Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
Oberlippe, und ihre Augen blickten gehetzt.
Als ich ein kleiner Junge war und in der Kohlenmine arbeiten musste, ereigneten sich dort zahlreiche Unfälle, die sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt haben. Die Erinnerung an sie ist selbst heute noch so frisch, als hätten sie sich gestern ereignet und nicht vor vielen Jahren. Ich erinnere mich an das erste Pony, das unter Tage geschafft wurde, um dort zu arbeiten. Es muss 1837 oder 38 gewesen sein und ich war Klappenjunge, auch wenn ich kaum stark oder groß genug war, um die schweren hölzernen Klappen zu bewegen, durch welche die Luftströme in der Mine kontrolliert wurden. Es erwies sich als rechtes Problem, das Tier in den Schacht zu senken, und eine große Menge hatte sich eingefunden, um dem Spektakel beizuwohnen. Selbst die Männer, die müde und hungrig von der Schicht kamen (und unter denen ich mich befand), verweilten, um zu sehen, wie es gemacht wurde.
Zwei Männer hatten das Pony herbeigebracht. Sie hatten dies bereits bei anderen Gruben gemacht und wussten, wie sie es anstellen mussten. Das Tier wurde gezwungen sich hinzulegen, dann wurden seine Beine unter den Bauch geschoben und dort festgebunden. Außerstande, sich aus eigener Kraft zu erheben, lag das Pony schweißbedeckt und hechelnd da. Dann wurde es mit zusätzlicher Hilfe auf eine gepolsterte Matte gerollt, die vollständig um es gewickelt und zusammengebunden wurde, so dass nur noch der Kopf des Tiers an einem Ende hervorlugte und der Schweif am anderen. Ein Haken wurde an dem eingeschnürten Paket befestigt, und dann wurde es mit einer Winde hochgezogen, bis es senkrecht hing, mit dem Kopf nach oben und baumelndem Schweif. Es wieherte schrill in seiner Panik und warf den Kopf hin und her, während es die Augen so weit verdrehte, dass nur noch das Weiße zu sehen war, und die Nüstern blähte. Langsam wurde es sodann in den Schacht gesenkt, bis es Stück für Stück aus unserer Sicht verschwand, zuerst der Schweif, dann der eingepackte Rumpf mit den Beinen und zuletzt der Kopf. Das nackte Entsetzen und die Angst in seinen Augen, als es in die Dunkelheit hinabgelassenwurde, wo es den Rest seines Lebens verbringen würde, verfolgen mich bis zum heutigen Tag. Später wurden noch zwei Ponys nach unten geschafft, doch ich sah nicht mehr dabei zu.
An diese Begebenheit dachte ich nun, als ich dieser jungen Frau gegenübersaß, die so unübersehbar panische Angst davor hatte, eingesperrt zu werden, entweder in einem Irrenhaus oder in einem Kerker, um den Rest ihres Lebens gefangen hinter Gittern zu verbringen.
»Ich bin nicht hier, um Sie zu beschuldigen«, sagte ich. »Ich möchte lediglich Ihre Aussage hören, das ist alles.«
»Ich mochte Brennan nicht«, sagte sie unverhohlen. »Ich mochte die Art nicht, wie er mich ansah. Er lachte mich immer aus, nicht mit dem Mund, meine ich, sondern mit den Augen. Und er hat seine Frau geschlagen. Ich weiß es.«
»Woher wissen Sie das, Ma’am?«, fragte ich.
»Ich habe ihn gesehen, wie er sie geschlagen hat. Unvermittelt hob Lucy den Arm und imitierte den Schlag, den sie gesehen hatte. »So, und dann noch einmal. Mrs. Brennan stand einfach da. Sie weinte nicht und schrie nicht. Sie stand da wie eine Statue und erwartete die Schläge.«
»Wann war das?«
Lucy ließ den Arm sinken. Sie blickte mich unsicher an. »Es ist eine Weile her. Er war regelmäßig in unserer Gegend.«
Sie hob das Kinn und fuhr mit festerer Stimme fort: »Aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
»Niemand hat angedeutet, dass Sie das getan hätten, Ma’am.«
Sie schüttelte wütend den Kopf. »Nicht mit Worten! Aber sie lassen es auf jede denkbare andere Weise durchblicken! Sie denken, dass ich verrückt bin. Sie denken, der Verlust meines Kindes hätte mich den Verstand gekostet. Aber ich bin nicht verrückt, und wenn ich mein Baby wiedergefunden habe, müssen sie es zugeben!«
Sie sah mich an. »Abgesehen davon wurde er mit unserem Brieföffner erstochen, oder nicht? Also hat jemand im Haus den Brieföffner genommen und benutzt. Warum sollte nicht ich das gewesen sein, die Irre?«
Ich dachte, dass die junge Mrs. Craven verängstigt und noch nicht ganz erwachsen sein mochte und sich Wahnvorstellungen ergab, was den Tod ihres Kindes anging, doch sie war alles andere als dumm.
»Erzählen Sie mir nur, was an diesem Morgen passiert ist, als Brennan zum Haus kam und Sie und Miss Martin spazieren gegangen sind.«
»Nun ja, wir sind spazieren gegangen, wie Sie schon
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