Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
bitter.
Nur Sebastian wusste wirklich, was passiert war. Und den konnte sie nicht fragen.
Sie machte einen kleinen Umweg durch den stillen Erlenwald und ging zum Hof zurück. Dort führte sie Tam in seine Box und versorgte ihn liebevoll und gleichzeitig abwesend. Findus bekam ein paar Hundekuchen und frisches Wasser. Dann verließ Mia den Stall, ohne jemandem zu begegnen.
Zuhause kam ihr ihre Mutter schon an der Haustür entgegen.
»Gut, dass du da bist !« , sagte sie. »Dennis und Kathrin sind da. Ich glaube, sie haben dir Hausaufgaben mitgebracht. Sie warten oben in deinem Zimmer .«
Schweigend stapfte Mia die Treppe hinauf. Vor ihrer Zimmertür blieb sie stehen, zählte bis zehn und pflanzte sich ein Lächeln ins Gesicht. Als sie die Zimmertür öffnete, sprangen Kathrin und Dennis gleichzeitig auf und kamen auf sie zu. Sie sahen blass und mitgenommen aus.
»Wie geht‘s dir ?« , erkundigte sich Kathrin.
»Gut«, erwiderte Mia knapp. Sie wünschte, sie wäre allein, aber sie konnte ihre Freunde schlecht wieder fortschicken, wo sie schon mal da waren.
»Gibt’s was Neues von Sebastian ?« Dennis zog die Stirn kraus wie ein Dackel. »Hast du was gehört ?«
»Außer dass er schwerverletzt im Krankenhaus liegt und sich nicht bewegen kann nicht !« Mia schluchzte auf und schlug sich die Hände vors Gesicht. »Es ist schrecklich !« , stieß sie hervor. »Es tut so weh !«
»Du Arme.« Kathrin wollte einen Arm um sie legen, doch Mia machte schnell einen Schritt zurück.
»Lass mich !« , sagte sie schroff.
Kathrin und Dennis wechselten einen erschrockenen Blick.
»Was ist denn? Wir wollen dir doch nur helfen«, protestierte Dennis schwach.
»Ihr könnt mir nicht helfen !« Mia stöhnte auf. »Niemand kann das. Ihr versteht doch gar nicht, worum es geht! Vielleicht kann Sebastian nie wieder reiten! Habt ihr euch das schon mal überlegt? Die Pferde sind sein Leben! Wenn ihm das genommen wird ...« Sie brach ab.
Ihre Mutter war ins Zimmer gekommen und schaute von einem zum anderen.
»Davon ist doch überhaupt nicht die Rede, Mia !« ,
sagte sie streng. »Es stimmt, Sebastian ist schwer verletzt, und es wird lange dauern, bis er wieder ganz gesund ist. Aber er ist jung. Er wird es schaffen. Er wird wieder reiten. Und jetzt entschuldigst du dich bei deinen Freunden. Sie meinen es nur gut mit dir .«
Mia winkte müde ab.
»Lasst mich in Ruhe«, sagte sie. »Lasst mich doch alle in Ruhe .«
Weinend rannte sie aus dem Zimmer.
»Entschuldigt .« Ihre Mutter seufzte. »Ich glaube fast, es ist besser, wenn ihr jetzt geht. Ihr seht ja selbst, dass es im Moment keinen Zweck hat. Mia lässt niemanden an sich heran. Es ist ihre Art, damit fertig zu werden .«
Verlegen verabschiedeten sich Kathrin und Dennis.
»Wenn sie es sich anders überlegt, kann sie uns jederzeit anrufen«, sagte Kathrin. »Wir sind immer für sie da .«
Ihre Mutter gab Mia genau zehn Minuten, um sich zu beruhigen, dann rief sie: »Mia, kommst du bitte mal ?«
Mias Gesicht war gerötet und verquollen vom Weinen, als sie ins Wohnzimmer kam.
»Tut mir leid wegen eben«, murmelte sie kleinlaut.
»Schon gut«, sagte ihre Mutter. »Alle wissen, was du durchmachst. Da können einem schon mal die Nerven durchgehen .« Sie strich Mia eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Sebastians Eltern kommen nachher. Ich hab sie zum Essen eingeladen. Vielleicht bringen sie schon Neuigkeiten von Sebastian mit .«
Mia nickte.
Abends um acht klingelte es an der Haustür. Mias Vater machte auf.
»Entschuldigen Sie, dass wir keine Blumen mitbringen«, sagte Sebastians Vater verlegen, als er wenig später Mias Mutter begrüßte. »Wir haben den Strauß im Hotelzimmer vergessen .«
»Aber das macht doch nichts .« Mias Mutter bat ihn und seine Frau ins Wohnzimmer. »Sind Sie gut untergebracht ?«
»Wir haben ein Hotel in der Nähe der Klinik«, antwortete Sebastians Mutter. »Wir können Sebastian jederzeit besuchen. Und wir bringen gute Neuigkeiten mit .«
Mia saß gespannt wie eine Feder auf der Kante des Sofas. »Geht‘s ihm besser ?«
»Viel besser sogar!« Sebastians Vater strahlte über das ganze Gesicht. »Er ist bei Bewusstsein und ansprechbar. Wenn sich sein Zustand stabilisiert, wird er in ein paar Tagen auf die Chirurgische Station verlegt. Dann kannst du ihn auch endlich besuchen, Mia. Er fragt ständig nach dir .«
Mia spürte, dass sie rot wurde. Was sollte sie sagen?
Am besten nichts. Nur lächeln.
Sebastians Eltern nickten ihr
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