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Neues Glück für Gisela

Neues Glück für Gisela

Titel: Neues Glück für Gisela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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der Welt haben, weißt du.“
    Die Stimme war so altklug. Gisela wußte, wieviel Klugheit und wieviel Liebe Willi hatte gebrauchen müssen, um den Jungen so weit zu bekommen. „Du siehst so nachdenklich aus, Rolf.“
    „Ja, ich…“, er brach ab. „Nun?“
    „Du… du tust zuviel für uns. Weißt du, es muß für Willi sehr schwierig sein, dir dafür zu danken. Er kommt aus dem Danken gar nicht raus.“
    „Ja, aber Rolf, ich habe doch nicht Willi diese Skier gegeben, sondern den Jungen.“
    „Ja, das stimmt allerdings. Aber jetzt muß ich wohl meine Kaninchen versorgen gehen“, und Rolf humpelte davon zum Kaninchenstall.
    Gisela kamen Bedenken. Ihre große, strahlende Freude darüber, dies alles tun zu können, begann auf einmal zu verblassen. Gesetzt den Fall, Rolf hatte recht, daß Willi sich bedrückt fühlen würde, denn natürlich war es ein großes Geschenk, eine schrecklich große Gabe. Aber schließlich war dies doch im Geist Willis, er wollte ja, daß die Jungen soviel Sport wie möglich trieben.
    Es war Gisela nicht ganz wohl zumute. Vielleicht war es besser, sich davonzumachen, gerade jetzt war es sicher nicht angebracht, Willi zu treffen.
    Aber da kam Tommi mit dem vierjährigen Paul an. Er war gefallen und brüllte aus Leibeskräften. Blut rann ihm von der Stirn und aus der Nase. Gisela mußte ihn waschen und trösten und verbinden, und bevor sie damit fertig war, hörte sie Stimmen und das Klappern von Skiern. Willi und seine Jungs waren zurück.
    Sie hätte ihn so gern etwas diplomatisch vorbereitet. Aber dazu blieb nun keine Gelegenheit mehr. Denn die Jungen stürzten ihm entgegen, einige auf Skiern, einige mit den Skiern unter dem Arm, andere wiederum auf einem Ski und den anderen hinter sich herschleppend.
    „Wir haben Skier bekommen, Willi. Schau her, wir haben jetzt alle Skier. Die haben wir von Tante Gigi gekriegt.“
    Er blickte auf die Kinder und dann auf Gisela, die in die Tür gekommen war, in der Absicht, die Sache auf diplomatische Weise etwas abzudämpfen. Ein Schatten flog über sein Gesicht. Er schwieg einige Augenblicke.
    „Ist das nicht nett von Tante Gigi, Willi?“
    „Ja, das ist es sicher.“
    Dann schnallte er seine Skier ab und ging ins Haus. Gisela folgte ihm furchtsam.
    „Willi, du bist doch nicht böse, weil…“
    Er drehte ihr ein finsteres Gesicht zu. „Böse? Habe ich ein Recht böse zu sein? Dieses Recht hast du mir genommen und reichlich dafür bezahlt.“
    „Aber, Willi…“
    „Es ist dir eine Angewohnheit geworden, hinter meinem Rücken zu handeln. Erst überrumpelst du mich mit der Weihnachtsfeier. Dann mit der Stellvertretung für Schwester Ruth. Nun dies. Ich will dir etwas sagen: Die Jungen und ich haben viel darüber gesprochen, daß wir mehr Skier haben sollten. Wir haben eine Sparbüchse, in die wir für diesen Zweck sammeln. Jedesmal, wenn wir genug für ein Paar zusammenhatten, haben wir es gekauft. Wir haben uns gefreut und sind über jedes einzelne Paar stolz gewesen. Es war eine der Sachen, die wir gemeinsam hatten, die mit der Skisparkasse. Dann kommst du, ausgerechnet du, die davon spricht, daß die Kinder den Wert des Geldes kennenlernen müssen. Du überschüttest sie derart mit Gaben, daß sie verwöhnt werden, du wirst zu ihrem Abgott, und ich bin bloß noch der strenge Heimleiter, der ihnen nur einen grauen Alltag bieten kann, während du…“
    Gisela war weiß im Gesicht. Aber Willi fuhr fort. Es war, als sei ein Damm gebrochen, und die Worte stürzten ohne Kontrolle übereinander.
    „Du bist reich, gewiß. Und du glaubst, du kannst dir alles kaufen. Du kaufst dir die Zuneigung der Jungen und das Recht, zu schalten und zu walten, wie du willst. Dinge, um die wir andere uns jahrelang plagen, die kaufst du leichterhand mit deinem Geld. Aber diese Methode paßt nicht für Siebeneichen. Hier sind wir arbeitende Menschen, und hier sollen wir lernen, etwas zu leisten für die Güter des Lebens. Du gehörst einer anderen Welt an, aber diese Welt sollst du nicht zu uns hereinziehen.“
    Es entstand ein kleines Geräusch hinter ihnen. Es war Rolf, der hereinkam. Das kleine, erschrockene Gesicht war nur einen Augenblick sichtbar. Seine Augen gingen von Willi zu Gisela und wieder zurück. Dann verschwand er rasch und zog die Tür leise hinter sich zu.
    Gisela öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber die Tränen brannten hinter den Augenlidern, es schmerzte im Hals. Also wandte sie sich um und stürzte zur Tür hinaus.
    Sie lief den Hügel

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