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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Trotzdem – ein solcher Hass, und noch dazu gegenüber jemandem, der ihr völlig fremd war?
    »Und Miss Martin«, sagte Miss Roche und deutete in meine Richtung.
    »Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen«, sagte ich, so ernst ich konnte.
    Das Mädchen starrte mich für einen Moment an, und ich fragte mich bereits, ob auch ich einen so feindseligen Blick einheimsen würde. Doch dann nickte sie nur, wie bei Dr. Lefebre auch.
    Wir nahmen den Tee in einer derart betretenen Atmosphäre ein, dass ich es kaum abwarten konnte, bis es endlich vorbei war. Glücklicherweise erwies sich Dr. Lefebre als geschickt in leichter Unterhaltung und führte den größten Teil des Gesprächs mit Miss Roche. Miss Phoebe sagte wenig und saß stirnrunzelnd vor ihrem Teeservice. Wahrscheinlich dachte sie noch immer an die Ratte. Ich sagte nicht viel mehr. Lucy Craven sagte überhaupt nichts, außer dass sie mit kindlicher, heller Stimme und in gedämpftem Ton ein Stück Kuchen ablehnte.
    Ich war erleichtert, als Miss Roche schließlich ihre Teetasse absetzte und sich an mich wandte. »Ich könnte mir denken, dass Sie gerne Ihr Zimmer sehen möchten, Miss Martin. Ihr Gepäck ist in der Zwischenzeit nach oben gebracht worden. Lucy, vielleicht zeigst du Miss Martin, wo wir sie untergebracht haben?«
    Lucy erhob sich schweigend. Ich folgte ihr aus dem Zimmer und eine breite Treppe hinauf. Oben angekommen gingen wir durch einen Korridor, noch immer ohne ein Wort gesprochen zu haben, bis wir vor einer Tür am anderen Ende angekommen waren. Lucy öffnete die Tür, und wir traten nacheinander ein.
    Das Zimmer war klein und quadratisch und sehr gut eingerichtet. In dieser Hinsicht würde ich es hier komfortabel haben, wenn auch in keiner anderen. Das Beste von allem war, ich hatte einen Ausblick auf das Meer hinaus.
    Außerstande zu warten, rannte ich zum Fenster und riss es auf, um auf die weite Fläche glitzernder Wellen zu sehen. Zwei weiße Jachten mit geblähten Segeln lieferten sich in der Ferne ein Rennen. Dahinter konnte ich im Dunst die dunklen Umrisse der Isle of Wight erkennen. Das Licht war wundervoll, und alles leuchtete. Die warme Brise vom Meer streichelte mein Gesicht. Nach dem Gestank von London roch sie so sauber in meiner Nase, dass ich sie in tiefen Zügen genoss.
    Ich drehte mich zu Lucy um. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie aufregend das alles für mich ist!«, rief ich aus. »Sie wohnen am Meer, und ich wage zu behaupten, dass Sie wenig darüber nachdenken, aber ich komme aus einer Bergwerkstadt in Derbyshire, wo die Luft voller Kohlenstaub ist, und kenne ansonsten nur London, wo es andauernd Nebel und Smog gibt und Rauch!«
    Sie war mitten im Zimmer stehen geblieben und hatte mich beobachtet. Vielleicht hatte meine Begeisterung dazu geführt, dass sie ein wenig aus der Reserve kam. Endlich sprach sie, und was sie sagte, schien einen Widerspruch geradezu herauszufordern.
    »Man hat uns beide aus dem Salon geschickt, um ungestört mit diesem Doktor über mich reden zu können.«
    »Dr. Lefebre und ich haben uns erst auf der Reise hierher kennen gelernt«, erwiderte ich. »Ich habe ihn vorher noch nie gesehen.«
    Ich weiß nicht genau, warum ich dies sagte. Ich denke, ich spürte, dass sie den Doktor und mich als Verbündete gegen sich betrachtete. Ich wollte ihr gleich zu Anfang begreiflich machen, dass ich vollkommen unabhängig war.
    Sie zuckte die schmalen Schultern. »Er ist hergekommen, um mich zu beobachten – genau wie Sie, Miss Martin.« Sie fixierte mich mit wissendem, spöttischem Blick, und ihre Lippen verzogen sich zu einem unkleidsamen zynischen Grinsen.
    Für einen Moment sah sie älter aus, als sie war, und es stand ihr nicht. Sie erinnerte mich an eines jener abgerissenen Kinder, die ich durch die Straßen von London hatte streifen sehen, deren scharfe Gesichter ihre Jahre Lügen straften, oder schlimmer noch, die in knalligen Kleidern des Abends ihre unreifen Körper am Straßenrand feilboten, während ihre Augen den Verlust jeglicher Unschuld widerspiegelten und mit ihr jeglicher Hoffnung.
    Ich musste diese Situation unverzüglich unter Kontrolle bringen, oder wir würden niemals zu irgendetwas kommen. »Erstens«, sagte ich in ernstem Ton, »ich hätte gerne, dass Sie mich Elizabeth nennen, oder Lizzie, wenn Ihnen das lieber ist. Und ich würde gerne Lucy zu Ihnen sagen, falls Sie einverstanden sind. Zweitens, ich bin ganz bestimmtnicht hergekommen, um Sie zu beobachten.« Ich holte tief

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