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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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sagte, und ich errötete fast vor Verlegenheit. War es in diesem Haus etwa normal, dass von Lucy gesprochen wurde, als wäre sie taub und dumm oder außerstande, eine eigene Meinung von sich zu geben?
    »Wenn es das ist, was Mrs. Craven gerne möchte«, antwortete ich und drehte mich so demonstrativ zu Lucy um, wie es mir möglich war, ohne Miss Roche zu beleidigen. »Möchten Sie morgen spazieren gehen, Mrs. Craven? Ich würde gerne die Umgebung erkunden. Vielleicht wären Sie so freundlich und könnten meine Führerin sein?«
    »Selbstverständlich«, sagte Lucy. Ihre Stimme klang ausdruckslos, doch sie warf mir einen schnellen Blick zu, und ich bildete mir ein, ein Aufblitzen von Dankbarkeit darin zu bemerken.
    Unerwartet meldete sich Miss Phoebe zu Wort. »Es wird sicher ganz wunderbar für die liebe Lucy, endlich jüngere Gesellschaft zu haben.«
    Miss Roche schürzte die Lippen und fixierte mich mit einem sehr direkten Blick. »Dies ist ein respektabler Haushalt, Miss Martin. Unsere Familie ist sehr alt. Unsere Vorfahren kamen in jener Zeit aus Frankreich hierher, als der französische König Louis die Protestanten in seinem Land grausam verfolgte. Davor waren unsere Vorfahren bereits bedeutende Persönlichkeiten in La Rochelle. Fleiß und Ernsthaftigkeit waren stets unsere Losung.«
    Miss Roche hob die Hand und deutete auf ein altes, vom Rauch dunkel gewordenes Ölgemälde, das über dem Kamin hing. Es zeigte einen Mann mit prächtiger Staatsperücke und Spitzenkragen vor einem Hintergrund, der nicht mehr zu erkennen war. Das Bild musste dringend fachmännisch gereinigt werden.
    »Dieser Gentleman ist John Roche, der Erste unserer Familie, der sich in diesem Land niedergelassen hat, gemalt von Sir Peter Lely.« Ihre Stimme vibrierte vor Stolz.
    »Sehr beeindruckend, Ma’am«, sagte ich artig.
    Ich kenne mich nicht aus mit Kunst, doch mir wollte scheinen, dass das Bild von einer weniger geschickten Hand als der eines der großen Porträtisten stammte. Vielleicht verdeckte der Schmutz die feineren Details. Was er nicht verbarg, war der verwegene Blick des Sitzenden, der in meinen Augen kaum auf einen fleißigen, gottesfürchtigen Seidenhändler hindeutete. Es gelang mir dennoch, eine gebührend beeindruckte Miene aufzusetzen, denn genau dies wurde von mir erwartet.
    »Aus diesem Grund …«, fuhr Miss Roche fort, zufrieden, mich beeindruckt zu haben, »aus diesem Grund möchte ich nicht, dass Sie und meine Nichte Zeit mit müßigem Geschnatter verschwenden. Vielleicht könnten Sie gemeinsam ein instruktives Buch studieren.«
    Fast hätte ich sie angegiftet, dass ich nicht als Gouvernante herbestellt worden war. Doch Lucy war so jung. Heirat und Mutterschaft hatten ihre Ausbildung mit großer Wahrscheinlichkeit unterbrochen. Vielleicht glaubte ihre Tante, dass dies ein Teil des Problems war und dass sich Lucys Stimmung verbesserte, wenn sie neue Interessen finden konnte. Dies war die bestmögliche Interpretation von Miss Roches Worten, die mir einfallen wollte. Ich begann allmählich zu verstehen, warum Mr. Charles Roche mich nach Shore House geschickt hatte. Was auch immer Lucy fehlte, seine beiden Schwestern waren nicht die richtigen Personen, um sich damit zu befassen.
    Dr. Lefebre gesellte sich wieder zu uns, und ich war herzlich erfreut, ihn zu sehen. Er hatte ein Talent, mit den Ladys zu reden, ohne viel wirklich Interessantes von sich zu geben, und sie damit zu unterhalten. Das von Sir Peter Lely gemalte Porträt des fernen Vorfahren wurde ihm präsentiert, und er legte eine Hand auf den Mund und meinte: »Sie sind eine sehr glückliche Frau, so etwas zu besitzen, Ma’am.«
    Wir wurden sodann mit der Geschichte der Familie Roche vertraut gemacht, Generation für Generation. Sie alle waren, so erfuhren wir, von größter Redlichkeit und Pietät gewesen. Sie hatten ihren protestantischen Glauben und ihre Familie in Ehren gehalten, während sie erfolgreich ihren Geschäften nachgegangen waren. Es überraschte mich keineswegs, dass eine Linie von solch humorlosen, wenngleich fleißigen Langweilern am Ende Miss Christina und Miss Phoebe hervorgebracht hatte. Ich blickte erneut hinauf zu dem Gentleman mit der Staatsperücke. Vielleicht lag es an meiner Müdigkeit, dass ich den Eindruck hatte, dieser verwegen dreinblickende Kerl zwinkerte mir zu. Glaub bloß nicht alles, was dir die beiden unterjubeln!, schien er zu sagen.
    Um Punkt halb zehn erhob sich Miss Roche aus ihrem Sessel, augenblicklich gefolgt

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