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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Sie mich bitte sogleich, oder schicken Sie mir eine Nachricht. Nun denn, vielleicht gehen wir nach draußen und sehen nach Miss Martin.«
    »Ja, bitte!«, antwortete sie und klang mit einem Mal eher wie ein Kind, das sich auf seinen achten Geburtstag freut als wie eine verheiratete junge Frau, die ihrem achtzehnten Geburtstag entgegensah.

17. KAPITEL
    Elizabeth Martin
    Ich sah Lucy hinterher, als sie mit Ben zusammen in der Kirche verschwand. Ich wusste, dass er freundlich und taktvoll sein würde, doch er würde auch so lange beharrlich bleiben, bis sie ihm alles erzählt hatte, was sie wusste. Ich hoffte nur, dass sie sich nicht in einen ihrer kindlichen Wutanfälle flüchtete. Mir war klar, dass sie der Angst entsprangen, doch andere würden das vielleicht nicht so sehen.
    Ich konnte nicht die ganze Zeit über unter dem Vordach stehen bleiben, um nicht in den Verdacht zu geraten, dass ich lauschte, doch ich konnte mich auch nicht völlig zurückziehen. Also ging ich zum überdachten Friedhofstor und setzte mich auf eine der Bänke. Nach einigen Minuten näherten sich auf der Straße Schritte aus der Richtung von Shore House. Die Schritte hielten vor dem Friedhofstor, und ich hörte, wie jemand meinen Namen rief.
    »Guten Morgen, Miss Martin!«
    Es war eine Frauenstimme, doch ich vermochte sie im ersten Moment nicht einzuordnen. Ich erhob mich und trat hinaus auf die Straße und in den Sonnenschein, und da stand die unscheinbare Person, die als Kammerzofe für die Schwestern Roche arbeitete. Sie hatte bis zu diesem Augenblick kaum ein Wort mit mir gesprochen.
    Aus der Nähe betrachtet war sie eine Frau mit einem sauertöpfischen Gesicht, die aussah, als hätte das Leben sie alles andere als freundlich behandelt, auch wenn sie in beruflicher Hinsicht als Kammerzofe, selbst wenn es für die beiden jungfräulichen Schwestern war, eine durchaus respektable Position bekleidete. Es erstaunte mich, dass man sie als geeignet gefunden hatte, um mit femininen Erfordernissenzurechtzukommen. Sie war von schwerem, maskulinem Körperbau und erinnerte mich an jene Frauen in Männerkleidung, die ich beim Kohleschaufeln oder beim Straßenbau gesehen hatte. Die Vorstellung, dass diese breiten, kraftvollen Hände eine Nadel hielten und zarte Spitzenwäsche stopften, war einfach widersinnig. Doch vielleicht wäre eine Kammerzofe von größerer Kultiviertheit nicht dazu zu bewegen gewesen, mit den Schwestern aufs Land zu ziehen.
    Ich wusste, dass die Zofe mit den Schwestern aus London hierhergekommen war, und ich wusste auch, dass sie zumindest nach außen hin keine Freundschaften mit dem restlichen Personal von Shore House geschlossen hatte. Ich hatte bereits festgestellt, dass das übrige Personal hinter ihrem Rücken unfreundliche Dinge über sie sagte. Sie ihrerseits redete nur dann, wenn es nötig war, und dann stets mit der typischen Londoner Herablassung für alles Ländliche. Sie ließ die Hausmägde spüren, dass sie sie für Bauerntölpel hielt. Kein Wunder, dass sie sich rächten, indem sie groteske Geschichten über sie erfanden, bis sie in hilfloses Kichern verfielen. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass der Name der Zofe Higgins war, und erwiderte ihren Gruß.
    Ich erwartete, dass sie weitergehen würde, doch sie stand einfach nur da und starrte mich erwartungsvoll an. Ich dachte einigermaßen erschrocken, dass sie vielleicht in die Kirche gehen wollte und dass ich sie daran würde hindern müssen. Falls dem so war, so hoffte ich, dass sie sich fügen würde, denn körperlich gesehen hatte ich nicht den Hauch einer Chance, ihre schiere Masse erforderlichenfalls aufzuhalten.
    »Gehen Sie spazieren, Higgins?«, fragte ich.
    Sie verzog den Mund zu einem verächtlichen Schnauben. »Ich habe keine Zeit für Spaziergänge, Miss! Ich bin auf dem Weg ins Dorf, wie es hier genannt wird, obwohl es meiner Meinung nach nichts mehr als ein elender Weiler ist! Jedenfalls gibt es dort eine Frau, die Handschuhe strickt, und sehr gut obendrein, wie man mir gesagt hat. Ich habe dies gegenüber Miss Christina erwähnt, weil sie gesagt hat, dass sie und Miss Phoebe und Miss Craven Wollhandschuhe benötigen, bevor der Winter einbricht. Also hat man mich geschickt, um in Erfahrung zu bringen, ob die Frau im Dorf den Auftrag annimmt. Ich wage zu behaupten, dass sie es tun wird – und dass sie den doppelten Preis für ihre Arbeit verlangen wird.«
    »Als Dorfbewohnerin hat sie schon Glück, wenn sie einen Beruf hat, mit dem sie nebenher ein

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