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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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wollen, sah aus wie der Griff eines Zierdolchs.
    Es war über dem Schlüsselbein bis ans Heft in seinen Hals gerammt worden. Viel roter als das Halstuch glitzerte das frische Blut, das aus der Wunde gelaufen war.
    Blut! Ach du gütiger Himmel, es war überall! Brennans Hemd, seine Weste, seine Jacke, selbst das umgebende Gras war getränkt davon. Der von ihm ausgehende Schlachthausgestank kroch bereits in meine Nase. Die Sonne ließ es glänzen. Die ersten neugierigen Fliegen hatten sich eingefunden, und ihr leises, aufgeregtes Summen erfüllte die Luft.
    Der Schock ließ mich in einer merkwürdig entrückten Stimmung erstarren. Illustrationen aus den medizinischen Lehrbüchern meines Vaters, die ich in ferner Kinderzeit gesehen hatte, standen plötzlich wieder vor meinem geistigen Auge. Die Halsschlagader ist durchtrennt , dachte ich. Doch das Blut sprudelt nicht mehr aus der Wunde. Das Herz ist stehen geblieben. Brennan ist tot.
    Lucy bewegte sich, und ich sah, dass ihre Ärmel und das Mieder mit Blut verschmiert waren. Langsam streckte sie mir ihre blutbesudelten Hände entgegen.
    »Das habe ich nicht getan!«, flüsterte sie mit gequälter, heiserer Stimme. »Bitte, sagen Sie ihnen, dass ich es nicht getan habe, Lizzie …«
    Der kleine Terrier legte den Kopf in den Nacken, öffnete die spitze Schnauze und stieß ein langgezogenes klagendes Jaulen aus.
    Lucy begann zu kreischen.

8. KAPITEL
    Elizabeth Martin
    Das schrille Kreischen riss mich aus meiner momentanen Betäubung. Ich stürzte vor und packte sie bei den Armen, um sie auf die Beine zu zerren. Meine Absicht war es, sie von dem Leichnam wegzuziehen, doch sie sackte schlaff in meine Arme, und ich stand da und musste sie halten.
    »Kommen Sie, Lucy«, drängte ich verzweifelt. »Gehen wir ins Haus, und ich erkläre den anderen, was sie hier finden. Jemand anders wird sich um alles kümmern.«
    Wer hätte gedacht, dass diese so zierlich gebaute junge Frau so schwer war? Ich hätte genauso gut versuchen können, den Toten zu tragen. Doch ihre Schreie waren nicht ungehört geblieben, und es war nicht erforderlich, dass ich Lucy ins Haus trug und dort die schockierenden Neuigkeiten verkündete. Aus allen Richtungen kamen Menschen herbeigerannt. Aus dem Haus kam die Haushälterin Mrs. Williams mit wehendem schwarzem Kleid. Hinter ihr erschien die hemdsärmelige Gestalt eines Gärtners, der einen Spaten bereithielt, sollte eine Waffe benötigt werden. Vom Strand eilte Andrew Beresford in vollem Lauf heran, und sein Hund folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Die Ankunft all dieser Leute und insbesondere eines weiteren Hundes hatte einen verblüffenden Effekt auf Brennans Terrier. Er sprang auf und rollte die Oberlippe zu einem warnenden Knurren zurück, das scharfe, gelbe Zähne sichtbar werden ließ, dann bezog er eine schützende Position vor dem Leichnam seines gefallenen Herrn und grollte bösartig.
    Mrs. Williams kam geradewegs zu uns und riss Lucy aus meinen Armen.
    »Ganz ruhig, ganz ruhig, mein Liebling!«, gurrte sie und streichelte Lucy über das Haar. »Williams ist da und kümmert sich um alles. Williams ist da. Kommen Sie mit mir nach drinnen, und ich bringe Sie in Ihr Bett. Kommen Sie, Miss Lucy …«
    Lucy schien auf die vertraute Stimme zu reagieren. Sie wimmerte und unternahm einen Versuch aufzustehen. Gestützt von Williams ließ sie sich willenlos zum Haus führen.
    »Was zum Teufel ist hier passiert?«, herrschte mich Beresford an.
    »Ich weiß genauso wenig wie Sie!«, erwiderte ich. »Nur, dass Brennan tot ist und Lucy neben der Leiche gehockt hat!«
    »Verdammt!«, rief er und rückte gegen mich vor, das Gesicht rot vor Wut. »Sie wollen doch wohl nicht andeuten, dass Lucy irgendetwas damit zu tun haben könnte? Das ist unerhört!«
    Meine ohnehin angespannten Nerven gingen durch. »Ich behaupte nichts dergleichen! Ich habe lediglich gesagt, was ich gesehen habe!«
    Wir standen uns gegenüber wie zwei Kampfhähne, bis der Gärtner sich zu Wort meldete und unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    »Das hier hat wahrscheinlich sein kleiner Hund ausgegraben!«, sagte der Gärtner.
    Sowohl Beresford als auch ich drehten uns zu ihm um und sahen, wie er zu einer Stelle deutete, wo die Rhododendren in sandigem, weichem Boden wurzelten. Natürliche Erosion hatte die Wurzeln, die ein dichtes Gewirr bildeten, teilweise freigelegt. Emsige Pfoten hatten das Erdreich weiter weggescharrt, das überall ringsum verstreut lag. Der Terrier hatte ein Rattennest

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