wieder in den Tunnel hinunter, wo Ollie wartete.
    »Was ist?« fauchte er.
    »Wie ich befürchtet hatte.« Schwarzwind atmete schwer. »Elektrisch geladener Maschendraht in halber Höhe quer durch den Schacht. So stark geladen, dass ein Mensch bewusstlos oder doch beinahe bewusstlos wird.«
    »Hast du Werkzeug, um ihn aufzuschneiden?« Ollie sah Jasmine an.
    »Ja, aber es könnte ein Alarmsystem geben, das Unterbrechungen im Stromfluss wahrnimmt. Gibt es einen anderen Weg?«
    »Soviel wir wissen, gibt es in allen Zugängen Elektrogitter – nur nicht in Tunnel Zweiundzwanzig.«
    »Was ist das?« fragte Ollie und zeigte durch den Tunnel auf den nächsten Vertikalschacht. Man konnte unten etwas heraushängen sehen, das, unregelmäßig geformt, immer wieder an die Steinwand schlug. Sie gingen vorsichtig darauf zu.
    Es war ein abgerissenes Drahtnetzgitter, an ein paar Drähten durch den ganzen Schacht herabhängend.
    »Scheint da herausgefallen zu sein«, sagte Schwarzwind leise.
    »Macht eher den Eindruck, als sei es herausgerissen worden«, gab Jasmine zurück. »Jedenfalls scheint das der Schacht zu sein, durch den wir hinaufsteigen können. Gehen wir.«
    Schwarzwind hielt sie am Arm fest.
    »Der führt zu den Gemächern der Königin«, sagte er ehrfürchtig und angstvoll.
    »Wird sie uns sehen, wenn wir oben herauskommen?« fragte Jasmine.
    »Ich – ich weiß es nicht. Sie wird allein sein, wenn sie nicht eine Audienz gibt, was sehr selten vorkommt.«
    »Können wir sie überfallen?« fragte Ollie.
    »Die Königin?« Schwarzwind konnte es nicht fassen.
    »Wenn wir uns an ihr vorbeischleichen können, um so besser«, meinte Jasmine. »Wir haben im Augenblick anderes zu tun.«
    Ollie nickte.
    »Kannst du uns oben direkt zum Saal der Vereinigung führen?« Jasmine schaute hinauf.
    Schwarzwind nickte unsicher.
    Sein Gesicht wirkte eingefallener denn je, aber er lächelte mit schmalen Lippen, kletterte um das herabhängende Gitternetz herum und im Schacht hinauf. Jasmine und Ollie folgten ihm hastig.
    Der Aufstieg dauerte lang. Nach fünfzig Metern fanden sie den Mauervorsprung, an dem das abgerissene Gitter hing, und stiegen vorsichtig hinüber. Fünfzig Meter danach schob Schwarzwind langsam den Kopf über die Oberkante des Schachts im Gemach der Königin. Jasmine und Ollie standen auf den Sprossen unmittelbar unter ihm.
    Schwarzwind schaute sich halb verschlagen, halb ehrfürchtig im dunklen Zimmer um, bis sein Blick auf die schlafende Königin in der Ecke fiel. Er erstarrte.
    Er hatte seine Königin noch nie zuvor gesehen. Sein Gehirn war an das ihre angeschlossen gewesen, sein Wesen eins mit ihr, aber gesehen hatte er sie noch nie. Er starrte auf die schattenhafte Gestalt, als hätte er Gott vor sich. Gott und den Teufel zugleich. Er begann zu zittern.
    Die Königin schlief natürlich

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