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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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von ihrer Schwester.
    »Wir pflegen früh schlafen zu gehen«, sagte Miss Roche. »Das gilt selbstverständlich nicht für Sie, Doktor Lefebre.«
    Was implizierte, dass es für Lucy und mich galt.
    »Ich gehe noch einmal nach draußen in den Garten, bevor ich mich schlafen lege«, sagte der Doktor. »Vielleicht wandere ich sogar noch ein wenig den Strand entlang, wer weiß?«
    »Ganz wie Sie wünschen, Doktor«, erwiderte Miss Roche kurz angebunden.
    Es tat mir überhaupt nicht leid, nach oben und zu Bett zu gehen. Es war ein langer, geschäftiger Tag gewesen, und ich war todmüde. Die Haushälterin kam mit einem Tablett voller Kerzenleuchter herein. Es gab kein Gas in dem abgelegenen Anwesen, und unten im Erdgeschoss hatten Öllampen das schwächer werdende Licht ersetzt. Oben jedoch schienen Kerzen die übliche Lichtquelle darzustellen. Jeder erhielt einen Leuchter. Am Kopf der Treppe wandten sich die Schwestern nach links. Lucy und ich gingen nach rechts und wünschten uns gegenseitig vor ihrer Zimmertür, welche direkt neben der meinen lag, eine gute Nacht.
    Ich wünschte, ich hätte nicht das ärgerliche Gefühl, in den Kinderflügel abgeschoben worden zu sein. Ich wusste nicht, wo Dr. Lefebre logierte, doch ich war sicher, dass er ebenfalls auf der linken Seite des Korridors schlafen würde, wo Miss Roche sein Kommen und Gehen überwachen konnte. Er schien ein allein stehender Gentleman zu sein,und in einem respektablen Haushalt wie diesem würde man ihm keine Schlafkammer irgendwo in der Nähe einer unverheirateten Frau erlauben, wie ich eine war – oder in der Nähe einer hübschen verheirateten Frau, deren Mann in China weilte.
    Auf einem Tisch in der Ecke meines Zimmers stand ein Schreibpult aus Rosenholz mit Einlegearbeiten aus Elfenbein. Es erinnerte mich an mein Versprechen, Ben zu schreiben, sobald ich angekommen war. Trotz aller Müdigkeit öffnete ich den Pultdeckel und nahm ein Blatt des feinen Papiers hervor, das darin lag. Gleich daneben fand ich eine Anzahl Stifte und Tinte in einem Glasfass mit silbernem Deckel. Das ist in der Tat ein reiches Haus! , dachte ich. Selbst ein in der Regel unbenutztes Gästezimmer ist mit kostspieligen Möbeln und Utensilien wie diesen ausgestattet, für den Fall, dass ein Bewohner einen privaten Brief zu schreiben wünscht.
    Im Licht meiner Kerze machte ich mich daran, meine Reise hierher zu beschreiben, mein überraschendes Zusammentreffen mit Dr. Lefebre im Zug und die Überfahrt mit der Fähre. Weil ich befürchtete, Ben würde dies bereits als eine Landschaftsbeschreibung ansehen und ungeduldig werden, beeilte ich mich weiter auszuführen, dass ich die Schwestern Roche als förmliche und steife Personen kennen gelernt hatte. Ich schrieb ihm, dass ich auch Mrs. Craven bereits gesehen, allerdings bisher zu wenig Zeit gefunden hätte, um mich mit ihr zu unterhalten. Mir wäre allerdings ihre extreme Jugend aufgefallen.
    Ich beschloss, Ben gegenüber nichts von Lucys Behauptung zu erwähnen, dass Lefebre ein »Irrenarzt« war. Das wollte ich mir doch lieber erst von jemand anderem bestätigen lassen, vorzugsweise von Lefebre selbst.
    Indem ich den ganzen Brief las, fiel mir auf, dass Dr. Lefebre eine recht große Rolle in meiner Erzählung spielte, doch daran ließ sich nichts ändern. Die Kerzenflamme flackerte, und ich bemerkte, wie weit die Kerze inzwischen heruntergebrannt war. Ich konnte nicht mehr viel länger schreiben, abgesehen davon fielen mir vor Müdigkeit die Augen zu. Ich stellte fest, dass meine Schrift während der letzten Zeilen immer ungleichmäßiger geworden war, und versprach Ben in einem letztenSatz, mehr zu schreiben, sobald ich dazu kam, dann unterschrieb ich den Brief, suchte nach etwas Siegelwachs im Pultkasten und benutzte die Kerze, um den Brief zu versiegeln. Als ich das Wachs zurücklegte, stellte ich fest, dass der Kasten mit einem geschlängelten chinesischen Drachen verziert war. Ich fragte mich, ob das gesamte Pult aus dem Fernen Osten stammte, wie allem Anschein nach so vieles vom Vermögen der Roches. Ich stellte den Brief auf meine Kommode in der Absicht, ihn am nächsten Morgen mit nach unten zu nehmen und in das Kästchen für ausgehende Post in der Eingangshalle zu legen.
    Das Schreiben hatte mich endgültig müde gemacht. Ich kämpfte mich aus meiner Kleidung und in mein Nachthemd. Es war sehr warm und stickig im Zimmer. Nachdem ich mich umgezogen hatte, blies ich die Kerze aus und ging zum Fenster, um die schweren

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