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Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Titel: Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Umarmung irgendwie unangenehm. »Ich möchte einen Spaziergang mit ihm machen .«
    »Soll ich dich begleiten ?« Mareike musterte sie einfühlsam.
    Mia zögerte.
    »Nein, danke. Ich glaub, ich möchte lieber allein sein«,
    erwiderte sie schließlich.
    Mareike nickte.
    »Gut. Dann sehen wir uns vielleicht später. Rolf und
    ich sind in der Reithalle .«
    »Okay«, murmelte Mia. »Danke .«
    Sie nahm den Brotbeutel vom Lenker und ging in den Stall, der zu dieser Tageszeit ungewohnt ruhig und leer war. Irgendwo stampfte ein Pferd mit einem Huf auf und trat gegen seine Boxentür. Der Stallmeister fegte die Stallgasse. Er nickte Mia freundlich und ernst zu.
    Tam wieherte, als er Mia kommen sah. Sie riss die Tür zu seiner Box auf und schlang beide Arme um seinen Hals. Die Tüte mit dem Brot hatte sie achtlos ins Stroh fallen lassen. Der Lusitano senkte seinen Kopf und zupfte neugierig daran.
    Mia wischte sich die Tränen vom Gesicht und schniefte, als sie den Schimmel mit den harten Brotbrocken fütterte. Findus saß schwanzwedelnd im Stroh und schaute aufmerksam zu. Mia bemerkte, dass Pirouetta ihren schmalen Kopf über die Trennwand schob und ebenfalls um ein Stück Brot bat. Sie streckte eine Hand aus, um die Stute zu streicheln, doch plötzlich zuckte sie zurück.
    »Nein !« , sagte sie laut. »Das Brot ist für Tam !«
    Sie starrte die Fuchsstute an. Pirouetta erwiderte den Blick ohne Scheu. Mia wandte sich schnell um. Sie
    konnte den Blick des Pferdes plötzlich nicht mehr
    ertragen.
    Sie hat die Schuld !, sagte eine harte Stimme in ihr.
    Pirouetta hat die Schuld an dem Unfall!
    Mia schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, woher die Stimme in ihrem Innern so plötzlich herkam, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren.
    Pirouetta hat die Schuld !, wiederholte die Stimme. Ohne sie würde Sebastian jetzt nicht im Krankenhaus liegen!
    Mia sprang aus der Box, um Tams Halfter zu holen. Nach ein paar flüchtigen Bürstenstrichen legte sie es ihm an und führte ihn schnell nach draußen. Helmut, der sie keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, schüttelte den Kopf. Er sagte nichts, als Mia grußlos an ihm vorbeiging.

    Tam stapfte gelassen neben Mia her. Er freute sich, an die frische Luft zu kommen, und Spaziergänge liebte er sowieso! Auch Findus war begeistert. Mit flatternden Schlappohren jagte er weit voraus und bellte fröhlich alles an, was sich bewegte. Mia lächelte zwar. Sie konnte keine richtige Freude spüren, aber sie war dankbar, dass die Tiere bei ihr waren. Trotzdem kreisten ihre Gedanken ununterbrochen um Sebastian. Sie suchte nach einer Erklärung für das, was geschehen war. Sie brauchte einen Hinweis; irgendetwas, das es leichter machte, es zu verstehen.
    Tam bummelte neben ihr her. Er vermittelte Mia ein
    Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Sie fühlte seine starke Schulter neben sich und spürte die kräftigen Muskeln unter dem Fell bei jeder Berührung. Ab und zu blieb Tam stehen. Dann hob er seinen schönen Kopf und schaute mit blanken Augen weit in die Ferne. Mia blieb jedesmal ruhig neben ihm stehen, legte eine Hand auf seinen Widerrist und fragte sich, was er dort am Horizont sehen mochte. Sie ließ Tam Zeit. Sie hatte jetzt so viel davon.
    Als sie auf dem Weg neben einem Feld plötzlich aufgewühlte und niedergetretene Erde bemerkte, blieb sie stehen. Hier musste es passiert sein. Ihr Herz schnürte sich zusammen.
    Sie kniete sich hin und berührte mit den Fingerspitzen die Erdkrume, als könnte ihr die weiche Muttererde eine Geschichte erzählen. Als ihr schwindlig wurde, hockte sie sich hin und schaute sich mit Tränen in den Augen um. Überall waren Hufspuren und Fußabdrücke. Vermutlich von den Helfern, die Sebastian gefunden und gerettet hatten.
    Tam stand neben ihr und schnaubte leise. Findus rannte hektisch hin und her. Er schien noch etwas von dem zu wittern, was sich hier abgespielt hatte.
    Plötzlich fiel Mias Blick auf einen Steinhaufen. Der Landwirt, dem das Feld gehörte, hatte Feldsteine gesammelt und aufgeschichtet, um sie später abzufahren. Überall auf dem Gelände rund um Erlengrund gab es solche Feldsteinhaufen. Noch nie war etwas passiert. War Sebastian hier mit dem Kopf aufgeschlagen? Warum hatte Pirouetta ausgerechnet hier gescheut? Hatte sie vor den Steinen Angst gehabt? War vielleicht ein Vogel aufgeflogen oder ein Feldhase aufgesprungen? Oder war sie einfach nur gestolpert, in einer Ackerfurche gestrauchelt und dann gestürzt?
    Fragen über Fragen, dachte Mia

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