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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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diese Gedanken beiseite, um den nächsten Schritt zu bedenken. Das war immer noch der einzige Weg, dachte er: einen Schritt vor den andern zu setzen und fortwährend die Pfoten zur rechten Zeit zurückzuziehen. Zweimal schreckte er Moorschneehühner auf, die verärgert und laut kreischend davonflogen, denn es schien ihnen doch sehr gegen die Natur zu sein, daß Kaninchen – ausgerechnet Kaninchen! – hier um Mitternacht herumwuselten.
    In späteren Zeiten pflegte El-ahrairah zu sagen, daß dieser nächtliche Marsch über den Sumpf das schlimmste all seiner Abenteuer gewesen war. Mehrmals fürchtete er, daß er niemals heil herauskäme. Andererseits war er froh, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sich weiter abzumühen, denn hätte es eine andere Möglichkeit gegeben – er hätte sie ohne zu zögern wahrgenommen. Der Mond zeigte ihm nur eine trostlose, leere Fläche, auf der überall schreckliche Gefahren lauerten, wo es weder Zuflucht noch Obdach gab. Es würde nicht lange dauern, bis sein Körper im Schlamm versunken war, dachte er. Und was dann? Rabscuttle müßte dann übernehmen; für diesen Fall sollte er besser ein paar Anweisungen von ihm bekommen.
    Beim Aufbruch hatte er Rabscuttle zur Nachhut bestimmt, damit er auf Nachzügler und Ausfälle achten konnte. Aber jetzt ließ er nach hinten weitersagen, daß Rabscuttle sofort vorkommen solle.
    Das schien ewig zu dauern. Als er endlich vorn auftauchte, fragte ihn El-ahrairah, wie es hinten aussah. Wie verhielten sich die Kaninchen?
    »Besser als ich dachte«, sagte Rabscuttle. »Keines ist ausgefallen, und keines mußte zurückgelassen werden. Die sind alle noch überzeugt, daß sie hinkommen – wo immer das ist. Und zum Glück haben wir da hinten auch noch einen guten Geschichtenerzähler, ein Kaninchen namens Chicory, das hält die anderen munter mit einer Geschichte nach der anderen, und keines fällt aus, weil jedes wissen will, wie es weitergeht, verstehst du? Also, was kann ich für dich tun, Meister?«
    El-ahrairah erklärte es ihm und blieb so lange bei Rabscuttle, bis er gewiß sein durfte, daß er es begriffen hatte. Dann überließ er ihm die Aufgabe, sich den Weg zu erschnüffeln, und ließ den ganzen Zug der Kaninchen vorüberziehen. Rabscuttle, dachte er, hatte recht gehabt. Sie waren mehrheitlich in guter Verfassung, und der Führung einfach zu folgen, hatte sie offenbar nicht ermüdet. Seine eigene Erschöpfung und Niedergeschlagenheit konnte er nur der Last der Verantwortung zuschreiben, die er selbst übernommen hatte, und außerdem der Mühe, immer wieder den Weg auszurufen, gefährlichen Boden auszumachen und rechtzeitig zurückzuweichen. Er wartete Chicory ab und hörte belustigt zu, wie der die Geschichte von den Salatblättern des Königs erzählte. Ganz am Ende der Kolonne fand er ein kleines, sehr junges Kaninchen, das nur mit Mühe mitkam. Er sprach ihm mit herzlichen Worten Mut zu und begleitete es eine Weile, bevor er zu Rabscuttle und Burdock zurückkehrte.
    Wie er erwartet hatte, war Rabscuttle der unangenehmen Aufgabe völlig gewachsen und machte seine Sache gut – besser als ich, dachte El-ahrairah. Rabscuttle fand es richtig erheiternd, wenn seine Vorderpfoten im Schlamm einsanken. Er glaubte anscheinend nicht, in Gefahr zu sein, wenn aber doch, dann verbarg er es sehr gut. Aber noch besser war es, daß er sich offenbar mit Burdock und Celandine so gut verstand. Er hatte sogar Celandine kurzzeitig die Führung überlassen. »Ist nichts dabei«, sagte er dauernd, »ist ja nichts dabei« und »Uups!«, wenn Celandine bis zu den Schultern versank.
    Bald erhellte sich der Himmel hinter ihnen, als der neue Tag sich nach der kurzen Sommernacht meldete. Als die Sonne aufging, spähte El-ahrairah nach vorn in der Hoffnung, er könnte sehen, was auf der anderen Seite des Sumpfes lag, doch sah er da auch nichts anderes als trostlose Wildnis. Wie lange noch, fragte er sich, bis sie Hunger bekämen und übermüdet wären? Wenn noch ein ganzer Tag im Sumpfgebiet vor ihnen läge, würden sie sich wahrscheinlich in Grüppchen aufteilen, in die Starken und Nicht-so-Starken. Schlimmer noch, sie würden nach allen Richtungen laufen auf der Suche nach etwas Freßbarem, und das wäre tödlich. Er teilte Burdock und Celandine seine Befürchtungen mit und schlug vor, daß sie sich wieder unter ihre Kaninchen mischten, um sie unter allen Umständen zusammenzuhalten. »Wenn sie nur tun wollten, was ich ihnen sage«, erwiderte Celandine.

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