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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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jedoch Hazel und den anderen Kaninchen, die Vilthurils Geschichte gehört hatten, so unglaublich erschien, war nicht der unterirdische Fluß an sich. Beim Erleben von Phänomenen machte niemand eine Unterscheidung zwischen Unglaublichem und Glaubwürdigem. Der Begriff »unerklärlich« bedeutete ihnen nichts; sie brauchten ihn nicht. Soviel Unerklärliches – zum Beispiel die Mondphasen – war Bestandteil ihres Lebens, daß sie es einfach zur Kenntnis nahmen. Dieser »Fluß« lag zwar außerhalb ihrer Erfahrungen, das ist wahr, aber soviel anderes auch. Was ihnen hingegen außergewöhnlich erschien war, daß Vilthuril diese Geschichte, diese Information – auf welche Weise auch immer – empfangen hatte, die doch von anderen Kaninchen handelte, von Kaninchen, die irgendwo weit weg lebten, von denen sie nicht eines jemals gesehen hatten. Ihrer Erzählung zufolge hatten diese fernen Kaninchen ihr ja nicht das Wissen, das sie empfangen hatte, irgendwie mitgeteilt, sondern es war über sie gekommen, fast so, als hätte sie selbst in Thinial gelebt. Wäre ihr dieses Wissen nicht durch einen unterirdischen Fluß zugeströmt – und zweifellos gab es in der ganzen Welt viele solcher Flüsse –, dann hätte sie es auf eine andere Weise gewonnen. Warum? Vermutlich, sagten einige, lag es einfach in der Luft und wurde zufällig von Kaninchen wie Fiver und Vilthuril aufgefangen – und das war in der Tat merkwürdig. Keineswegs, meinten andere; es war doch allgemein bekannt, daß Fiver und Vilthuril ungewöhnlich sensible Fähigkeiten besaßen.
    Es gab kein allgemeines Einverständnis. Es war Blackberrys Verdienst, eine abschließende Formulierung zu finden, der jedermann zustimmen konnte, ohne sich etwas zu vergeben: »Ich glaube, in dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«
13. Das neue Gehege
In der Kälte kamen sie an ...
eine solche Reise just zur schlimmsten Zeit des Jahres ...
das Wetter unwirtlich, die Tage kurz, die Sonne am fernsten Punkt ...
Bischof Lancelot Adrewes Sermon 15, Of the Nativity
    Kehaar, die schwarzköpfige Möwe, flog westwärts über das Land zwischen Caesar's Belt und den Downs. Er flog niedrig, in unregelmäßigen Nordsüd-Kurven und landete nach Belieben hier und da, um auf irgendeinem einladenden Stück Boden etwas zu sich zu nehmen.
    Er war nicht in bester Laune. Von Natur aus aggressiv und schnell gereizt wie die meisten Möwen, die sich gegen Myriaden von Artgenossen durchsetzen müssen, war es ihm nicht immer recht, von den Watership-Down-Kaninchen mit Aufgaben betraut zu werden. Kampfeslust an den Tag zu legen und ihre Feinde anzugreifen war eine Sache. Auskundschaften eine andere. Vor fünf Monaten hatte er mit Wonne an ihrer Auseinandersetzung mit Efrafra teilgenommen, war im Sturzflug auf den berüchtigten General Woundwort hinabgestoßen, hatte die Flucht von Bigwig und den aus Efrafra ausbrechenden Weibchen gedeckt und ihnen geholfen, den Fluß hinab zu entkommen. Was er liebte, war die Attacke. Dennoch, nachdem ihm die Kaninchen das Leben gerettet hatten, als er verletzt und hilflos auf dem Down lag, war er bereitwillig zu dem Aufklärungsflug aufgestiegen, der unglücklicherweise mit seiner Entdeckung von Efrafra geendet hatte.
    Nun war er gebeten worden, einen weiteren, ähnlichen Flug zu unternehmen, und das hatte ihn verstimmt, allerdings nicht so sehr, daß er ihn rundheraus abgelehnt hätte. Die Bitte war sehr taktvoll vorgetragen worden. Hazel wußte genau, daß Bigwig von all seinen Kaninchen Kehaars größter Bewunderer und Freund war, und hatte ihm listigerweise die Aufgabe übertragen, dem Vogel ihr Vorhaben und was er auskundschaften sollte zu erläutern.
    »Wir möchten ein neues Gehege aufbauen, Kehaar«, hatte Bigwig erklärt und wich den orangefarbenen Möwenbeinen aus, die durch das ausgedünnte Novembergras hin und her stolzierten. »Denn unseres wird zu eng. Die Hälfte der Kaninchen wird von hier kommen, die andere Hälfte aus Efrafra. Wir möchten dich bitten, uns eine gute Stelle zu finden und dann nach Efrafra zu fliegen und Hauptmann Campion bitten, hinzukommen, um uns dort zu treffen und sich die Stelle anzusehen.«
    »Was für 'ne Stelle wollt ihr?« fragte Kehaar. »Und wo soll sie sein?«
    »Irgendwo auf der Seite des Sonnenuntergangs«, antwortete Bigwig, »etwa zwischen hier und Efrafra. Sie sollte nicht in der Nähe von Menschenhäusern oder Gärten sein, das ist sehr wichtig. Wir brauchen eine trockene Stelle, wo das Graben leicht ist.

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