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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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nicht, wie die Welt ist. Es hatte sich wahrscheinlich noch nie mit einem Mann getroffen und ganz gewiss nicht mit einem Kerl wie diesem Craven. Lucy hatte keine Mutter und keine ältere Schwester, die auf sie aufgepasst hätte. Sie war ohne Zweifel begierig, der Bevormundung durch ihre Tanten zu entkommen. Die Damen betrachten junge Menschen genauso, wie sie die wilden Ponys betrachten, die frei auf der Weide umherstreunen. Unberechenbar, nur halb zahm und mit einem stark ausgeprägten Hang zum Eigensinn.
    Der junge Mann erklärte Lucy seine Liebe, und sie glaubte ihm jedes Wort. Doch keine Familie sieht gerne Mitgiftjäger, und die Familie Roche ist ganz besonders innig darauf bedacht, ihre Interessen zu wahren. Also sorgte Craven dafür, dass sein Ansinnen nicht geradewegs abgelehnt wurde … nicht abgelehnt werden konnte , wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich denke schon«, sagte ich sinkenden Mutes. Craven hatte sie also verführt. Vielleicht war es gar nicht so schwer gewesen. Lucys Neugier auf Sex war bereits durch ihre Studien der »Sammlung« geweckt worden, die ihr Onkel in seinem Schreibtisch aufbewahrte.
    »Richtig. Sie trug ein Kind von ihm aus, kein Zweifel. Und nunzeigte Craven sein wahres Gesicht. Er ging mit einer ganzen Liste von Forderungen zu Charles Roche. Ich würde es fast eine Einkaufsliste nennen. Er wäre bereit, Lucy zu heiraten, doch nicht ohne Gegenleistung, auch wenn er es nicht so unverblümt sagte. Erstens mussten seine sämtlichen Schulden beglichen werden, bevor eine Hochzeitszeremonie stattfinden konnte. Was ihre gemeinsame Zukunft anging, so schätzte er, dass er und seine Frau ein neues Haus in einer schicken Gegend von London benötigten. Sie würden einen gewissen Lebensstil benötigen. Roche würde seiner Nichte eine großzügige Apanage zahlen und Craven zur gleichen Zeit ein prächtiges Salär für eine Position in seinem Geschäft – eine viel höhere als die eines gewöhnlichen Angestellten. Nicht, dass Craven im Traum daran dachte, sich dieses Salär zu verdienen. Er erwartete eindeutig, dass der Posten eine Pfründe ohne jegliche Verpflichtungen war.«
    »Charles Roche hat ihn in sein Geschäft aufgenommen«, entgegnete ich. »Bedeutet das, dass er sich mit allem einverstanden erklärt hat?«
    »Was hätte er sonst tun können? Craven gestatten, den Ruf des Mädchens zu ruinieren und ihre gesamte Zukunft gleich mit? Ganz zu schweigen davon, dass er ihr das Herz gebrochen hätte. Das Mädchen liebt diesen elenden Schuft, selbst jetzt noch.«
    »Aber Cravens Ruf wäre ebenfalls ruiniert gewesen, hätte er sie sitzen lassen«, protestierte ich.
    Lefebre schüttelte den Kopf. »Meine liebe Miss Martin«, sagte er geduldig. »Glauben Sie mir, ein Halunke wie Craven, ganz gleich, wie seine Vergangenheit aussehen mag, findet immer ein neues Opfer, das seinem Charme und seinen Schmeicheleien nur zu gerne erliegt. Lucy wäre befleckt als ein gefallenes Mädchen, und ihr Kind würde in der Schande aufwachsen, ein Bastard zu sein, doch ein Mann … die Welt behandelt Männer ganz anders als Frauen, liebe Miss Martin.«
    Ich wusste, wie Recht er damit hatte, und nickte wortlos.
    »Charles Roche blieb keine andere Wahl, als den guten Namen seiner Nichte zu retten – und den des Hauses Roche –, ganz zu schweigen davon, dass er seine Schwestern irgendwie beruhigen musste. Sie können sich sicherlich denken, wie die beiden auf die unwillkommenen Neuigkeiten reagiert haben. Doch Charles ist kein Narr. Craven bekam nicht alles, was er verlangte. Ihm wurde gesagt, dass er in das Geschäft aufgenommen würde, allerdings nicht in London. Er würde zu den Teekontoren und den Lagerhäusern der Familie geschickt werden, in Kanton. Er würde in der Tat ein hübsches Salär erhalten … allerdings nur so lange, wie er im Ausland blieb. Seine Frau würde in die Obhut der Schwestern Roche gegeben, und all ihre finanziellen Bedürfnisse würden direkt von ihrem Onkel geregelt werden, ohne Intervention von Seiten ihres Ehemanns. James Craven ist, um es mit einem Wort zu sagen, ein Schmarotzer, der von Geldsendungen aus London lebt. Er ist dort, wo er sich jetzt befindet, sicherlich nicht ohne reichlich ähnliche Gesellschaft. Eine ganz beträchtliche Anzahl von schwarzen Schafen europäischer Familien bewohnen die Hafenstädte im Fernen Osten. Sie alle leben von den regelmäßigen Zahlungen von zu Hause, und sie alle wissen sehr genau, was als Gegenleistung für das Geld von ihnen

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