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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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wenig Geld verdienen kann«, warf ich ein.
    Higgins tat meine Bemerkung achselzuckend ab. Ein neugieriges Leuchten schlich sich in ihre braunen Augen. »Sind Sie denn nicht mit Mrs. Craven unterwegs, Miss Martin?«
    Das war also der Grund, aus dem sie stehen geblieben war, um mit mir zu reden. Sie hatte gesehen, wie ich zusammen mit Lucy aufgebrochen war, doch jetzt fand sie mich allein vor.
    »Doch«, antwortete ich. »Sie ist nur kurz in der Kirche, um sich etwas anzusehen.«
    Higgins’ Gesichtsausdruck verriet mir, was für eine armselige Antwort ich ihr geliefert hatte. Warum sollte Lucy, die hier lebte und die Kirche mehr oder weniger jeden Sonntag von innen sah, sich plötzlich in den Kopf setzen, mitten in der Woche in die Kirche zu gehen? Dann kam mir der Verdacht, dass Higgins nicht nur aus reiner persönlicher Neugier fragte. Ohne Zweifel war sie die Spionin der beiden Schwestern im Haushalt von Shore House. Die Geschichte von den Wollhandschuhen war lediglich eine Ausrede, um uns zu folgen und unauffällig zu observieren.
    Falls dem so war, so würde ich ihr keine Informationen zukommen lassen, die sie den Schwestern übermitteln konnte. Ich nickte ihr höflich zu und hoffte, dass sie weiterging. Doch sie blieb einfach stehen. Als ich zu ihr aufblickte, bemerkte ich, dass in ihren Augen so etwas wie unausgesprochener Spott stand.
    »Und wie gefällt es Ihnen hier bei uns, Miss Martin?«, fragte sie. »Schließlich kommen Sie aus London.«
    »Ich komme zwar aus London, aber ich bin keine Londonerin«, erwiderte ich. »Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Ich denke, die Landschaft hier ist sehr hübsch.«
    Ich wusste, dass es nicht die Antwort war, die sie hören wollte, undsie wusste, dass ich es wusste. Jetzt fochten wir mit heruntergelassenem Visier.
    »Sterbenslangweilig ist es hier!«, entgegnete sie brüsk. »Ich bleibe nur wegen meiner Herrinnen hier! Ich arbeite seit zwanzig Jahren für Miss Christina und Miss Phoebe.«
    »Ich bin sicher, die Schwestern wissen Ihre Loyalität zu schätzen«, erwiderte ich.
    »Sie haben meine Loyalität verdient!«, sagte sie heftig. »Sie sind zwei sehr vornehme und anständige Ladys. Es ist nicht gerecht, dass man ihnen jetzt all diese Scherereien bereitet!«
    »Die Polizei wird den Mord an dem Rattenfänger recht schnell aufklären«, schnappte ich.
    »Ach, dieser Bursche ist kein Verlust! Ein Schurke, das habe ich gleich gesehen! Aber das habe ich nicht gemeint, oder jedenfalls nicht allein. Ich meine die Scherereien, die sie wegen Mrs. Craven haben, Miss Lucy, wie sie früher hieß. Es ist eine wahre Bürde für meine Herrinnen!«
    Jetzt war es an mir, Higgins zu zeigen, dass ich Lucy gegenüber genauso loyal war, wie sie gegenüber ihren »Herrinnen« zu sein behauptete.
    »Mrs. Craven hat ein großes Unglück erlitten!«, sagte ich entschieden. »Wie dem auch sein mag, wir sollten nicht …«
    Der Blick in Higgins’ Augen verwandelte sich in offenen Spott. »Oh, die Gesellschafterin! Sie sind weniger als eine Woche hier und wissen über alles genauestens Bescheid, wie? Sie haben sich einwickeln lassen von dem hübschen Gesicht und den blauen Augen der jungen Lady, wage ich zu behaupten! Lassen Sie sich von mir gesagt sein, ich kenne sie, seit sie ein Baby war. Ein widerspenstiges, verzogenes, linkisches Ding war sie, und daran hat sich überhaupt nichts geändert! Sie werden sehen. Was für Wutanfälle, wenn es nicht nach ihrem Willen ging, und welch ein Eigensinn!«
    Jetzt war ich wirklich wütend. »Ich werde nicht erlauben, dass Sie auf diese Weise über Mrs. Craven sprechen! Sie haben nicht das Recht dazu! Ich dulde kein weiteres Wort. Nennen Sie das etwa Loyalität?«
    »Ganz wie Sie meinen. Meine Loyalität gilt den Schwestern. Ich bin Mrs. Craven nichts schuldig.«
    »Sie machen besser, dass Sie ins Dorf kommen und zu der Strickerin«, sagte ich kalt. »Schließlich wurden sie deswegen losgeschickt.«  
    Für einen Moment schwieg Higgins und musterte mich kalt. Sie ging ein paar Schritte, dann blieb sie stehen und drehte sich wieder zu mir um. »Sie haben wirklich überhaupt keine Ahnung, Fräulein Gesellschafterin! Sie wissen gar nichts. Der Ärger hat nicht mit dieser zusammengebastelten Hochzeit angefangen, um ihren Ruf zu retten – und den ihrer Familie. Wussten Sie, dass die Roches Miss Lucy aus dem Internat holen mussten, als sie gerade erst elf Jahre alt war, und eine neue Schule für das Mädchen suchen? Die Schule schrieb

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