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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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mir weg. Ich hätte ihm helfen sollen. Aber ich konnte ihn nicht anfassen. Ich wollte nicht. Ich wollte nur, dass er von mir wegblieb, deswegen versetzte ich ihm einen kräftigen Schubs und zog sofort die Hände wieder weg.
    Er stieß erneut dieses Krächzen aus und verlor das Gleichgewicht. Er kippte nach hinten über und blieb liegen, wo er war. Sein Hund kam aus den Büschen gerannt und begann an ihm zu schnüffeln und mit den Pfoten zu scharren. Ich sank zu Boden … Ich konnte nicht weglaufen. Ich hatte keine Kraft in mir. Ich glaube, ich fing selbst an, Laute von mir zu geben. Ein Heulen oder so, sagt Lizzie. Sie hatte mich gehört. Sie kam in diesem Moment hinzu.«
    »Danke sehr«, sagte ich, als sie verstummte. »Das war eine klare und deutliche Aussage. Ich weiß, wie schmerzhaft es für Sie sein muss. Noch eine Sache, wenn Sie mir noch ein klein wenig weiterhelfen könnten? Das Rascheln, das Sie vorher in den Büschen gehört hatten, bevor Brennan erschien – Sie sagen, es hätte geklungen, als würde sich jemand durch die Büsche zwängen. War das Brennan auf dem Weg zu Ihnen? Oder war es jemand anders, der sich von Ihnen entfernt hat?«
    Sie zögerte. »Ich … ich weiß es nicht.«
    »Nun gut. Belassen wir es dabei.«
    Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab. Ich hasste es, sie gleich wieder dämpfen zu müssen, doch ich hatte noch eine paar weitere Fragen.
    »Verzeihen Sie mir, Mrs. Craven, wenn ich frage, wie alt Sie sind? Ich fürchte, als Polizeibeamter muss ich von Berufs wegen manchmal unverschämte Fragen stellen.«
    »Ich werde an Weihnachten achtzehn«, antwortete sie augenblicklich, ohne an meiner Frage Anstoß zu nehmen. Doch wenn man siebzehn Jahre alt ist, dann ist ein Geburtstag noch etwas, dem man voller Optimismus entgegenblickt.
    »Und Sie sind Waise, wenn ich richtig informiert bin, Ma’am?«
    »Ja, seit ich ein Baby war. Mein Onkel Charles ist – war – mein Vormund, bis ich geheiratet habe.« Diesmal kamen die Worte stolz aus ihrem Mund.
    Nicht nur fast achtzehn, sondern bereits eine verheiratete Frau. Ich begann allmählich zu verstehen, warum sie so fest entschlossen gewesen war, James Craven zu heiraten. Durch die Hochzeit hatte sie einen Status erlangt und mit ihm ein Selbstbewusstsein, dass ihr vorher mit großer Sicherheit gefehlt hatte. Doch sie hatte keine Kontrolle über ihr Vermögen erhalten.
    »Wenn man mich richtig informiert hat, wird das Vermögen Ihrer Eltern durch Ihren Onkel treuhänderisch für Sie verwaltet, bis Sie einundzwanzig Jahre alt sind?«, brachte ich das delikate Thema zur Sprache.
    Sie legte die Stirn in Falten. »Ja. Es ist sehr ärgerlich, wissen Sie, wo der arme James so dringend Geld braucht! Ich war bereits beim Anwalt deswegen. Er ist ein weiterer Treuhänder, und er ist absolut auf der Seite von Onkel Charles! Er hat mit mir geredet, als wäre ich noch ein Kind! Ich bin eine verheiratete Frau! Und trotzdem wollen sie Charles kein Geld schicken!«
    Im Gegensatz zu dir , dachte ich mitfühlend. Du würdest ihm das Geld in den Rachen stopfen, damit er es ungeniert auf den Kopf hauen kann .
    »Ihr Mann ist bei der Firma Roche angestellt, nicht wahr? Er hat ein Einkommen.«
    Sie tat meinen Einwand als Wortklauberei ab. »Sicher, aber er muss in China bleiben! Onkel Charles war so gemein zu ihm!«
    Es fiel mir schwer zu entscheiden, welche Motive Charles Rocheangetrieben hatten. Auf der einen Seite wollte er seine Nichte verständlicherweise schützen. Auf der anderen Seite kontrollierte er ihr Geld (und ihre Anteile an der Firma der Familie) noch für weitere drei Jahre. In dieser Zeit konnte James Craven in China alles Mögliche zustoßen. Das Klima, Krankheiten, Banditen, Opiumsucht … vielleicht trank er sich zu Tode. Oder einfach eine gefährliche Seereise wie die, die das Leben von Lucys Eltern gekostet hatte. Es gab viele Wege zu sterben. Wäre Lucy eine Witwe, bevor sie einundzwanzig wurde, würde sie sich weiterhin auf ihren Onkel stützen und ihn in finanziellen Dingen um Rat fragen, und er würde noch einige Jahre länger ihr Vermögen kontrollieren und ihren Anteil an der Firma.
    »Danke sehr, Mrs. Craven. Sie waren sehr hilfreich«, versicherte ich ihr. »Es könnte erforderlich werden, dass ich erneut mit Ihnen spreche.«
    »Ganz wie Sie wünschen«, antwortete sie mit einem Seufzer.
    »Und falls Ihnen im Nachhinein noch etwas einfällt, das Sie vergessen oder übersehen haben, irgendeine Kleinigkeit … informieren

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