Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
in seinem Fell festgesetzt; wenn er sich bewegte, schüttelte er es ab. Einige Tiere wollten ihn zurückhalten, aber er riß sich los, drehte sich um und stürmte zum Fuß des Hangs, wo er sich vor der Menge niedersetzte, gerade als der König mit drei oder vier Begleitern von der Seite hinzutrat und seine Untertanen in Augenschein nahm.
    Er war ein herrlicher Hirsch. Sein glattes Fell glänzte in der Sonne wie das eines gestriegelten Pferdes. Auch seine schwarzen Hufe glänzten, und er trug sein gewaltig verästeltes Geweih mit solcher Würde und Hoheit, daß die ganze plappernde Versammlung auf der Stelle verstummte. Er schritt zur Mitte des Rasens, drehte sich um und ließ seinen gütigen Blick langsam über die Menge seiner Untertanen schweifen.
    Als er jedoch El-ahrairah in seiner Silberaura wahrnahm, kaum sechs Hirschlängen von ihm entfernt, starrte er ihn an, über die Maßen verblüfft.
    »Was bist du denn für eine Art Tier?« fragte er mit einer tiefen, wohlklingenden Stimme; es war die Stimme eines, der es nie eilig hat und an sofortigen Gehorsam gewöhnt ist.
    »Ich bin ein englisches Kaninchen, Euer Majestät«, antwortete El-ahrairah, »und bin von weither gekommen, um an Eure königliche Gnade zu appellieren.«
    »Tritt vor«, sagte der König.
    El-ahrairah trat vor und setzte sich nach Kaninchenart Männchenmachend vor die glänzenden Vorderhufe des Königs.
    »Was ist dein Begehr?« fragte der König.
    »Ich bin hier, um für mein Volk zu bitten, Euer Majestät. Meine Leute haben keinen Geruchssinn, überhaupt keinen, und dieser Mangel behindert sie nicht nur ganz wesentlich bei der Futtersuche und der allgemeinen Orientierung, sondern gibt sie ihren Feinden preis, den Raubtieren, die sie ja nicht riechen können, wenn sie sich anpirschen. Ich bitte Euch, edelmütiger König, um Hilfe. Bitte helft uns.«
    Alles schwieg. Der König wandte sich an einen seines Gefolges.
    »Habe ich denn diese Macht?«
    »Jawohl, Euer Majestät.«
    »Habe ich je davon Gebrauch gemacht?«
    »Noch nie, Euer Majestät.«
    Der König schien nachzudenken. Er sprach leise zu sich selbst.
    »Aber das hieße ja, sich die Macht von Frith, unserem Herrn, anzumaßen, wenn man einer ganzen Tierart eine ihre fehlende Fähigkeit verleiht.«
    Plötzlich rief El-ahrairah laut dem König zu: »Euer Majestät, gebt uns diesen Sinn, bitte, und ich verspreche Euch und jeder hier versammelten Kreatur, daß mein Volk für die menschliche Rasse die größte Plage der Welt sein wird. Wo immer wir sind, werden wir die Menschen drangsalieren und ihnen Ärger machen. Wir werden ihr Gemüse vernichten, ihre Zäune untergraben, ihre Ernten zerstören und sie Tag und Nacht peinigen.«
    Darauf brachen alle Geschöpfe der Versammlung in lauten Jubel aus. Jemand brüllte: »Gebt ihm, was er will, Euer Majestät. Laßt sein Volk zum schlimmsten Feind der Menschen werden, so wie die Menschen unsere schlimmsten Feinde sind.«
    Das Getöse dauerte noch eine Weile, bis der König schließlich gebieterisch in die Rund blickte und alles verstummte. Dann beugte er seinen herrlichen Kopf hinab und drückte sein Maul in El-ahrairahs Fell. Das gewaltige Geweih schien den Fürsten der Kaninchen einzuhegen wie eine unüberwindbare Palisade.
    »So sei es also«, sagte er. »Bring deinem Volk meinen Segen und den Sinn des Geruchs, auf daß er ihnen auf ewig diene.«
    Und auf der Stelle konnte El-ahrairah selber riechen: das feuchte Gras, die Masse der Versammlung und des Königs warmen Atem. Er war so überwältigt vor Freude und Dankbarkeit, daß er kaum Worte fand, um dem König zu danken. Alle Tiere klatschten und jubelten und wünschten ihm Glück.
    Ein goldener Adler trug ihn nach Hause. Als er ihn auf seiner eigenen Wiese absetzte, sah er als erste Rabscuttle und einige Mitglieder seiner treuen Owsla. »Es ist dir also gelungen, du hast es fertiggebracht!« riefen sie und umringten ihn. »Wir können alle riechen. Wir alle!«
    »Jetzt komm, Meister«, sagte Rabscuttle. »Du hast bestimmt Hunger. Riechst du diese wunderbaren Kohlköpfe da drüben im Küchenbeet? Du mußt uns helfen, sie aus der Welt zu schaffen. Ich habe schon einen Tunnel unter den Zaun gegraben.«
    Und ihr alle, die ihr meine Geschichte gehört habt, ihr wißt in Zukunft, wenn ihr Flayrah von den Menschen stehlt, dann stopft ihr euch nicht nur die Bäuche damit voll, sondern erfüllt ein feierliches Versprechen, das El-ahrairah dem König von Morgen gegeben hat, und das sollten alle braven

Weitere Kostenlose Bücher